Gekroent
aber wow! Es war unglaublich.“
„Hat er Euch Gefühle geschickt?“
„Nein, ich habe Dinge gesehen. Wunderschöne Dinge.“ „Beschreibt sie, Morrigan.“
„Ich habe einen Ort gesehen, der erfüllt war von ganz unglaublichen Gebäuden, nein, es waren eher Tempel. Sie hatten eine cremeweiße Farbe, und die meisten Dächer trugen Kuppeln. Überall waren Frauen – und sie waren alle wirklich hübsch. Es war vielleicht eine Art Schule.“
„Der Tempel der Musen“, sagte Kai mit aufgeregter Stimme. „Hat der Marmor sich auf eine besondere Szene konzentriert oder Euch nur einen generellen Überblick gegeben?“
„Am Ende hat er sich auf einen Rosengarten fokussiert.“ Kais Lachen traf sie vollkommen unerwartet. „Was? Wieso ist das lustig?“
„Bevor Myrna gestorben ist und ich diesen Eilauftrag erhielt, den Stein für ihr Denkmal zu suchen, hatte ich bereits eine Reise zu den Sidetha geplant, weil Kalliopes Inkarnation mich beauftragt hatte, eine neue Bank für ihren Rosengarten zu hauen.“
Morrigan hatte keine Ahnung, wer Kalliope war, aber sie verstand, was Kai ihr sagen wollte. Sie lächelte und deutete auf den formlosen Marmorklotz. „Das wird also eine Bank?“
„Ja, sieht so aus.“
„Also habe ich Ihnen dabei geholfen, das richtige Stück Marmor zu finden.“
„Und dafür danke ich Euch, Mylady.“ Grinsend nahm er ihre Hand, beugte sich formvollendet darüber und hob sie in einer Geste an seine Lippen, die sicher nett gemeint war.
Bevor seine Lippen ihre Hand berührten, spürte Morrigan einen hässlichen Schlag in ihrer Hand, als hätte sie gerade die Mutter aller Elektroschocks erhalten. Schnell entzog sie sie ihm und rieb die entsprechende Stelle. Sie sah Kai entschuldigend an, bereit, einen Kommentar über seine „einschlagende“ Persönlichkeit zu machen, da bemerkte sie seinen Gesichtsausdruck. Ganz eindeutig hatte er auch etwas gespürt. Sein Körper war steif, und er starrte sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Abscheu an.
„Wer seid Ihr?“ Kai klang angespannt und außer Atem.
Morrigan verspürte den plötzlichen Wunsch, mit der Wahrheit herauszuplatzen und diesem Mann, den sie gerne als Freund oder Vater hätte und der bis zu diesem Moment so nett zu ihr gewesen war, alles zu erzählen.
Sag nichts!
Die Stimme in ihrem Kopf war immer noch sehr leise, aber Morrigan konnte die Dringlichkeit in ihr hören – und den Befehl. Offensichtlich wollte die Göttin nicht, dass Kai die Wahrheit über sie erfuhr.
Also richtete sie sich stattdessen innerlich auf und straffte die Schultern. Sie war nicht irgendein machtloses Mädchen, das sich von einem plötzlich merkwürdig werdenden älteren Mann einschüchtern ließ. „Ich dachte, Sie würden mich kennen. Ich bin die Lichtbringerin, Hohepriesterin von Adsagsona. Ich habe Ihnen gerade geholfen, den richtigen Marmor für Kalliopes Bank zu finden. Und ich habe keine Ahnung, was für ein Problem Sie haben, also werde ich Sie jetzt alleine lassen, damit Sie sich in aller Ruhe mit Ihren Themen beschäftigen können. Oh, und falls es zu schwer für Sie ist, in meiner Nähe zu sein, weil Sie denken, dass ich aussehe wie Myrna, dann tun Sie sich keinen Zwang an, mir aus dem Weg zu gehen.“ Damit reckte sie ihr Kinn in die Luft, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den butterfarbenen Raum. Brina beeilte sich, ihr zu folgen.
Nachdem Morrigan gegangen war, fiel es Kai schwer, sich zu konzentrieren. Er sollte die Arbeiter der Sidetha zu sich rufen und sie bitten, den Stein in Kegans Zimmer zu bringen, damit der Zentauranfangen konnte, Myrnas Ebenbild zu erschaffen. Er hatte außerdem noch ein paar andere Aufträge, an denen er arbeiten könnte. Woulffs Stammesführer wollte ein seltenes Stück Onyx, aus dem er einen Wolf für seine Große Halle schnitzen lassen konnte, eine Zentaurenherde suchte ein Stück Sandstein für ein Denkmal von Epona …
Doch anstatt an seine Aufträge konnte Kai nur daran denken, was er gefühlt hatte, als er Morrigans Hand berührte.
Es war keine Überraschung, dass er neugierig war, was sie anging. Sogar wenn sie der toten Myrna, die für ihn lange Zeit das Kind gewesen war, das er nie gehabt hatte, nicht so unglaublich ähnlich gesehen hätte, wäre er fasziniert davon gewesen, eine Lichtbringerin kennenzulernen. Vor allem, nachdem er früher am Tag Zeuge ihrer Machtdemonstration geworden war. Wie Kegan erklärt hatte, waren Priesterinnen mit diesem Talent sehr selten – womöglich würde in
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