Gekroent
besucht. Dort hat sie etwas gekauft, das sie für die Reproduktion einer alten keltischen Urne gehalten hat. Tatsächlich war es jedoch ein Talisman aus Partholon, einer anderen Welt – einer Welt, die unserer sehr ähnlich ist, in der die Menschen genauso aussehen wie Menschenin dieser Welt. Aber in Partholon ist Magie real, und die Göttin Epona war, oder ist es immer noch, die höchste Gottheit dort.“
„Epona …“ Morrigan flüsterte den Namen der Göttin.
Ihr Großvater nickte. „Eponas Hohepriesterin, ihre auserwählte Inkarnation, hatte den Talisman als Köder nach Oklahoma geschickt, um Shannon zu fangen. Denn Shannon glich ihr wie ihr Spiegelbild – die beiden waren sich so ähnlich, dass man sie rein körperlich nicht auseinanderhalten konnte – sie wollte den Platz mit Shannon tauschen. Mithilfe der Urne wurde Shannon nach Partholon versetzt, und Rhiannon, Eponas Auserwählte, kam nach Oklahoma.“
„Aber warum? Das ergibt doch keinen Sinn. Warum würde die Hohepriesterin einer Göttin ihre Welt verlassen wollen, um hierherzukommen?“
„Rhiannon wusste, dass eine Armee von Dämonen sich bereit machte, um Partholon anzugreifen. Das Land zu verlassen schien ihr eine gute Idee.“
„Das ist nicht richtig. Hätte sie als Hohepriesterin nicht dableiben und ihrem Volk helfen müssen?“
„Ja, das hätte sie, aber Rhiannon MacCallan war egoistisch und verwöhnt. Sie hat den einfachen Weg gewählt, nicht den richtigen.“
Morrigans Großmutter beugte sich vor und fügte mit ernster Stimme hinzu: „Einer der Gründe, weshalb Rhiannon sich so verhalten hat, war, dass ein dunkler Gott ihr Böses eingeflüstert und ihre Seele vergiftet hat.“
Bei der Erwähnung des Wortes flüstern verstand Morrigan auf einmal geschockt, wieso ihre Großeltern sie immer davor gewarnt hatten, auf die Stimmen zu hören, auch wenn eine davon vielleicht die ihrer Mutter war. Ihre Mutter …
„Niemand hat Rhiannon vor Pryderi, dem dunklen Gott, gewarnt. Sie wusste nicht, dass ihre Unzufriedenheit und die schlechten Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, vom Bösen manipuliert wurden“, fuhr Grandpa fort.
„Woher weißt du das alles?“ Morrigan war mit einem Mal kalt, und sie schlang die Arme um ihren Oberkörper.
Grandpa atmete tief ein und stieß die Luft seufzend aus. „Rhiannon hat Shannons Leben hier übernommen.“
„Nein, das hat sie nicht. Rhiannon war überhaupt nicht so wieShannon, und sie hat definitiv nicht ihr Leben übernommen“, widersprach seine Frau mit ungewohnter Schärfe in der Stimme.
„Deine Großmutter hat recht. Rhiannon hat Shannons Leben nicht so übernommen, wie Shannon ihres in Partholon übernommen hat. Rhiannon hat alles verdreht und verändert, immer nach mehr gesucht. Mehr Macht. Mehr Geld. Mehr um jeden Preis.“
„So hat sie deinen Vater kennengelernt.“
Morrigan schaute ihre Großmutter an. „Also ist Clint Freeman wirklich mein Vater?“
„Natürlich, Liebes.“
„Er war ein guter Mann. Er hatte eine starke Verbindung zur Erde.“ Grandpa hielt inne und lächelte. „Ich dachte immer, dass daher deine Liebe zur Natur kommt. Er gewann sogar körperliche Kraft aus ihr. Shannon hat uns erzählt, dass Clint das Spiegelbild eines Hohen Schamanen aus Partholon war, mit dem sie an Rhiannons Stelle verheiratet wurde.“
„Warte. Ich versteh das nicht. Du hast gesagt, Rhiannon war hier und Shannon dort drüben. Jetzt sagst du, dass Shannon dir solche Sachen erzählt hat. Also spricht sie aus Partholon mit dir?“
„Nun ja, ab und zu, aber sehr selten. Meistens träume ich von ihr und weiß, dass das, was ich sehe, real ist. Von Partholon habe ich auf andere Art erfahren. Shannon ist einmal nach Oklahoma zurückgekehrt. Clint hatte versucht, sie wieder gegen Rhiannon zurückzutauschen. Eine Zeit lang waren sie alle drei in Oklahoma, ebenso eine böse Macht, die Rhiannon wegen ihrer Kräfte gerufen und auf diese Welt losgelassen hatte.“
„Hat das meinen Dad umgebracht?“ Morrigan war erstaunt, dass ihre Stimme so normal klang, während sich in ihrem Inneren alles zusammenzuziehen schien und sie eigentlich nur aufspringen, sich die Ohren zuhalten und aus dem Zimmer stürzen wollte.
„Nein“, sagte Grandpa langsam. „Dein Vater hat sich geopfert, um Rhiannon aufzuhalten. Mit seinem Blut hat er Rhiannon auf magische Weise gefangen gesetzt und Shannon zurück nach Partholon geschickt, damit sie bei seinem Spiegelbild sein konnte, dem Vater ihres ungeborenen
Weitere Kostenlose Bücher