Gekroent
Babys.“
„Und Rhiannon war mit mir schwanger?“
„Ja.“
„Rhiannon ist meine Mutter, nicht Shannon.“
Das war keine Frage, aber ihr Großvater antwortete trotzdem: „Ja, Rhiannon ist deine Mutter.“
„Und ihr seid Shannons Eltern, nicht Rhiannons.“
Statt darauf zu antworten, sagte Grandpa: „Du sollst wissen, dass bei deiner Geburt ein Schamane anwesend war. Er brachte dich zu uns und hat uns erzählt, dass Rhiannon vor ihrem Tod dem dunklen Gott entsagte und sich mit Epona versöhnte.“
Durch das Summen in ihrem Kopf verstand Morrigan kaum, was er sagte. „Deshalb habe ich mich immer so gefühlt, als ob ich nicht dazugehöre. Weil ich nicht dazugehöre.“ Sie sprach die Worte vorsichtig aus und unterdrückte die Übelkeit, die in ihrer Kehle aufstieg. „Ich gehöre nicht in diese Welt. Und ich gehöre nicht zu euch beiden.“
„Aber Liebes, du gehörst zu uns! Du bist unser Kind!“
Morrigan spürte, wie ihr Kopf hin und her schwang. „Nein. Ich bin das Kind von Rhiannon MacCallan. Und sie ist nicht eure Tochter. Meine Mutter war nicht Shannon, die Frau, deren Bilder ihr mir gezeigt und deren Geschichten ihr mir erzählt habt. Ich bin Rhiannons Tochter.“ Ihre Stimme klang seltsam – wütend, laut, anklagend. Sie sah den Schmerz, der die Augen ihrer Großmutter verdunkelte und sie mit Tränen füllte, aber sie konnte nicht mehr aufhören. „Ich bin das Kind der Frau, die so verdammt böse war, dass der Vater ihres Kindes sich selbst getötet hat, um die Welt vor ihr zu beschützen.“ Schwer atmend hielt sie inne. „Und vor mir. Er hat sich auch umgebracht, um die Welt vor mir zu beschützen, weil ich ihr Kind bin. Da ich aus ihr komme, bin ich vermutlich genauso wie sie.“
„Nein, Morrigan. Du bist nicht wie sie“, widersprach ihr Großvater mit fester Stimme.
Morrigans Herz klopfte so heftig, dass ihre Brust schmerzte. „Wie hat sie sich aus dem Bann befreit? Wie bin ich geboren worden?“ Sie sah die Antwort im Gesicht ihres Großvaters und spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Bevor er sich etwas ausdenken konnte, gab sie sich die Antwort selbst: „Pryderi hat sie befreit.“
„Der dunkle Gott hat sie befreit, aber Epona hat ihr vergeben.“
„Deshalb habt ihr mich gewarnt, dass einige Stimmen, die ich im Wind höre, böse sein könnten. Weil meine Mutter böse war und diesem bösen Gott zugehört hat, ist es nur logisch, dass ich genauso werde wie sie.“
„Liebes, wir wollten nur sichergehen, dass du auf der Hut bist und sich die Dinge, die Rhiannon verführt und getäuscht haben, nicht auch an dich heranmachen“, sagte Grandma.
„Morrigan, hör gut zu. Du bist nicht böse. Das war nicht der Grund, aus dem wir dich gewarnt haben. Du bist wie Shannon, nicht wie Rhiannon.“
„Ich bin aber nicht Shannons Tochter. Du hast gesagt, sie und Rhiannon waren zur gleichen Zeit schwanger. Sie hat eine eigene Tochter in Partholon, nicht wahr?“ Als keiner der beiden etwas erwiderte, stand Morrigan so hastig auf, dass der Hocker umkippte. Mit lauter Stimme sagte sie: „Nicht wahr?“
„Ja, Shannon hat in Partholon eine Tochter“, gab ihr Großvater schließlich zu.
„Also gibt es zwei von uns. Genau wie Shannon und Rhiannon. Das ist Ironie, nicht? Ich gehöre eigentlich da drüben hin, und sie hätte hier geboren werden sollen. Oder nein. Sie hat eine Mutter, und die beiden gehören zusammen. Ich bin es, die nirgendwo wirklich hingehört.“
Du hast die Höhle und du hast dein Erbe …
„Ich bin nicht eure Enkelin. Ich bin nicht die, die ich mein ganzes Leben lang zu sein glaubte.“ Morrigan ging langsam rückwärts aus dem Raum. Wenn sie noch länger bliebe, würde sie in der Angst und der Trauer ertrinken, die sie niederdrückten.
„Natürlich bist du unsere Enkelin. Das ändert doch gar nichts. Der einzige Grund, wieso wir dir das alles erzählt haben, ist, dass du offensichtlich die Kräfte einer Priesterin hast. Das bedeutet, Eponas Hand muss über dir wachen, sogar hier in Oklahoma.“
Grandpa sprach so vorsichtig zu ihr wie zu einem scheuen Fohlen.
„Es ist gut, von Epona berührt zu werden“, sagte Grandma unter Tränen lächelnd. „Ich bin sicher, dass die Göttin einen Plan für dich hat.“
„Was, wenn es nicht Epona ist, die mich berührt hat?“ Morrigans Stimme klang so tot, wie sich ihr Herz anfühlte. „Was, wenn Pryderi mich als sein Eigentum markiert hat und ich deshalb die Stimmen höre und Feuer machen kann. Was ist, wenn deshalb
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