Gelassen durch die Trotzphase
bei Streitereien grundsätzlich heraushalten, gewinnt immer der Stärkere.
... ganz ruhig sagen »Jetzt ist es aber gut! Versprecht mir, dass ihr euch jetzt vertragt«? Wenn keine Konsequenz folgt, haben die Kinder keinen Anreiz, ihren Streit zu beenden.
FÜRS LEBEN LERNEN
Im Umgang mit anderen Kindern können Kinder sich erproben und lernen, Konflikte zu lösen. Einzelkinder finden diese Möglichkeit in Kindertagesstätte oder Spielgruppe.
Ein sanfter Schubs in die richtige Richtung
Wenn alle Ihre Versuche zur »Schlichtung« nicht funktionieren – was bleibt dann noch übrig? Ideal ist es, wenn Sie fair, aber fest bleiben und ihre Kinder bei der Lösung von Konflikten aktiv einbeziehen. Das folgende Beispiel mit Luise, Lukas und ihrer Mutter zeigt, wie es funktionieren kann.
»Stufenplan« für eine gute Lösung
Mutter (bezieht die Kinder ein): »So ihr beiden, jetzt ist Schluss mit der Streiterei. Das kriegt ihr auch friedlich hin, da bin ich ganz sicher. Muss ich euch erst mal zum Abkühlen jeden in sein Zimmer schicken – oder überlegen wir sofort, wie es klappen könnte?«
Luise und Lukas: »Nein, nicht ins Zimmer! Lieber überlegen!«
Mutter (lässt beide Seiten zu Wort kommen): »Wie könntet ihr denn ohne Streit beide mit dem Ball spielen?«
Luise: »Der Lukas ist so gemein! Der reißt mir immer den Hüpfball weg!«
Lukas: »Das ist gar nicht wahr! Ich hatte den zuerst! Die blöde Luise hat mich geschubst.«
Mutter (ermuntert die Kinder zu einem Vorschlag): »So kommen wir nicht weiter. Fällt euch noch etwas Besseres ein?«
Luise: »Erst bin ich eine Stunde dran, dann Lukas. Du guckst auf die Uhr.«
Mutter (nimmt den Vorschlag auf): »Das ist eine gute Idee. Aber eine Stunde ist zu lang. Ich stelle die Küchenuhr jetzt auf zehn Minuten. Wir losen, wer anfangen darf. Ich werfe eine Münze. Ist das okay?«
Lukas und Luise: »Na gut …«
Mutter (lobt beide Kinder): »Ich freue mich, dass ihr beiden eine gute Lösung gefunden habt.«
Wenn eine Einigung dagegen nicht gelingt, kann die Mutter Lukas und Luise zu einer kurzen Auszeit in zwei verschiedene Zimmer schicken und ihnen dann noch einmal gemeinsam eine Chance geben. Klappt es wieder nicht, wird der Hüpfball für den Rest des Tages aus dem Verkehr gezogen. So einfach ist das. Und so schwer.
Tipp: Je nach Alter ...
Je älter Ihre Kinder sind, desto eher können sie schon selbst faire Lösungen vorschlagen. Je jünger sie sind, desto mehr sind sie noch auf Ihre Vorschläge oder Verbesserungen angewiesen.
TROTZ AUS ANGST
Angst schützt vor Gefahren. Manchmal hindert sie uns aber an schönen oder wichtigen Aktivitäten. Helfen Sie Ihrem Kind, mit seiner Angst klarzukommen!
Das zweite und dritte Lebensjahr gehören zum »Trotzalter«. Ebenso könnte man vom »Rockzipfel-Alter« reden, und an einem Hosenbein kann man sich ebenfalls wunderbar festklammern, um Mama oder Papa auf Schritt und Tritt zu folgen. Ihr Kind entdeckt jetzt, dass es eine eigenständige Persönlichkeit ist. Es kann auch klarer zwischen Vertrautem und Fremdem unterscheiden. Was fremd ist, könnte bedrohlich oder gefährlich sein! Wie gut, dass Sie in der Nähe sind und Ihr Kind bei Ihnen Schutz suchen kann.
Typische Angstsituationen
In einer Kinderarztpraxis habe ich vor einigen Jahren zusammen mit dem Kinderarzt Dr. Morgenroth 300 Eltern befragt, welches Verhalten ihrer Kinder sie besonders belaste (siehe auch mein Buch »Jedes Kind kann Regeln lernen«). Die Antwort »Trennungsangst« traf für jedes dritte Kind im zweiten Lebensjahr und für jedes sechste im dritten Lebensjahr zu. Daran wird deutlich: Längst nicht jedes Kind in diesem Alter hat Angst, wenn es von den Eltern getrennt ist. Aber sie kommt so häufig vor, dass man von normalem und altersgerechtem Verhalten ausgehen kann.
Kinder können sich mit zwei oder drei Jahren noch nicht selbst schützen. Mamas »Rockzipfel« ist ihre Lebensversicherung. Entscheidend ist, wie Sie mit der Angst Ihres Kindes umgehen. Davon hängt ab, ob es sich weiterentwickelt, allmählich weniger Situationen als bedrohlich empfindet, mutiger und unabhängiger wird – oder ob es in einen Kreislauf von Angst und Vermeidung gerät und seinen Lebensraum dadurch immer mehr einengt.
Allein im Raum bleiben
Nicolas (2 Jahre) ist »wie eine Klette«. Seine Mutter sagt: »Ich kann mich nicht in Ruhe anziehen oder duschen, ich kann nicht einmal zum Klo gehen. Nicolas fängt sofort an zu schreien, wenn ich mich ein paar Schritte wegbewege, und erst
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