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Gelassen durch die Trotzphase

Gelassen durch die Trotzphase

Titel: Gelassen durch die Trotzphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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Kindergarteneintritt sollten Sie einen neuen Anlauf wagen. Jetzt braucht Ihr Kind Lernerfahrungen wie diese: »Eine Gruppe mit anderen Kindern ist unübersichtlich, aber nicht gefährlich. Mir passiert nichts. Ich fühle mich immer sicherer.« Diese Erfahrung kann es nur machen, wenn Sie nicht aufgeben. Selbst vom Zuschauen von Ihrem sicheren Schoß aus profitiert es.
    Immer mehr Kinder besuchen schon vor Ende des dritten Lebensjahres eine Kindertagesstätte. Der wichtigste Unterschied zu Spielgruppen: Diese finden in der Regel nur einmal pro Woche statt, und eine Woche später fühlt sich die Situation schon wieder neu und fremd an. In die Kita gehen die Kinder dagegen täglich, und sie haben dort ihren vorhersehbaren Tagesablauf. So können sich auch trennungsängstliche Kinder viel besser an eine Gruppe mit mehreren Kindern gewöhnen. Die Unterbringung in einer guten Kindertagesstätte ist auch für Kinder unter drei zumutbar, selbst wenn sie sich anfangs nur schwer trennen können.
    ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN
    In vielen anderen Ländern, etwa Frankreich, gehen viel mehr Kinder unter 3 in Kindertagesstätten, ohne dass es für ihre Entwicklung Nachteile gibt. Jedem Kind steht ein Betreuungsplatz zu. Kaum eine französische Mama käme auf die Idee, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ihr Zweijähriges eine Kindertagesstätte besucht. Daher haben die Franzosen auch viel mehr Lust auf Kinder! Während im Jahr 2009 eine Frau in Deutschland im Durchschnitt 1,3 Kinder bekam, waren es in Frankreich 2,0.

Mit spätestens drei Jahren kommen die meisten Kinder in den Kindergarten. Nun sollen sie mehrere Stunden täglich ohne ihre Eltern klarkommen, viele neue Kinder kennenlernen und sich den fremden Erzieherinnen anvertrauen. Aber auch Musikschule oder Turngruppe finden ab jetzt ohne Eltern statt. Die Trennungsangst, die beim jüngeren Kind normal und akzeptabel war, kann nun zum echten Problem werden. Hier erfahren Sie, was es damit auf sich hat und wie Sie Ihrem Kind Mut machen können.
Schüchternheit – angeboren und anerzogen
    Warum will manch ein Kind morgens einfach nicht in den Kindergarten? Was tun, wenn es weint und sich heftig wehrt? Was tun, wenn es so schüchtern ist, dass es gar nicht mit den anderen Kindern redet oder spielt? Wenn es nirgendwo ohne die Eltern bleiben will? Und wie ist es zu erklären, wenn ein Kind ohne seine Eltern oder in fremder Umgebung immer noch so ängstlich und schüchtern ist, obwohl es zu Hause unbekümmert, laut und vielleicht sogar »rotzfrech« erscheint?
    Für Schüchternheit und soziale Ängste gibt es mehrere Ursachen, die sich gegenseitig beeinflussen. Zwillingsstudien haben gezeigt: Eineiige Zwillinge sind sich in Bezug auf Sozialangst und Schüchternheit ähnlicher als zweieiige. Das zeigt, dass Vererbung und biologische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Schüchterne und gehemmte Kinder können mit neuen, schwer einzuschätzenden Situationen nicht so gut umgehen. Ihre Angstschwelle ist sehr niedrig. Das auf Seite 84 beschriebene Warnsystem, die »Amygdala«, wittert bei ihnen in einer eigentlich harmlosen sozialen Situation Gefahr und schlägt Alarm. Darauf müssen sie reagieren.
    Tipp: Den Fragebogen nutzen
    Im Fragebogen ( > ) können Sie den Abschnitt »Selbstvertrauen« ausfüllen und auswerten. So bekommen Sie einen Anhaltspunkt, wo Ihr Kind in dieser Hinsicht steht.
Drei mögliche Angstreaktionen
    Bei Angst gibt es drei Möglichkeiten zu reagieren: kämpfen, fliehen oder »sich unsichtbar machen«. Eine naheliegende Reaktion ist der Kampf. Sie erleben ihn, wenn Ihr Kind schreit und sich mit aller Kraft wehrt, etwa wenn es allein in der Turngruppe oder bei einem Spielkameraden bleiben soll. Aber auch Flucht kommt in Frage: Kaum »abgeliefert«, läuft es weg und rennt Ihnen hinterher. Wenn das nicht möglich ist, bleibt nur noch die stumme Verweigerung: nicht reden, nicht mitmachen, »sich unsichtbar machen«. Alle drei Reaktionen kommen bei schüchternen und sozial ängstlichen Kindern häufig vor.
    Kinder mit dieser Veranlagung haben es ein bisschen schwerer als andere. Ihre Eltern auch. Es ist nicht leicht, mit den heftigen Trotzreaktionen eines Kindes umzugehen, das aus Angst vor einer ungewohnten Situation lautstark Widerstand leistet oder wegläuft. Aber auch das »Unsichtbarmachen« ist schwer auszuhalten.
    Schließlich wünschen sich alle Eltern Kinder, die selbstbewusst und unbefangen auf andere zugehen, statt mit gesenktem Blick stumm in der Ecke

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