Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
erwidert nur: „Und ich dachte schon Maikäfer.“ Dann schickt er ihn nochmals ins Haus, weil er doch gerne den lateinischen Namen wissen möchte. Konrad findet diesen natürlich heraus.
Herrlich, wie der Vater die Entdeckerfreude seines Sohnes nicht mit einem langen Vortrag über Käfer killt. Lernen braucht Entdeckerfreude, Begeisterung für eine Sache und Tun. Das bildet Verzweigungen im Gehirn. Und diese Form des Lernens hat immer mit positiven Gefühlen zu tun: Freude, Stolz – um nur zwei zu nennen.
(DVD: Prof. Dr. med. Gerald Hüther: Was können wir zum Gelingen der Bildung unserer Kinder beitragen AV1 Film + Multimedia 2011)
Eltern (Erzieher, Lehrer) sind gut beraten, wenn sie Entdeckerfreude und Begeisterung in den Kindern lebendig halten und Rahmenbedingungen für freies Spiel stecken, für leidenschaftlich ausgeübte Hobbys, für Entdeckungsreisen in die Natur und so weiter. Und nachdem Kinder durch Nachahmung lernen, lernen Kinder, wenn Eltern (und Lehrer) als positives Modell Dinge mit Leidenschaft und Begeisterung tun. Ich denke, unsere Tochter hat so viel mehr bei ihrer über Jahre hinweg leidenschaftlich betriebenen Reiterei gelernt als in allen Mathematik- und Geschichtsunterrichtsstunden. Ich will damit den Fokus darauf legen, dass es in der Schule für Kinder darum geht, eine Anpassungsleistung an gegebene Umstände zu erbringen. Es stellt sich die Frage: Was bringt das für das Leben der Kinder? Lernen sie für die Schule oder lernen sie für das Leben? Jedenfalls sollte Schule nicht so viel Raum einnehmen, dass für das Entwickeln von Leidenschaft und Begeisterung keine Zeit mehr bleibt. Am besten, Lehrer machen sich auf die Suche danach und stecken Rahmenbedingungen, damit Begeisterung zur Entfaltung kommt. Begeisterung, die in ihnen oder den Schülern lebt. Meiner Meinung nach, stehen wir in dieser Hinsicht vor einer Revolution schulischen Lernens. Außerhalb der Schule stecken Eltern den Rahmen für diese Form nachhaltigen Lernens ab.
Schulisches Lernen – nachhaltiges Lernen?
Auf die Problematik schulischen Lernens verweisen auch die Neurologen Gerhard Roth und Manfred Spitzer, die harsche Kritik üben. Sie bezweifeln die Effektivität der schulischen Wissensvermittlung. Spitzer meint, Schule werde den Gehirnen der Kinder nicht gerecht. Roth stellt in seinem Buch „Bildung braucht Persönlichkeit“ anhand von Untersuchungen die These auf: Fünf Jahre nach dem Abitur geht die Wirksamkeit des schulischen Wissens gegen Null. (Roth, S. 297) Spitzer bezweifelt die Wirksamkeit der schulischen Bemühungen in der Pubertät. In dem Kapitel Persönlichkeiten brauchen Bildungschancen ist zu lesen:
„Es mehren sich die Hinweise dafür, dass die Phase der Pubertät (aufgrund von Gehirnumbau und anderen ‚Entwicklungs- und Anpassungsprozessen durch biologisch bedingte Lernschwierigkeiten charakterisiert ist.“ – „Jugendliche brauchen in dieser Zeit, die eigentlich der Bewältigung von bereits Gelerntem in neuen Umgebungen und Herausforderungen gewidmet sein sollte, alles andere als Fächer: Sie haben mit sich und ihrer Stellung zu anderen genug zu tun.“ – „Wenn Pubertierende also neue Umgebungen brauchen, um zu lernen und vor allem, um sich neu zu bewähren, dann stört die Einförmigkeit der Schule. In dieser Zeit haben viele Schüler erstens ohnehin „null Bock auf nichts“ und zweitens gibt es gerade angesichts der G8-bedingten Komprimierung des Stoffs auf acht Gymnasialjahre besonders viel zu lernen. Dies passt nicht zur Neurobiologie des Menschen in dieser Phase.“
(Professor Manfred Spitzer: Medizin für die Bildung, Spektrum Sachbuch, 2010, S. 186)
In der Konsequenz sollten wir anfangen, über den Ablauf von Bildungsprozessen nachzudenken. Spitzer schlägt einen Auslandsaufenthalt als das Beste vor, das jungen Menschen in dieser Phase passieren kann. Er möchte die Schulpflicht in der Mittelstufe lockern, sieht für dieses Alter Lehrjahre als Wanderjahre. Viel wichtiger als Lernstoff sei in dem Alter das Aufwachsen in einer Wertegemeinschaft, die klare Spielregeln vorgibt (S. 187). Ich würde mir wünschen, dass diese Erkenntnisse Grundlage von Diskussionen über Schulentwicklung würden.
In der „Zeit“ wurde im Juli 2011 die Frage diskutiert, ob Schüler in Deutschland in der Schule nicht mit zu viel ineffektivem Wissen traktiert werden. Die Lehrpläne seien überfrachtet und Schüler müssten sich zu viel unnötiges Detailwissen aneignen, das sie
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