Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
offensichtlich flexibel und passen sich dem heutigen Erziehungsstil an. Wahrscheinlich ist es aber so, dass sie ganz auf Erziehung verzichten und Kinder einfach nur genießen . Das ist eine Kunst. Opa und Oma erleben ihre Enkelkinder zum Teil intensiver als die eigenen. Sie stellen sich ganz auf die Bedürfnisse der Kinder ein und versuchen diese zu befriedigen. Großeltern gehen ins Kino und Museum. Der Opa tobt mit seinen Enkeln, geht mit ihnen zum Angeln, Reiten, Schwimmen. Er macht den Kasper. Und sie haben das Recht, ihre Enkelkinder einfach nur verwöhnen zu dürfen. Selbst Teenager haben heute noch einmal pro Woche Kontakt zu den Großeltern. So werden sie zu einem emotionalen Anker. Insbesondere bei Trennungen können Großeltern dank der emotionalen Verbundenheit eine große Hilfe für Kinder sein. So profitieren die Enkelkinder ungemein, ebenso wie das dritte Glied in der Kette, die Eltern. Zunächst einmal erleichtert die Bereitschaft der Großeltern, für ein Enkelkind verfügbar zu sein, die Entscheidung für ein Kind. Opa und Oma sind wie ein doppelter Boden in der Kinderbetreuung: zuverlässig, warm und weich. Die Mutter kann wieder berufstätig sein. Sie hat kein schlechtes Gewissen zu arbeiten, wenn sie ihr Kind bei Oma und Opa gut aufgehoben weiß. Am Wochenende kann man mit dem Partner auch einmal wieder einen schönen Abend zu zweit genießen. Das alles stärkt die Beziehung zu den eigenen Eltern ungemein.
18 Eltern, die wissen, wie sich Kinder entwickeln.
Remo Largo beschäftigte sich in Studien mit der Entwicklung „normaler“ Kinder. Dabei verglich er Kinder mit weniger entwickelten. Er stellt fest, dass organische und funktionelle S trukturen bei jedem Kind anders angelegt sind. Sie reifen unterschiedlich rasch heran . Fähigkeiten und Verhalten treten daher von Kind zu Kind in verschiedenen Ausprägungen und in einem anderen Alter auf. Die Anlage schafft die Voraussetzungen für die Entwicklungen und legt das Entwicklungspotenzial eines Kindes fest. Die Umweltbedingungen bestimmen , wie viel von diesem Potenzial realisiert werden kann. Seine Erkenntnisse fasst er in seinem Vortrag „Kinder wahrnehmen, Kindern begegnen“ zu folgenden Thesen zusammen:
(DVD Prof. Dr. med. Remo Largo: Kindern begegnen, Kinder wahrnehmen, 3. Öffentlicher pädagogischer Kongress, Köln, 25.-27. Mai 2006, Schönemetzer Filmproduktion 2006)
1 „ Selbst unter idealen Umweltbedingungen kann ein Kind nur entwickeln, was in ihm angelegt ist.
2 Das Kind entwickelt sich aus sich selbst heraus.
3 Das Kind kann immer nur so viel von seiner Umwelt aufnehmen, wie ihm von seinem Entwicklungsstand vorgegeben ist.
4 Ein Angebot, welches über seine Bedürfnisse hinausgeht, bleibt ungenutzt und behindert gar seine Entwicklung.“
Damit erteilt Remo Largo den überzogenen Förderbestrebungen (siehe S. 40), die viele Eltern ihren Kindern in jungen Jahren unterziehen, eine klare Absage.
Remo Largo beschreibt, wie Kinder verschieden auf die Welt kommen und immer verschiedener werden. Sie lernen zum Beispiel freies Laufen zwischen acht und 20 Monaten. Die ersten Worte kommen, vor allem bei Mädchen, nach zwölf, bei manchen Buben erst nach 22 bis 24 Monaten. Manche Kinder lesen schon mit drei Jahren, die meisten lernen Lesen zwischen sechs und acht Jahren, manche erst mit zehn Jahren, wenige erst im Erwachsenenalter. In der motorischen Entwicklung liegt der Unterschied zwischen den Kindern, die am raschesten und denen, die am langsamsten wachsen bei 100 Prozent. Man sieht, das ist alles normal und stellt eine unglaubliche Spanne dar!
In diesem Zusammenhang muss ich an eine clevere Schülerin meiner letzten Klasse denken. Tamara war „a big fish in a little pond”, ein in dem kleinen Teich (pond) der Schüler an meiner Landhauptschule im Vergleich zu den Klassenkameraden überdurchschnittlich begabtes, aus meiner Sicht wirklich intelligentes Kind. Mir gefiel auch ihr Selbstbewusstsein. So meinte sie: „Wozu soll ich lernen? Ich schreibe sowieso Zweier.“ Das tat sie dann auch und sie scheute sich nicht zur Schulleitung zu gehen und sich nach einer Internetrecherche mit Paragraphen der bayerischen Volksschulordnung für die Rechte von Schülern einzusetzen. Das gefiel mir. Sie ist künstlerisch begabt und schaffte die Aufnahmeprüfung an eine Fachoberschule für Design. Daher fragte ich sie eines Tages, warum sie nach der vierten Klasse nicht die Realschule oder das Gymnasium besuchte. Sie sagte: „Ich war
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