Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen
sollte man jetzt reagieren? Wer von uns sollte nach hinten rennen und verhindern, dass es eine Fortsetzung gibt? Wussten wir doch alle: Den hält ohne unser Eingreifen niemand auf, zu der Zeit war sonst keiner in den hinteren Räumlichkeiten – und der Chef hörte in seinem Büro nix, das lag in der ersten Etage.
Aber wir kamen gar nicht zum Handeln, denn:
„Jo mei, no a Donna!“
Der weibliche Teil der Kundschaft hielt sich schlagartig die Ohren zu, zwei Jugendliche kugelten sich schon gröhlend auf dem schwarz-grau gesprenkelten Fliesenboden, der Rest war gezwungen, der zweiten Blähung der Herrn Plattner zuzuhören …
PRÖÖÖÖHÖÖÖÖHÖÖÖÖÖT!
Es muss sich diesmal um die Maxi-Version, sozusagen den Remix des ersten Donnerschlags gehandelt haben, denn dieses Mal war der zarte Ton wesentlich intensiver und länger – und wurde gefolgt von einem hämischen Kichern, das wir als Schalterkräfte sehr wohl kannten … verstärkt durch Lautsprecherboxen hatte es aber auch für uns eine völlig neue Qualität.
Die ganze Situation wurde nicht wirklich entschärft dadurch, dass der Paketschalterkollege Jürgen (später mehr zu ihm), der auch gern mal während des Dienstes einen zwitscherte, als einziger nicht peinlich berührt war, sondern folgenden Kommentar dazu abgab:
„Ich sag dazu nur: RÜÜÜÜÜLPS!!!“ Ja – er rülpste tatsächlich laut und vernehmlich. Es war ein Irrenhaus, einen anderen Eindruck ließ die Lage nicht mehr zu.
Bevor der gute Xaver nun aber auch noch seine Top 3 vollmachen konnte, spurtete Kollege Martin von Lepper los, um dieses zu verhindern. Er kam rechtzeitig an, wir vorne hörten nur noch:
„Dös is a Gaudi, jetza kimmt der Riiiiasendon …“ – da wurde der Stecker gezogen.
Martin erzählte später, welche Szenerie sich vor ihm auftat, als er um die entscheidende Ecke kam: Da stand Xaver Plattner über einen Tisch gebeugt, das Mikrofon hatte er sich aus seiner angestammten Ecke gezogen und es sich direkt an den Hintern gehalten – man war einfach nur froh, dass die Hosen bei dem ganzen Schauspiel oben geblieben waren … Man muss ja auch mal Glück haben.
"Ihr Hund hat den Briefträger gebissen", klagt der Richter an. "Ausgeschlossen", verteidigt sich Müller, "unser Hund tut keiner Fliege was zuleide!"
"Das glaube ich gerne", meint der Richter, "Fliegen sind ja auch flinker als Postboten."
10
„ Café crema“ und ihre bösen Folgen
Wer heutzutage, also im Jahr 2014, auswärts einen Kaffee trinken möchte, der kann nicht einfach mehr einen ebensolchen bestellen. Nein, da muss man am besten schon studiert haben, mindestens perfektes Englisch sprechen um sich entscheiden zu können zwischen den vielen unaussprechlichen und meist noch unbezahlbareren Mixturen, von denen meiner Meinung nach die hippste wie auch bescheuertste Sorte der Caffè Soy Latte ist – Kaffee mit Sojamilch. Klingt scheußlich, schmeckt auch so – aber immer mehr Zeitgenossen meinen ihn trinken zu müssen. Weil sie ja alle Lactoseintoleranz haben. Oder zumindest meinen darunter zu leiden.
Gut: Natürlich gibt es tatsächlich Menschen, für die diese Milch ein Segen ist, weil sie dank ihrer auch mal wieder was anderes sehen als eine Toilettenkabine von innen. Aber die Mehrheit bestellt sich diese Kaffeeplörre doch nur, weil es schick ist, Lactoseintoleranz zu haben – irgendwie muss man sich ja schließlich aus der Masse hervorheben. Dummerweise besteht die Masse inzwischen aus einem Heer von unter Milchbakterien leidenden Leuten und man kann durch sein Gehabe nicht einmal mehr vorgeben, etwas Besonderes zu sein. Pech.
Aber das nur am Rande. Warum ich darauf komme? Nun, es gibt ja außer Caffè Soy Latte beispielsweise auch noch Caffè Crema – Kaffee mit Schaum also. Wesentlich leckerer als das Soja-Zeugs. Und dass es selbst innerhalb dieser Sorte gewaltige Unterschiede gab, das sollte ich bereits vor 30 Jahren lernen, als an solche Namen wie Starbucks oder Woyton hierzulande noch keiner dachte. Da sage noch mal einer, bei der Post sei man seiner Zeit immer hinterher gerannt – nee, auch da gab es damals schon echte Trendsetter!
So wie Jürgen. Jürgen Schack, der schon erwähnte Meisterrülpser vom gewittrigen Nachmittag aus dem vorangegangenen Kapitel.
Es hatte, wie schon erwähnt, seine Gründe, dass Jürgen von Zeit zu Zeit Luft ausstoßen musste. Wenn man hastig viel von kohlensäurehaltigen Getränken schluckt, dann rülpst man halt
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