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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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leid… Ihm musste der ganze Postkarren umgekippt sein. Himmel, welch ein Drama!
    Ich stürmte an ihm vorbei, rein in den Laden, um Tante Kristinchen zu Hilfe zu rufen. Welche aber stoisch, völlig still und ungerührt an ihrem Platz stehen blieb und sich Pitter in seinem Elend anguckte.
    „Bitte! Wir müssen helfen!“
    „Jung‘ …“, erklärte sie in ruhigem Ton, „wenn ich dat tun würd‘, dann hätt‘ ich jeden Tach die Arbeit mit dem do. Dat macht dä nämlich immer so.“
    Wie jetzt??? Der kippt jeden Tag seinen Karren vor’m Laden um?!
    „Ich bin doch hier ne Amtliche Ablagestelle.“, erklärte Mamas Cousinchen weiter. „Und dä Pitter kommt jeden Tach hierhin, wenn dä sing erste Partie Post wegjebracht hat. Dann jibbet he dä Nachschub. Und dä landet immer op dem Bürjersteich!“
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Irgendwie hatte mich das in meine r Postler-Ehre getroffen. Hatte man uns doch schon in den ersten Tagen immer wieder eingebläut, dass wir sorgfältig mit den uns anvertrauten Sendungen umgehen müssen – und dann weicht dieser Honk hier die ganzen Briefe im Regenwasser ein!
    Ihm war, so erzählte Kristinchen es, sogar schon mal bei heftigem Schneefall der Bürgersteig zugeschneit, so dass er für den Moment nix mehr wiederfinden konnte und auf Tauwetter gewartet hat.
    Und ein anderes Mal sorgte ein Herbststurm dafür, dass Pitters Arbeit es quasi zu Filmruhm brachte – sie wurde schlicht: Vom Winde verweht.
    Wer sich jetzt denkt „Den haben sie doch bestimmt achtkantig raus geschmissen!“, dem sei gesagt: Pitter war Beamter auf Lebenszeit – der konnte machen was er wollte. Den wurde man nicht so einfach los. Aber immerhin: Er wurde eines Tages in den Innendienst versetzt. Da war er dann zuständig für den Briefabgang, also die Post aus den Briefkästen zu stempeln und versandfertig zu machen. Und dummerweise auch die, die von den Schalterkollegen angenommen worden waren … und die er eben dort auch mehrmals täglich einsammeln ging.
    Zu jenen Zeiten hätte über dem Eingang zum Postamt auch ein Schild mit der Aufschrift „Der kleine Horrorladen“ hängen können – die entg eisterten Gesichtszüge der anwesenden Kunden jedenfalls passten dazu…

 
     
     
     
     
     
     
    Ein wohlbekannter Briefträger stürzt bei Glatteis direkt vor einem Polizisten vom Fahrrad. Der Inhalt seiner Posttasche landet verstreut auf dem Gehweg.
    „ Gibt es bei der Post noch mehr so Trottel wie Sie?“, fragt der Polizist spöttelnd.
    „Nein, ich bin der Letzte ,“ knurrt der Briefträger, „die anderen sind inzwischen alle bei der Polizei!“
     
     
     

Oachtung, glei giabts a Gwitter!
     
    Im Rheinland geboren, ja da gehör‘ ich hin …
    So fängt ein Karnevalsschlager an, von denen man ja in den Breitengraden, in denen ich groß geworden bin, mehr als genug kennt und immer schon kannte. In anderen Teilen unserer Republik singt man diese Lieder eher selten, dafür kommt den Leuten dort anderes über die Lippen beziehungsweise aus der Kehle …
    Ich persönlich fand es ja immer etwas, nun ja, wie soll ich sagen … einfältig? – Ich will ja niemand zu nahe treten, aber: Ist Jodeln etwas anderes als einfältig? Okay, unlängst bewies sogar eine Celine Dion (die Arme wurde von einem gewissen Herrn Lanz dazu genötigt!), dass sie es kann. Aber das kann in meinereiner Ohren nicht entschuldigen, dass es sich schlimm anhört. Aber gut – jedem das Seine.
    Warum ich das erzähle? Nun, es gab im Postamt des rheinischen Städtchens Meerbusch tatsächlich einen Menschen, den es aus Jodelland dorthin verschlagen hatte. Man munkelte, es war der Liebe wegen … was aber im Widerspruch dazu steht, dass eben jener Bayer irgendwann zwischen Währungsreform und Mondlandung meiner ureigensten Mutter nach einem mutmaßlich feucht-fröhlichen Abend anbot, doch mal bei ihr zu „fensterln“. Sie lehnte dankend, um nicht zu sagen: entsetzt, ab. Ich denke, dieses Angebot machte der gute Mann damals nicht nur meiner Mama … denn alkoholreiche Abende gab es derer viele im Leben des Plattner Xaver. Was seine Gattin, die Plattner Gundi, dazu sagte, das ist nicht übermittelt – begeistert wird sie aber mit Sicherheit nicht gewesen sein! Weder vom Fensterln noch vom stets angetüddelten bis hackebreiten Ehemann.
    Dennoch: Xaver war ein Unikat. Und ein Unikum zugleich. Denn wenn er in seinem blauen Kittel, immer und überall eine Reval (Zigarette, kennt man heute kaum noch…) aus dem Mundwinkel

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