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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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unsereiner nicht – aber uns konnte ohne Vorwarnung der Hauptdarsteller des neuesten Horrorfilms vor die Nase gestellt werden! Was wollte dieses Monster von mir mit seinem „do mi do da da“-Sprech???
    Hans Kaisergarten blieb erstaunlich ruhig. Kein Wunder: Es sollte ja auch noch ein paar Stunden dauern bis zu unserem Kassenabschluss…
    „Pitter“, sagte er, „du musst deutlich sprechen, der Junge versteht dich sonst nicht.“
    „Do mi ma da Göl bi.“
    Zum Teufel! Welche Sprache war das? Äquatorialbusumbisch?!
    „Der Pitter meint, du sollst ihm mal das Geld bitte geben…“, klärte mich Kaisergarten auf. Er hatte in seinem Zustellbezirk ein paar Renten-Omis wohnen, denen er die Kohle mitbringen musste. Ob das eine gute Idee war, diesem offensichtlichen Nachfahren der Neandertaler so viel Geld in die Hand zu geben? Aber bitte! Die hatten es ja so gewollt! ICH war dafür nicht verantwortlich – nein, diesmal nicht! Sollte ich auch sonst immer sehr freigiebig sein mit der Asche und ein Talent dafür haben, sie irgendwie auf ungeklärten Wegen unter’s Volk zu bringen – in diesem Fall hätte ich nicht einen Pfennig unter der Scheibe durch geschoben. Die Rentnerinnen würden doch eh einen Herzfiffi kriegen, wenn sie die Tür öffnen und dann DAS sehen. Also musste das Geld ja gar nicht erst das Postamt verlassen. So sah ich das.
    Aber Hans Kaisergarten nicht. Auf seine Anweisung hin musste ich die Postanweisungs-Beträge, die Pitter mir, auf einen Notizzettel gekrakelt, durchschob, zusammen rechnen und die Gesamtsumme an ihn auszahlen. Da kamen schon einige Tausender zusammen. Das Geld war in meinen Augen futsch, klare Sache – dieser Vollhorst würde das doch nie und nimmer schaffen, es dorthin zu bringen, wo es hin soll. Und schon gar nicht wieder zurück, wenn die alten Damen beim Anblick des Monsters vor ihrer Tür das Zeitliche gesegnet haben sollten…
    Ich beschloss, der Sache nachzugehen. Mein Dienst endete bereits um 11 Uhr. Das gefiel mir – und das gefiel Hans Kaisergarten. Denn der Abschlussergebnis-Schock kurz vor Feierabend saß tief, ich musste aus seinem Blickfeld verschwinden. Und er an den Kühlschrank, um auf den Schreck erst mal ein Bier zu trinken. (Damals war in Deutschland selbst das erlaubt, heute muss man sicher bald selbst zum Kaugummikauen vor die Tür gehen…)
    Der kleine Auszubildende machte sich also a uf den Weg in den Zustellbezirk des Pitters. Was eine ziemlich doofe Idee war, denn es schüttete aus Kübeln. Die ganzen Zusteller, die nicht auf Pitter getauft worden waren, taten mir leid. Ich war froh, dass ich die mittlere Beamtenlaufbahn eingeschlagen hatte. Danke, Hans. Danke, dass du/sie mich vor der einfachen Laufbahn bewahrt haben. Ja, okay … meinen Noten nach hätte es nicht mal für die einfache gereicht. Aber das muss ja heute keiner mehr wissen …
    Nun: Ich war an jenem Tag jedenfalls irgendwie dankbar, dass ich in meiner Ausbildung nicht raus vor die Tür musste, wenn wieder mal Schweinewetter war. Aber heute hatte ich nun einmal eine Mission . Und so zog ich die Kapuze meines dunkelblauen Postanoraks, den ich inzwischen von der Postkleiderkasse geliefert bekommen hatte, hoch und machte mich auf die Suche nach Pitter.
    Weit konnte er ja noch nicht sein, bei dem Tempo, in dem er sein Leben bewältigte. Dass er überhaupt einen Meter weit kam, ohne über seine komisch verdrehten Füße zu stolpern, das war schon ein medizinisches Wunder. Sein Gang war, als ob man ihm die Beine verkehrt herum in die Hüftschalen eingehängt hätte. Sein Oberkörper war deshalb immer schon weiter als seine Gehwerkzeuge. Was bewirkte, dass sein Kopf sich immer schon halbe Strecke gen Boden geneigt befand. Konnte aber auch sein, dass das Absicht war, denn ob die Glasbausteine in seiner Brille wirklich dick genug waren, um seine „dezente“ Sehschwäche, dieses ausgewachsene Schielen also, auszugleichen, das wagte ich vehement zu bezweifeln. Er wird den Kopf also so weit unten getragen haben, um überhaupt zu erkennen, ob er noch auf einem Gehweg war oder schon auf der nächsten Weide zwischen den Kühen umher stolperte.
    „Ach du Scheiße!“, entfuhr es mir, als ich ihn dann endlich gefunden hatte. Er stand genau vor dem kleinen Zeitschriftenladen der Cousine meiner Mutter, die alle nur Kristinchen nannten – und um sich herum auf dem klitschnassen, von Pfützen übersäten Bürgersteig lag die komplette Post, die er zustellen sollte!
    Was für ein Unglück! Er tat mir so

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