Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
Vom Netzwerk:
Tausenderbeträge nicht hinaus – ich war schlichtweg überfordert von der puren Geldmasse.
    Also gaben Pat und Patachon auf, zählten lieber selber und schickten mich bis zum nächsten Tag nach Hause – besser war das.
    Den Montag hatte ich also mit Münzweitwurf verdaddelt, den Dienstag mit Scheine-Schätzen … was sollten die restlichen drei Werktage dieser Woche noch bringen?
    Die LZB!
    Irgendwo musste das ganze Geld, das nicht zu den einzelnen Postämtern gebracht wurde, damit dort damit gearbeitet werden konnte, hingebracht werden. Man konnte es schließlich nicht unendlich in der Geldsammelkasse horten.
    Also musste jeden Tag ein Transport zur LZB, zur Landeszentralbank, erfolgen . Das war dann doch endlich mal eine spannende Sache!
    Denn schließlich fielen bei so einem Transport gerne mal ein paar Millionen an, die sicher vom Düsseldorfer Bahnhofsviertel, in dem sich das Postamt 1 befand, zur LZB in der Innenstadt gebracht werden mussten. Und da es schon damals Ganoven gab, die Geldwagen überfielen, fuhren die gelben Autos jeden Tag eine andere Strecke von A nach B. An ein bis zwei Stellen stand sogar eine Polizeistreife, der man freundlich winken musste, um zu signalisieren: „Alles okay, keine Verbrecher an Bord!“
    Das allein war schon großes Kino für einen Sechzehnjährigen, der bis dahin nicht mal einen Tatort gucken durfte. Aber  es kam noch besser. Denn an der LZB angekommen, wurde unser Fahrzeug erst einmal von einem Wachmann angehalten. Ich saß ehrfurchtsvoll auf dem Beifahrersitz, Pat kurbelte die Scheibe einen Spalt weit
    runter und reichte dem Uniformierten seinen Dienstausweis. Der prüfte ihn streng und gab ihn zurück mit den Worten: „Danke . Sonst alles klar? Was machen denn llse und der Kleine?“ – Hä?! Die kannten sich und der guckte sich trotzdem den Ausweis so genau an? Schauspieler, echt …
    Mr. Controlletti drückte einen Knopf und vor uns öffnete sich ein riesiges Rolltor. ,Das hat jetzt aber schon was von James Bond‘, dachte ich mir so.
    Als das Tor ganz offen war, rollte unser gelbes Auto ganz langsam in die dahinter liegende Halle. Das Tor schloss sich wieder – und vor uns lag ein weiteres. Nun kam wieder ein Wachmensch und das Prozedere mit dem Ausweis wiederholte sich – wobei jener Mensch sich nun mehr dafür interessierte, ob denn der Vater meines Kollegen immer noch Hasen schießen würde, man hätte doch gern Weihnachten wieder einen. Ich hatte es ja immer geahnt: Düssel dorf trägt seinen Namen nicht zu Unrecht, jeder kannte hier jeden. Deshalb nannte die Stadt sich selbst wohl auch lieber Klein-Paris. Mit Betonung auf klein . Aber das ist eine andere Geschichte.
    Nachdem Kontrolle Nummer Zw ei geschafft war, öffnete sich ein weiteres Tor. Und dahinter konnten wir nun endlich unsere Fracht loswerden. Die Geldkisten wurden ausgeladen, die darin enthaltenen Bunde und Rollen gezählt – das Ganze ging eigentlich schneller als das Reinkommen ins Bankgebäude. Ruckzuck konnten wir durch den Hintereingang wieder rausfahren.
    An der nächsten Ecke setzte Pat mich dann auch ab und meinte, ich sollte jetzt Feierabend machen. Er wollte mich an diesem Mittwoch und auch an den darauf folgenden Tagen nicht mehr mit zurück zur Sammelkasse nehmen. Ich weiß wirklich nicht warum. Bestimmt hatte dieser Patachon gemeckert…

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    Letzte Worte des Postboten:
    "Du bist aber ein lieber Hund."

13
     

Dallas liegt am Rhein
     
    Meine Heimatstadt Meerbusch war idyllisch am Rhein gelegen. Sie bestand – besteht bis heute – aus acht Stadtteilen, in denen es insgesamt fünf Postämter gab. Meist war ich in Büderich, fünf Minuten Gehweg von zu Hause, eingesetzt. Aber es kam vor, dass ich auch mal zu einem der anderen Ämter musste.
    Und so landete ich – bereits als fertig ausgebildeter Postassistent – auch einmal im Stadtteil Osterath. Gut, dass es nur eine einmalige Sache war. Denn wenn das mehrmals der Fall gewesen wäre, dann hätte es zweierlei Konsequenzen haben können: Erstens, ich hätte gekündigt … was die Menschheit nicht mal ein Wimperzucken gekostet hätte.
    Oder – zweite Möglichkeit: Irgendwann hätte BILD getitelt: „Die Ewings waren ihr Tod – Junger Postler killt Kollegen bei Amoklauf“. Oder so ähnlich.
    Denn jeden Mittwoch und jeden Donnerstag spielte sich das Gleiche an den Schaltern des Osterather Postamtes ab. Ohnehin gab es derer nur drei, von denen dann auch noch einer generell nie besetzt war. Und an

Weitere Kostenlose Bücher