Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen
strömte, die Frau am Sparkassenschalter jedes Jahr vor die, so schien es jedenfalls beim Anblick ihres entgleisten Gesichts , größte Anstrengung ihres ganzen Arbeitsjahres.
Die dumme Frau! War doch alles Pille- Palle gegen das, was ich nun an meinem neuen Arbeitsplatz sah!
Ich trat langsamen Schrittes in den Raum. Ein etwas mürrischer zweiter grau-blauer Mann murmelte mir ein „Tach…“ zu. Das waren also meine beiden Kollegen, mit denen ich die nächste Woche verbringen sollte. Nennen wir sie einfach einmal Pat und Patachon, denn ihre wahren Namen habe ich vergessen – die beiden haben mein Leben schließlich nicht wirklich geprägt.
Pat zeigte mir, wo ich meine Sachen ablegen konnte. Dann führte er mich zu dem Bereich des neonbeleuchteten Raumes, in dem eine große Maschine gab, um die herum die ganzen Kisten mit Münzen standen. Wie ich wenige Minuten später wusste:
„Dat is’n Jeldzählmaschin‘.“
Pat war Rheinländer durch und durch, während Patachon wohl eher aus einem der tiefsten Hunsrückdörfer stammte, so verschroben und missgelaunt wie er stets guckte und sprach.
„ Un dat machse mal zu eesch: Dat Klimperjeld zälle.“ Pat zeigte mir, wie er zwei Handvoll Zweimarkstücke oben in diese Maschine einwarf, unten eine vorgefertigte Papierrolle in eine Halterung einklemmte und dann die Maschine einschaltete, die unter großem Gerüttel und Geklappere die Münzen schön säuberlich in der Papierrolle stapelte und genau dann damit aufhörte, wenn sie fünfzig Stück gezählt hatte. ´Wunder der Technik!‘, dachte ich nur.
„ Un jetz du!“.
Mit diesen Worten kippte Pat einen kompletten Kisteninhalt in die Schale oben an der Maschine, legte mir eine Anzahl Geldrollen-Rohlinge hin und ließ mich allein.
Das war ein Fehler.
Denn ich fand nicht so die richtige Technik, mit der ich diese dämliche Papierrolle an diesem Auslaufstutzen am unteren Maschinenende befestigen sollte. Für so was hatte ich schließlich zu Hause einen Papa, ich war e ben nie wirklich technikaffin. Ich hatte zwei linke Hände, aber dafür einen hohen IQ … meistens.
Nun, ich wollte mich nicht gleich in den ersten Minuten als Volldepp outen, also hoffte ich, dass alles gut gehen, dass meine Konstruktion halten würde und dass die Münzen sicher verpackt entnommen werden könnten.
Die Hoffnung starb sofort nachdem ich den Einschaltknopf betätigt hatte. Die Geldstücke flogen nur so durch den gesamten Raum, nicht ein einziges landete in der Papierrolle – im Gegenteil: Selbige riss bereits nach der ersten Berührung durch eine Münze aus der Halterung und segelte zu Boden. Was den Münzen selbst nun freie Bahn Richtung Erdboden verschaffte, wo sie sich mit großer Freude bis in die abgelegensten Ecken verbreiteten. Das Zählwerk hatte in Tateinheit mit den garstigen Metallstücken auch die Arbeit eingestellt – wie sollte es auch feststellen, wann die Rolle voll war, wenn es ebensolche gar nicht mehr gab?
Ich starrte die Höllenmaschine an, nicht im Stande, irgendetwas gegen ihr ungebändigtes Tun zu unternehmen. Bis endlich die Rettung in Form von Pats Hand kam, die – Leben kann so einfach sein – den Ausschaltknopf drückte.
Patachon stand ein paar Meter entfernt und sah aus, als würde er mir im nächsten Moment einen Scheitel mit der Plombenzange in seiner Hand ziehen wollen.
„Dat mäckse äwer jetz allein wieder sauber!“, hörte ich Pat schimpfen, „Ich krüv do nit öwer di Ääd un sammel dat Zeuch op!“
Ich ging in die Knie und begann, die Münzen aufzuheben. Nach zwei Stunden durfte ich meine Mutter anrufen, um Bescheid zu geben, dass ich nicht pünktlich zu Hause sein würde …
Man ließ mich nicht mehr in die Nähe von Münzen. Aber Pat und Patachon mussten mich schließlich eine ganze Woche beschäftigen. Also unternahm Patachon einen neuen Versuch und stellte mich vor eine Wand aus gestapelten Geldscheintaschen.
„Die zählst du jetzt. Am Schluss sagst du mir die Endsumme. Die muss übereinstimmen mit dem Betrag in unserem Eingangsbuch.“
Sie tat es nicht …
Wie ich auch zählte: Mein Ergebnis lag immer weit entfernt von der Summe, die da in diesem Buch stand. Mann! Ich hatte schließlich bislang gerade mal zwanzig Mark Taschengeld gekriegt – Wie sollte ich da denn mit Millionen zurecht kommen?
Denn diese lagen da anscheinend tatsächlich vor mir, jedenfalls wenn ich dem Eingangsbuch Glauben schenken durfte. Ich aber kam bei aller Zählerei über zweistellige
Weitere Kostenlose Bücher