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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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fertig werden …
    So jedenfalls fühlte sich das für mich an, als Papa mir anderentags von seiner Unterhaltung mit Hans erzählte. Aber immer noch besser als fünfzehn Monate lang den Bückling vor schief gepolten Uniformträgern zu machen.
    Ja, ich wollte es machen. Wieder einmal übernahm der Hans die Vorarbeit und knüpfte sämtliche nötigen Kontakte. Und so bekam ich noch bevor das Kreiswehrersatzamt eine Einladung zur Musterung schicken konnte – ich musste mich tatsächlich nie vor einem Bundeswehrarzt bücken und husten – Bescheid, dass ich fortan der Katastrophenschutzeinheit beim Postamt Düsseldorf 1 angehören würde und somit vom Grundwehrdienst befreit wäre.
    Strike!!! Denn in der Zwischenzeit hatte ich erfahren, dass der KatSch das reinste Zuckerschlecken sein sollte. Einmal im Jahr eine zweitägige Übung. Oder besser: arbeitstägige Übung, denn länger als acht Stunden durfte so was nicht dauern. Und auch nicht in der Freizeit stattfinden. Nein, man wurde für Übungen vom eigentlichen Dienst freigestellt, sie fanden während der Arbeitszeit statt. Und man bekam auch noch 2,50 Mark pro Tag, damit man sich was zu essen holen konnte – in den festgelegten Pausen. Jawohl! Was so ein richtiger Krieg sein wollte, der würde sich zukünftig schließlich auch nach diesen Erholungszeiten richten! (Hat noch jemand Fragen, warum von der Leyens Uschi heutzutage die Bundeswehr zur Wohlfühlarmee umkrempeln will? – Wir waren die Vorreiter!)
    Also: Sech zehn Stunden im Jahr irgendwas Helfermäßiges machen, das sollte zu schaffen sein. Ich hatte die Wahl zwischen den Kategorien „Sanitäter“, „Bergung“ und „Brandschutz“.
    Ich wurde Feuerwehrmann. Da hatte ich Erfahrung, schließlich wohnte ich jahrelang gegenüber der Freiwilligen Feuerwehr Büderich. Und Grisu, der kleine Drache hatte ich auch immer geguckt. Das musste als Qualifikation reichen.
    Irgendwann, ich hatte schon gar nicht mehr dran gedacht, dass das passieren könnte, rief mich Margarete Braun in ihr Büro.
    „Hier ist eine Einladung für dich. Du musst persönlich unterschreiben, dass du sie bekommen hast.“ Zähneknirschend setzte ich meinen Kaiser Franz unter den Wisch und las.
    In zwei Wochen sollte ich mich morgens am „Bunker Irenenstraße, Düsseldorf “ einfinden. Bunker?! Ich wollte doch gerade nichts mit Krieg und so zu tun haben – und jetzt sollte ich in einen Bunker??
    Aber es half ja nichts: Vierzehn Tage später fuhr mein Vater mich zu diesem dreckig-grau-braunen Betonklotz, der im Zweiten Weltkrieg den Bewohnern von Düsseldorf- Unterrath Schutz vor den Bomben der späteren Freunde Deutschlands bot.
    Hier sollte ich also zweimal acht Stunden verbringen und irgendwas Lustiges mit Schläuchen veranstalten. Was man halt als Feuerwehrmann so macht. Dass sich diese Schlauchspielchen aber darauf beschränkten, „C- und D-Rohre“ (immerhin das hab ich aus der Zeit behalten, dass man so die Schläuche korrekt bezeichnet) auszurollen, dann so zu tun, als würde Wasser da heraus schießen – es gab nämlich leider keinen Hydranten, aus dem welches hätte kommen können – und sie dann mühsam wieder einzurollen, das hatte meinen Kameraden und mir vorher niemand gesagt. Einen Krieg konnte man mit uns jedenfalls nicht gewinnen, bei so einer saumäßig dilettantischen Ausbildung. Wäre Deutschland selber schuld gewesen, wenn es auch den Dritten wieder verloren hätte.
    Nachdem mir dieses Rumgeeiere mit den Rohren zu dumm war, ließ ich am zweiten Tag meinen Finger pfeilartig nach oben schnellen, als gefragt wurde, wer denn freiwillig Opfer sein wolle.
    Heutzutage hört man auf bundesdeutschen Schulhöfen nicht gern, wenn man ein „Opfer“ ist. Damals aber machte es Sinn, sich um diese Rolle zu reißen. Denn das bedeutete, dass man es sich bei der bevorstehenden Großübung bequem machen konnte. Schließlich war man von Granatsplittern übersät unter Holzbrettern verschüttet worden und somit bewegungsunfähig und musste auf die Jungs von der Bergung warten, mehr nicht.
    Man schminkte mir sogar Dreck und Blut ins Gesicht, und meinen rechten Handrücken schmückte bald ein e klaffende Wunde – es sah alles fast echt aus, die Special Effects-Spezialisten in Hollywood hätten es nicht besser hin gekriegt. Dann zog einer der Ausbilder mit dem Trupp „Verletzter“ in den Bunker und platzierte jeden einzelnen in den verschiedensten Ecken des Bauwerks. Ich wurde auf einen Haufen Steine gelegt, dann bekam ich noch zwei

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