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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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mit einer Wandstärke, die vergleichbar ist mit der einer Delacre-Keksdose oder wahlweise auch in einer Heizdecke, die natürlich mit reinstem Fell von Hochanden-Schafen überzogen sein und deshalb ein biiiiisschen teurer werden würde als die Decke aus’m Aldi. Aber immerhin: Frau Pissowatzki würde ab dem nächsten Tag stolze Eigentümerin eines schnieken Wandtellers mit den Antlitzen von Klaus und Christa Brinkmann, den beiden Koryphäen aus der Schwarzwaldklinik sein. Und obendrein konnte sie sich die nächsten zwei Wochen ihre Restzähne an der Kruste des „herrlichen Steinofenbrotes“ ausbeißen, das „Hunsrück-Bäurin Magda van de Hof eigenhändig für Sie frisch gebacken hat“ und das alle Teilnehmer der Kaffeefahrt GRATIS erhalten würden.
    Frau Pissowatzki hatte ich dennoch glücklich gemacht mit ihrer Rente, ich konnte also den nächsten in der Schlange nach vorne bitten, aber ich wurde plötzlich abrupt davon abgehalten. Denn aus der Mitte der Schalterhalle erhob sich eine mächtige Stimme.
    „ALLE! “ – Pause. – „Alle werdet ihr sterben! Bereitet euch auf das Ende vor, denn es ist nah! Ihr Sünder, kniet nieder!“
    Der schwarze Walle-Walle-Mann hatte sich zu seinen Worten in Bewegung gesetzt, trug jetzt ein aufgeschlagenes Buch, das in schwarzes Leder eingebunden war, vor sich her und ging zwischen Paketschalter und Kundenschreibpult hin und her. Dabei wiederholte er immer und immer wieder seine Ankündigung, dass uns alle gleich irgendwer dahin raffen würde.
    Aufgrund seiner Lautstärke waren natürlich die meisten Anwesenden zu Stein erstarrt und guckten mit aufgerissenen Augen in Richtung des laufenden Mantels. Die Augen dieses Typen waren weit aufgerissen , seine Gesichtsfarbe dürfte alle Rot-Nuancen zwischen hellrosa und purpurviolett durchlaufen haben, während er immer noch darauf wartete, dass sich der ein oder andere doch mal endlich hinknien würde. Was niemand tat.
    „Ihr Ungläubigen – wahrlich, ich sage euch: Die Zeiten von Sünde und Schamlosigkeit, von Lastern und Zügellosigkeit, sie enden hier, sie enden jetzt! Widersetzt euch nicht dem großen Herrscher, der euch richten wird! Macht euch bereit – bereit wie ich es bin!“
    Oh ja, er war bereit – aber so was von! Bereit für die Klapse , weiter würde man ihn nicht lassen. Aber was sollte man tun? Er tat ja niemand etwas. Bis jetzt war er nichts weiter als ein kleiner harmloser Spinner, dem irgendwer zu viel Weihwasser in den Tee gekippt hatte. Er wird wohl ein paar Mal vom Wickeltisch gefallen sein und ist dann noch einige Male mit dem Kopf dagegen gerannt. Oder Papa hat ihn dreimal hoch in die Luft geworfen – und nur zweimal wieder aufgefangen. Alles war möglich.
    Langsam wurde es den Leuten auch langweilig. Man kannte das ja von Wiederholungen im Fernsehen: Man schaut sie sich nicht an, es sei denn, sie heißen „Sissi“, „Der kleine Lord“ oder „Dinner for one“ – das Weihnachtsprogramm-Phänomen.
    Also ließen sie den armen Irren einfach seine Bahnen durchs Postamt ziehen. Und da sich vieles durch langes Warten von selbst erledigt, war irgendwann auch Stille und der schwarze Geist war verschwunden – so leise wie er gekommen war, war er auch wieder weg.
    Und kam wieder. Jeden Tag um zehn. Zwei Wochen lang. Dann war Ruhe, man sah ihn nie wieder. ER hatte ihn sich wohl geholt. Frieden seiner Seele.

 
     
    Der Vater lä uft abends an der Tür des Juniors vorbei und hört ihn beten: "Gott schütze meine Mutter, meinen Vater, meine Schwester Nicole und meine Großmutter!"
    Der Vater denkt sich: „Hm, hat er doch den Großvater vergessen…“. Am n ächsten Tag kommt ein Telegramm: Der Großvater ist an einem Herzinfarkt gestorben.
    Am Abend geht der Vater wieder an die Zimmertür den Sohnes und lauscht: "Gott schütze meine Mutter, meinen Vater und meine Schwester Nicole!" Der Vater denkt sich, dass der Junge dann wohl heute die Großmutter weg gelassen hat und wird unruhig. Und wirklich, am nächsten Tag fällt die Großmutter die Treppe runter, bricht sich das Genick und ist tot.
    Abends geht der Vater nun natürlich wieder lauschen: "Gott schütze meine Mutter und meine Schwester Nicole!" Der Vater steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch, reißt ich mit Mühe zusammen und denkt sich: "Morgen bin ich dann eben besonders vorsichtig, wird schon nix passieren. Das ist alles nur Zufall".
    Der Vater geht am nächsten Tag mit mulmigen Gefühlen zur Arbeit und kommt abends wieder zurück – nichts war

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