Geld fressen Seele auf
unvollständig vorlägen. Sie würden deshalb beantragen, dass der Untersuchungsrichter die kompletten Bankkontodokumente direkt bei der kontoführenden Bank des Monsieur Ansa einfordere, da es sich ja ausschliesslich um dessen Conti handeln würde, auf die sie keinen Zugriff hätten.
Fürs Protokoll formulierte daraufhin der Untersuchungsrichter den Beschluss, dass das Gericht die besagten Dokumente einfordern und die Hauptverhandlung zu dieser Strafantragsuntersuchung bis zum Vorliegen dieser Bankbelege vertagen würde.
Nach dieser innerlich aufwühlenden Gerichtsverhandlung kam Francisco mit seinem Rechtsanwalt noch auf einen Kaffee zusammen, um den Gerichtstag nochmals retrospektiv zu betrachten.
Der Anwalt war der Auffassung, dass eigentlich alles bestens gelaufen sei. Doch Francisco grollte mit grosser Wut im Bauch, weil ihm in dieser Gerichtsverhandlung klar geworden war, dass C. M. mit ihm wieder Machiavelli spielte. Denn nicht die Firma GFS und auch nicht C. M. persönlich hatten diese blöden Strafanzeigen gegen ihn gestellt, sondern sein ehemaliger Stellvertreter Peter Grothe.
Es war für Francisco sonnenklar: diesem Grothe hatte
C. M. ganz persönlich jene Strafanzeigen suggeriert. Wahrscheinlich hatte er Grothe das Alleinerbe der Ansa’schen Firmenstruktur mit grosser Provisionsperspektive versprochen. Bei Grothe seien dann blinkende Dollarzeichen in der Iris erschienen, auf die C. M. spekuliert habe. In seiner altbewehrten speziellen Art machte er Grothe dann auf einen kleinen Nachteil aufmerksam: nämlich auf die sogenannten ›Investitionsdarlehensschulden des Herrn Ansa bei der GFS‹ die ein Nachfolger natürlich auch übernehmen müsste.
Höchstwahrscheinlich hatte er dem zukünftigen Niederlassungsleiter dann aber ganz jovial eine ›eventuell gute Lösungsvariante‹ angeboten.
Francisco konnte sich genau vorstellen, wie C. M. regelrecht in Peter Grothe eingedrungen war, indem er ihm klarzumachen versuchte, dass dieser Ansa doch eigentlich ein Kollegenschwein sei, weil er seinen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, also auch ihm, Grothe, eine derart große finanzielle Altlast hinterlassen habe.
Diese finanzielle Altlast bestünde einerseits in offenen Bürorechnungen und anderseits in Investitionsdarlehen. Zwangsläufig wären diese Schulden nun von Ansas Exmitarbeitenden respektive von seinem Büroleiternachfolger zu tragen, obwohl ein Teil dieser Schulden bereits von den Mitarbeitern bezahlt worden wäre und nun auf dem Konto Ansas liegen würde.
C. M. hatte dann Grothe weiterhin manipuliert und gesagt, dass auch die GFS von diesem Ansa getäuscht und betrogen worden sei. Es würde deshalb doch geradezu in der Natur der Sache liegen, dass sich die Betrogenen nun zusammenschlössen, um gegen diesen Betrüger vorzugehen und um sich ihr Geld zurückzuholen. C. M. hatte Grothe dann weiter versprochen, dass er sich bei der GFS-Zentrale dafür verwenden werde, dass dieser die Firmenstruktur Ansa übernehmen könne ohne jene Übernahme der Altlasten aus Investitionsschulden.
Dafür wäre es aber sicher zweckdienlich, wenn auch Grothe Loyalität bewiese und persönlich etwas für die Partnerin GFS täte. Auf dieser oder einer ähnlichen Basis waren wahrscheinlich dann diese irrwitzigen Strafanzeigen ersonnen worden.
Selbstverständlich hatte C. M. zur Vorbereitung und Umsetzung dieser Strafanzeigen zugesagt, dass Peter Grothe die GFS-Anwälte nur machen lassen sollte; die würden schon alle notwendigen juristischen Schritte vorbereiten und einleiten, er brauche sich um nichts zu kümmern sondern später nur unterschreiben. Alle Kosten übernehme die GFS; und wahrscheinlich müsse er noch nicht einmal als Zeuge vor Gericht erscheinen.
Es schien ihm sonnenklar: Grothe war ohne Frage diesem C. M.-Machiavelli genauso erlegen wie er seinerzeit und wie hundert andere mit ihnen.
Nein, Francisco konnte diesem Grothe noch nicht einmal böse dafür sein. Aber er spürte die kalte ohnmächtige Wut in sich aufsteigen, wenn er an das klare Kalkül dieses C. M. dachte.
Sein Anwalt hatte ihm ruhig zugehört und später nur gesagt: Wir werden dem Kerl schon das Handwerk legen, seien Sie ganz beruhigt, Herr Ansa. In der Schweiz haben wir andere Gesetze als in Deutschland; hier kommt so einer nicht davon!
Mit einem tiefen Seufzer hatte Francisco auf diese anwaltliche Versprechung reagiert und gerade in jenem Moment aus dem Fenster des Bistros geschaut, als
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