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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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kontrollierte die Zahlen, war also eine Art Rechnungskammer. Leiter der Exchequer war der Schatzmeister, bis Ende des 14. Jahrhunderts ein Kirchenmann. Ihm waren vier barons und zwei deputy chamberlains unterstellt. Die Abschlussrechnungen wurden auf Pergamentrollen, den pipe rolls, verzeichnet, die seit der Regierung Heinrichs II. in kontinuierlicher Folge überliefert sind. Jean-Philippe Genet zufolge war die Exchequer »die früheste und eine der bestentwickelten Behörden, die von den Monarchien des Okzidents geschaffen wurden«.
    In seinem berühmten Werk zur Staatskunst – der ersten großen Staatstheorie des Mittelalters – mit dem Titel Policraticus behandelt Johannes von Salisbury, unter anderem Berater Heinrichs II., das Problem des Fiskalwesens im Königreich. Für ihn stellt es sich nicht unter einem ökonomischen Gesichtspunkt – seinerzeit existierte eine solche Sicht noch gar nicht –, sondern ist eine Frage der Gerechtigkeit. Der König muss die Geldzirkulation sichern und kontrollieren, allerdings nicht im eigenen Interesse, sondern in dem aller Untertanen seines Königreichs. Wichtig ist nicht der Reichtum des Königs, sondern die gute Regierung im Interesse aller Untertanen. Das Problem der königlichen Fiskalität ist nicht ökonomischer, sondern ethisch-politischer Natur. 33
    Ein weiterer Fall früher fürstlicher Geldpolitik war zweifellos auch die Vereinheitlichung des Münzgeldes in der Bretagne ab dem Ende des 12. Jahrhunderts rund um den Denar mit dem Ankerkreuz und den Denar von Guingamp. Ein ähnliches Beispiel liefern auch Katalonien und Arag ó n (1174) sowie die Grafschaft Toulouse (1178).
    Der französische Fall
    Die Könige von Frankreich hatten es mit einer Verwaltung ihrer Finanzen weniger eilig. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde unter Philipp II. August ernsthaft Ordnung hineingebracht, und große Fortschritte wurden unter Ludwig dem Heiligen erzielt. Aber erst Ende des 13. Jahrhunderts wurde ein Teil des Königshofs abgezweigt und die chambre des comptes, die Rechnungskammer, gebildet. Unter Philipp dem Schönen (1285–1314) wurde sie zu einer regulären Einrichtung, endgültig etabliert wurde sie durch die Ordonnanz von Vivier-en-Brie, die Philipp V., genannt der Lange, im Jahr 1320 erließ. Ihre beiden Hauptaufgaben waren die Rechnungsprüfung und die Kontrolle der gesamten Finanzverwaltung der Krondomäne.
    Die Haupteinnahmequelle des Königs waren die Erträge aus der Krondomäne. Wie man damals sagte: »Der König lebt von dem Seinen.« Im Laufe des 13. Jahrhunderts gewannen noch andere Einnahmequellen an Bedeutung hinzu, die sich aus der Übertragung von Rechten ergaben, und zwar zur Ausübung königlicher Souveränität (Königsbriefe, Adelsbriefe) und königlicher Rechtsprechung sowie aus der Münzprägung. Da diese Einkünfte jedoch nicht ausreichten, um den wachsenden Bedürfnissen eines expandierenden monarchischen Staates zu genügen, bemühte sich Philipp der Schöne um die Einführung einer königlichen Regelsteuer und die Sicherung außerordentlicher Einkünfte. Der Versuch, eine indirekte Steuer auf Exporte, Märkte und Lagerbestände zu erheben – man schimpfte sie bald maltôte , »zu Unrecht weggenommen« –, kam sehr schlecht an, weil damit Steuerkontrollen bei den Leuten zu Hause verbunden waren, und scheiterte. Daraufhin wurden direkte Steuern auf erworbenes Vermögen, auf das Einkommen, auf den Familienverband oder auch auf die Feuerstelle (Herdsteuer) angedacht. Aber sämtliche Versuche misslangen, der mittelalterliche Staat schaffte es nicht, die Finanzierung seiner Umgestaltung in einen modernen Staat nachhaltig und in ausreichendem Maße zu gewährleisten. Geld war mithin der Schwachpunkt im monarchischen Gebäude – in Frankreich, aber auch in der Christenheit ganz allgemein.
    Das Königreich Frankreich in der Regierungszeit Ludwigs des Heiligen (1226–1270) ist ein gutes Beispiel für das Vorgehen einer Zentralgewalt auf dem Gebiet des Geldes, im Hinblick auf die Finanzierung ihrer Unternehmungen, auf ihre eigene Münzpolitik, mit ihrem Anspruch auf höhere Autorität, auf ein königliches Monopol gar, in Sachen Münzprägung, und auf ihre Finanzorganisation. Die wichtigsten Unternehmungen Ludwigs des Heiligen in diesem Bereich erfolgten am Ende seiner Herrschaft, also Ende der 1260er Jahre, als der neue Stellenwert des Geldes und die sich daraus ergebenden Probleme in der gesamten Christenheit offenkundig geworden waren.
    Ludwig der Heilige

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