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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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beschloss, mit Hilfe persönlicher Erlasse zu handeln, und dieser hohe Akt an sich zeigt schon, welch enorme Bedeutung das Münzgeld in den Regierungsgeschäften eines Königreichs im 13. Jahrhundert gehabt hat. Tatsächlich erließ er eine Reihe von Ordonnanzen, mit denen er die Münzprägung und den Geldumlauf in Frankreich, aber auch die Rolle des Königs auf diesem Gebiet tiefgreifend umgestaltete. Marc Bloch hält die Ordonnanz von 1262 für die folgenreichste; sie legte zwei Prinzipien fest: Die Münze des Königs hat im gesamten Königreich Gültigkeit, hingegen das Münzgeld der Grundherren, die das Münzrecht besitzen, nur in ihren eigenen Herrschaftsbereichen. Zwei weitere Ordonnanzen von 1265 enthielten nähere Bestimmungen hierzu. Die entscheidende vom Juli 1266 schrieb die Wiederaufnahme der Prägung des Pariser Denar (denier parisis) und die Einführung der Dickmünze Turnosgroschen (gros tournois) vor. Schließlich legte eine leider verlorengegangene Ordonnanz, die zwischen 1266 und 1270 erlassen wurde, die Schaffung des Ecu d’or genannten Goldtalers fest.
    Ludwig der Heilige bekundete aber nicht erst ab 1266 sein Interesse für das Münzwesen in seinem Königreich. Er gab zwar nur Denare von Tours (deniers tournois) aus, sorgte aber gleichzeitig dafür, dass seiner Münze im Königreich ein Vorzugskurs gesichert blieb, und traf bezüglich des Geldumlaufs eine Reihe von Einzelmaßnahmen. Wir geben sie hier so wieder, wie Etienne Fournial sie aufgelistet hat: 34
1.
Ab 1263 durften nur Tournois und Parisis – Letztere wurden seit dem Tod Philipps II. August (1223) nicht mehr geschlagen – in Umlauf sein und der Tilgung der Schulden gegenüber dem König dienen.
2.
Im Jahr 1265 wurde das Wertverhältnis zwischen beiden Münzen auf 2 Tournois zu 1 Parisis festgelegt.
3.
In einer Zeit, in der die Falschmünzerei gang und gäbe war, verbot der König Nachahmungen seiner Münzen, also die Denare von Poitiers, Toulouse und der Provence, ein Anzeichen unter vielen anderen dafür, dass das im Norden gefestigte französische Königtum sich mit seiner Münzpolitik auch im Süden durchsetzte.
4.
»Weil das Volk glaubt, dass nicht genügend Tournois- und Parisis-Münzen vorhanden sind«, wurden nantois, angevins und mansois, aber auch die englischen Esterlin (Sterlinge) vorübergehend zugelassen, allerdings nur zu einem vom französischen Schatzamt festgesetzten Kurs zum Ecu d’or (Goldtaler), wobei bei Nichteinhaltung erst eine Geldstrafe, dann Konfiszierung drohten. Das Verbot der Herzogsmünzen aus Südfrankreich und englischer Münzen war nicht nur Ausdruck der Bestrebung, den Primat der königlichen Münze durchzusetzen, sondern ebenso des Wunsches, den Nachschub an Silber für die königlichen Münzstätten zu verbessern. Man darf nicht vergessen, dass die Christenheit fast das gesamte Mittelalter hindurch unter einer gewissen Geldknappheit zu leiden hatte, die im Wesentlichen eine Folge der Silberknappheit aufgrund der geringen Anzahl der Erzminen und ihrer mehr oder weniger schnellen Erschöpfung war.
    Die wichtigsten Geldreformen Ludwigs IX., festgeschrieben in der Ordonnanz vom 24. Juli 1266, über deren vollen Wortlaut wir leider nicht mehr verfügen, wurden bereits genannt:
1.
Wiederaufnahme der Prägung des Pariser Denar (denier parisis) ,
2.
Einführung des Turnosgroschens (gros tournois) und
3.
Schaffung des Goldtalers Ecu d’or .
    Die zwei letztgenannten Maßnahmen zeigen, dass Frankreich als Reaktion auf das Wachstum des Handelsvolumens, wenngleich mit ein wenig Verspätung, insbesondere gegenüber den großen italienischen Handelsstädten, zwei der wichtigsten geldwirtschaftlichen Maßnahmen des 13. Jahrhunderts traf: eine hochwertige Silbermünze einzuführen und die Goldmünzenprägung wiederaufzunehmen. Den Gros tournois aufzulegen war zweifellos die wichtigere Maßnahme. Obwohl dessen Wert unter dem des Goldtalers lag – dieser war für die Handelstätigkeit in den meisten Regionen des lateinischen Westens zu hoch –, war dieser hochwertige Münztyp die adäquate Antwort auf das Wachstum des französischen Handels vor dem Hintergrund der bereits angesprochenen »kommerziellen Revolution« im 13. Jahrhundert. Das gegen die Grundherren erlassene Prägeverbot steigerte den Erfolg dieses Silbergroschens noch. Sein Wert entsprach in etwa dem von 12 Denaren von Tours. Der Gros Ludwigs des Heiligen war lange Zeit beliebter als die anderen Dickmünzen und konnte sich sogar gegen die

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