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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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Geldmitteln am besten versorgte Staat war der Kirchenstaat, der Heilige Stuhl. Dieser sammelte einerseits die Erträge aus den Besitzungen und Städten ein, die der Herrschaftsgewalt des Pontifex direkt unterstellt waren, dem Patrimonium Petri. Andererseits zog er in der gesamten Christenheit einen Sonderzehnten ein. Diese Abgabe stand genau genommen nicht dem Heiligen Stuhl selbst zu, sondern diente zur Sicherung des Unterhalts des Klerus, der Instandhaltung von Kirchenbauten und der Armenfürsorge in der ganzen Christenheit. Mit dem allgemeinen Anstieg der Geldausgaben ging die Zahlung des Zehnten an die Kirche immer mehr zurück – woraufhin im Kanon 32 des 4. Laterankonzils (1215) an dessen Pflichtcharakter erinnert und auch ein Mindestbeitrag festgelegt wurde. Die im 13. Jahrhundert neu geordnete Apostolische Kammer, die päpstliche Finanzbehörde, sicherte dem Papst und der römischen Kurie verschiedene Steuereinnahmen für ihren Unterhalt: Feudalabgaben, Erträge aus der Pfründeausstattung und die konfiszierten Erträge der vakanten, also unbesetzten Kirchenämter.
    Gegen Ende des 11. Jahrhunderts ließ die römische Kurie ihren Reichtum eine Zeit lang durch den übermächtigen Orden von Cluny verwalten. Aber im 12. Jahrhundert unterstellte der Heilige Stuhl den Eingang und Transfer der Abgaben, Erträge und Stiftungen der unmittelbaren Kontrolle der Finanzbehörde der römischen Kurie. Papst Innozenz III. (1198–1216) setzte einen Kardinal an die Spitze dieser camera, der in seiner Nähe im Lateran residierte. Dieser camerarius (Kardinalkämmerer oder Camerlengo) war mit der Verwaltung der Güter des Kirchenstaates, der Entgegennahme der Einkünfte der römischen Kirche sowie der Verwaltung der Papstpaläste betraut. Auf dem Konzil von Vienne (1311) wurde beschlossen, dass nach dem Tod eines Papstes das Kardinalskollegium für die Dauer der Vakanz des Apostolischen Stuhls einen neuen Camerlengo ernennen sollte. Vom 13. Jahrhundert an bediente sich das Papsttum für die Verwaltung seiner Finanzen der Dienste kirchenfremder Bankkaufleute, die den Titel campsor camerae (Geldwechsler der Kammer) trugen, seit Urban IV. (1261–1264) auch von Handelsleuten der Apostolischen Kammer ( mercator camerae oder mercator domini papae ). Papst Gregor X. (1271–1276) führte Bankiers der Familie Scotti aus seiner Geburtsstadt Piacenza in die Kurie ein. Ende des 13. Jahrhunderts hielten die Bankhäuser der Mozzi, Spini und Chiarenti das Monopol der päpstlichen Finanzen und waren mit der Abwicklung sämtlicher Zahlungen der Kammer betraut. Auch hier veranlasste ein steigender Geldmittelbedarf das Papsttum zur Erschließung neuer Einnahmequellen, beispielsweise aus dem Vertrieb von Ablässen, die der Papst seit Ende des 12. Jahrhunderts erteilte – seit dem Aufkommen der Idee des Fegefeuers, die auf dem 2. Konzil von Lyon 1274 zum Dogma erklärt wurde. Bekanntlich lieferte dieser Ablasshandel Martin Luther im 16. Jahrhundert einen der Gründe für die Lossagung von der römischen Kirche. Die optimale Aufstellung der Finanzen und des Fiskalwesens des Kirchenstaates erfolgte im 14. Jahrhundert unter den Päpsten von Avignon, wie wir noch sehen werden. Diese Fortschritte in der Verwaltung von Geldmitteln, die im Kirchenstaat einen immer größeren Platz einnahmen, bescherten dem Papst 1247 einen ätzenden Brief, in dem Ludwig der Heilige dem Papsttum vorwarf, ein Tempel des Geldes geworden zu sein – ein Beleg für diese Fortschritte und zugleich für die ihnen entgegengebrachten Widerstände.
    Im Laufe des 13. Jahrhunderts bildete sich ganz allmählich eine spezifische Finanzverwaltung in den größten Königreichen der Christenheit heraus. Wie so oft spielte die englische Krone auch in diesen Dingen eine Vorreiterrolle und begründete oder verfeinerte wegbereitende Institutionen in England, die ursprünglich im Herzogtum Normandie entstanden waren. Bereits im 12. Jahrhundert richtete König Heinrich II. Plantagen ê t (1154–1189), der zu Recht als »erster König der Geldwirtschaft Europas« bezeichnet wurde, eine Finanzbehörde ein, die Exchequer hieß, weil sie einen großen Tisch verwendete, auf dem ein Tuch mit Schachbrettmuster lag; 31 der Schatzmeister des englischen Königs, Richard FitzNeal, hat sie in seinem um 1179 entstandenen Dialogus de scaccario 32 sehr anschaulich beschrieben. Die Behörde bestand damals aus zwei Abteilungen, die eine befasste sich mit dem Eingang und der Zahlung von Geldern, die andere

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