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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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und regen Kölner, verdrängten. Schon im 12. Jahrhundert hatte sich ein erster Verband deutscher Kaufleute auf der schwedischen Insel Gotland gebildet. Visby, die größte Stadt auf der Insel, war eine Zwillingsstadt, in der zwei Vereinigungen beheimatet waren, eine der deutschen und eine der skandinavischen Kaufleute, die eng miteinander kooperierten. Visby konkurrierte mit Lübeck und übernahm im 13. Jahrhundert teilweise die Führungsposition im Handel mit Russland und den Schutz der deutschen Kaufleute. Diese hinterlegten jedes Jahr die Verbandskasse des in Nowgorod gegründeten Verbands in Visby. Doch ab dem Ende des 12. Jahrhunderts musste sich auch Visby, wie schon zuvor die anderen deutschen Städte, der Vormachtstellung Lübecks beugen.
    Dank der Schuldbücher, die in verschiedenen Städten wie Hamburg, Lübeck oder Riga geführt wurden, liegt uns ab dem 13. Jahrhundert Zahlenmaterial über die Hanse vor. Dabei erweist sich der hanseatische Anteil am zahlenmäßig gut erfassten englischen Sektor als gering. Die Hansekaufleute vermochten gegenüber ihren Handelspartnern ein für sie selbst sehr vorteilhaftes System der Schuldregelung durchzusetzen, was als Zeichen für die wachsende Bedeutung des Kreditwesens im Fernhandel des 13. Jahrhunderts zu werten ist. Außerdem stand ihnen für die Rettung der von Schiffbruch bedrohten Seeleute und Kaufleute eine Vergütung zu. Vor allem aber erreichten sie beachtliche Zollnachlässe, eine detaillierte Festschreibung der zu zahlenden Zölle und die Gewähr, dass diese Zölle nicht angehoben und keine weiteren Zölle erhoben werden konnten. Das war beispielsweise bei dem Tarif der Fall, den die Gräfin von Flandern 1252 der Hanse zugestand. Das Kreditgeschäft, das sich zumeist an die Gepflogenheiten der Italiener anlehnte, die Vorreiter auf diesem Gebiet der Geldwirtschaft waren, erfuhr im Hanseraum des 13. Jahrhunderts weite Verbreitung. Es wurde reglementiert und die Städte führten Ende des 13. Jahrhunderts Schuldbücher ein, wodurch die Kreditgeschäfte offiziell abgesichert waren. Allerdings wurde die Zunahme des Geldumlaufs, die mit der Aktivität der Hanse einherging, im östlichen Teil ihres Handelsgebietes durch den sich hartnäckig haltenden Tauschhandel und den Gebrauch von »Ledergeld«, das heißt Münzen aus Marderfell, ausgebremst. Die Einführung von Hartgeld scheiterte in Pskow und in Nowgorod, wo Ende des 13. Jahrhunderts sämtliche Kreditverkäufe verboten wurden. Im Münzwesen kannte die Hanse sowohl Erfolge als auch Misserfolge. Zu den Erfolgen trug ein frühzeitiger Erwerb des Münzregals durch fast alle Städte bei (eine Ausnahme bildeten einige westfälische und sächsische Städte, wo den Bischöfen das Münzrecht vorbehalten blieb), während die Misserfolge ihre Ursache in der Unfähigkeit hatten, die Vielzahl von Münzsorten zu reduzieren, die im weitläufigen Gebiet der Hanse in Umlauf waren, was den freien Handel behinderte und zusätzliche Kosten für Wechseltätigkeiten mit sich brachte. Im Osten gab es die Lübecker, die Pommersche, die Preußische und die Riga-Mark sowie den Brandenburger Taler, im Westen den rheinischen Florin. Die am weitesten verbreiteten Rechnungsmünzen waren die Lübecker Mark und das flämische Pfund Grote; das englische Pfund Sterling folgte auf Rang drei. Die Hansekaufleute hingen sehr an ihrem Silbergeld und bemühten sich ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die Ausbreitung von Goldmünzen in ihrem Gebiet zu verhindern. So zeigt das Beispiel der Hanse, wie Geld im Mittelalter die Entstehung mitunter origineller wirtschaftlicher und politischer Körperschaften verursacht und begleitet hat.

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Die Verbesserung des Finanzsystems im ausgehenden Mittelalter
    I m Zuge der – vermutlich weniger dynamisch als im langen 13. Jahrhundert verlaufenden – Entwicklung des Handels im 14. und 15. Jahrhundert wurden neue Instrumente geschaffen, die die steigende Geldnachfrage innerhalb der Christenheit befriedigen konnten, ohne auf große Mengen von Münzgeld zurückgreifen zu müssen, zumal die zu geringe Ausbeute der europäischen Edelmetallbergwerke und die Versorgungsengpässe bei Edelmetallen aus Afrika oder dem Orient die Spielräume des lateinischen Westens in der Prägung von Münzen einschränkten.
    Wechsel und Versicherungen
    Die zwei wichtigsten Neuerungen, die den neuen Bedürfnissen angesichts des nicht in ausreichenden Mengen vorhandenen Realgelds zumindest teilweise gerecht wurden, waren der

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