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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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In dem Tagebuch, das der anonyme Autor Bourgeois de Paris zwischen 1405 und 1449 führte, werden die Löhne in Blanc angegeben, ebenso wie die Preise für die gehobenen Güter des täglichen Bedarfs, also Talglichter, Öl, Honig, Gemüse und Früchte. Da dieses Geld besser war als die Kupfermünzen, die im täglichen Zahlungsverkehr zum Einsatz kamen, wurden die für den Erwerb der qualitativ besseren Produkte verwendeten Silbermünzen folgerichtig monnaie blanche genannt – weißes Geld.
    In den vier Gebieten, die die Herzöge von Burgund unter ihrer Herrschaft vereinten (Flandern, Brabant, Hennegau und Holland), prägten diese ab 1433 eine Silbermünze namens Patard, die hier dieselbe Aufgabe erfüllte wie der Blanc in der französischen Krondomäne. Mit dem Patard wurden wie mit dem Blanc die qualitativ besseren Produkte gekauft; in den Besitz der armen Leute gelangten sie so gut wie nie. Wie der Chronist Georges Chastellain berichtet, verirrte sich der Herzog von Burgund Philipp der Gute eines Tages bei der Jagd in einem Wald und traf auf einen Holzfäller. Da er es eilig hatte, nach Hause zu kommen, bat er ihn, ihn bis zur Hauptstraße zu geleiten, und versprach ihm 4 Patards für diesen Dienst, eine Summe, die den Holzfäller einen Ausruf der Überraschung ausstoßen ließ. Zu seinem Bedauern stellte der Herzog fest, dass er kein Kleingeld besaß, also bat er den Holzfäller, ihm einen Goldtaler zu wechseln, eine Münze, die der gute Mann sein Lebtag nicht zu Gesicht bekommen hatte. So kam der arme Holzfäller, eben weil der Umlauf der Münzsorten von der gesellschaftlichen Stellung abhing, auf fast märchenhafte Weise in den Besitz einer Goldmünze. In Norditalien, der fortschrittlichsten Handelsregion Europas, war Mailand im 15. Jahrhundert die zweitreichste Stadt nach Venedig. Die neue Silbermünze, die die Mailänder ab der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgaben – der Pegione –, löste den Grosso mit dem thronenden hl. Ambrosius auf dieselbe Weise ab wie der Blanc in Frankreich den Turnosgroschen. Die einzige italienische Stadt, deren Münzprägung von der Mailänder Münze unabhängig blieb, war Venedig, allerdings wurde der venezianische Grosso infolge der Kriege im 15. Jahrhundert mehrfach abgewertet.
    Im Großen und Ganzen herrschte im 15. Jahrhundert fast überall in Europa die Tendenz vor, einer Silbermünze mittleren Wertes den Vorzug zu geben, die dem mittleren Niveau entsprach, auf das die Handelsaktivitäten, die Löhne und die Steuereinnahmen wieder angehoben wurden.
    Was die binnenländischen Bedürfnisse betraf, war die stabilste europäische Münze im 15. Jahrhundert wohl die englische Silbermünze Groat. In dieser Zeit waren aber auch kleine Silbermünzen in Umlauf, zum Beispiel in Venedig; diese Soldini, die so viel wert waren wie 1 Sou oder 12 venezianische Denari, wurden ab 1328/29 geprägt und dienten schon bald als die wichtigste Münze bei Lohnzahlungen. Anschließend wurden auch in Florenz Soldini geprägt, die teilweise in den Mailänder Markt eindrangen. Auf der unteren Ebene zirkulierten die Billonmünzen hauptsächlich in Regionen mit bevölkerungsreichen Städten, wo ein Teil der Bewohner an der Armutsgrenze lebte und diese Geldmünzen nur gelegentlich verwendete. Das war in den Städten der Niederlande, in Paris, London und vor allem in Norditalien der Fall. Allem Anschein nach wurden auch die Dienste der Prostituierten in größeren Städten mit diesen Münzen bezahlt. Schließlich füllten die Kleinmünzen auch die Opferstöcke; nicht umsonst hieß der denier parisis auch »Almosendenar«. Erstaunlicherweise ließen die englischen Könige im 15. Jahrhundert zu keiner Zeit schwarze Kleinmünzen prägen. Die Londoner wussten sich beim Handel mit den billigen Produkten zu helfen, doch bei den Almosen mussten sie auf andere Mittel zurückgreifen, und so kam es kurioserweise dazu, dass sich venezianische Soldini, die über den Handel nach London gelangt waren, in den Opferstöcken wiederfanden.
    Im Geschäftsverkehr zwischen Europa und dem Orient war der venezianische Dukat die bei weitem am häufigsten verwendete Münze. Sogar die Mamelucken, die in Ägypten herrschten, ließen ab 1425 eine dukatenähnliche Goldmünze prägen, den Ashrafi. Häufig war der wertmäßige Unterschied zwischen Gold und Silbergeld, das im gewöhnlichen Handelsverkehr verwendet wurde, und schwarzem Kleingeld, das als alltägliches Zahlungsmittel zum Einsatz kam, sehr groß. Auf Sizilien beispielsweise

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