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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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Geld ließ in den Mentalitäten den Kampf zwischen Verdammung und Bewunderung entbrennen. 99 Der Luxus trug zur Verschärfung einer Situation bei, an der die Monetarisierung der Wirtschaft den größten Anteil hatte und die eine der größten Geißeln des 14. und 15. Jahrhunderts war: der Verschuldung.
    Mithin war das 15. Jahrhundert ein Jahrhundert der Gegensätze, in dem Geld allem Anschein nach eine wachsende Rolle gespielt hat. Man kann nun wirklich von einer Klasse der Neureichen sprechen, die sich mit einem immer auffälligeren Luxus umgab – insbesondere die Vergrößerung des Mobiliars und der Erfolg der Tapisserie zeigen dies –, während das Gewimmel von Habenichtsen in den Städten zunahm. Es ist das Paris François Villons, die Hauptstadt des Bettelvolkes, als die sie damals galt.
    Die Münzvielfalt am Ende des Mittelalters
    Wie stand es in der Zeit um 1400 um den Geldumlauf in Europa? Peter Spufford hat sich an einer genaueren Darlegung versucht. Ich erinnere an die Unterscheidung von drei Ebenen der Geldzirkulation, die dafür vonnöten ist: Da ist die obere Ebene, auf der das Gold vorherrschte, die mittlere Ebene, wo Silber die Hauptrolle spielte, und schließlich die untere Ebene mit den Billonmünzen oder dem sogenannten schwarzen Geld , meistens Kupfermünzen. Auf den beiden oberen Ebenen ist eine tendenzielle Verringerung der Münzsorten bei gleichzeitiger Zunahme des Geldumlaufs festzustellen. Während Ersteres auf die Ausweitung des fürstlichen Münzmonopols und die Vereinnahmung bestimmter Finanznetzwerke durch die Fürsten zurückzuführen ist, verdankt sich Letzteres der Wiederbelebung des Handels und der Erweiterung des öffentlichen und des privaten Lebens. Die Folge davon war eine Tendenz der Regierungen zur Etablierung von quasi »nationalen« Geldsystemen und zur Verstärkung des Umlaufs der zwei großen »internationalen« Goldmünzen, nämlich des florentinischen Florins und des venezianischen Dukaten. Im 15. Jahrhundert spielte der venezianische Dukat eine derart dominierende Rolle, dass der Name Florin aus dem Sprachgebrauch verschwand. Seine Ausstrahlung machte sich aber auch beim Edelmetallgehalt und Gewicht der anderen wichtigsten europäischen Goldmünzen bemerkbar. 1424 wurde das Gewicht des französischen Goldtalers auf das Gewicht des Florins herabgesetzt. Der englische Nobel wurde ab 1412 zum Doppelflorin oder Dukat. Der Nimbus des Goldgeldes im europäischen 15. Jahrhundert erhob den Dukaten zu einer Art Standardwährung. Die Goldmünzen, die der portugiesische Prinz Heinrich der Seefahrer in der Mitte des 15. Jahrhunderts auf seinen Karavellen aus Afrika mitbringen ließ, wurden Cruzado genannt, und ihr Feingehalt und Gewicht glichen denen des Dukaten. Goldgeld kam vor allem bei kriegsbedingten Großzahlungen – Kriege waren das Hauptfeld für den Geldgebrauch – und insbesondere bei Lösegeldzahlungen für Herrscher und Fürsten zum Einsatz. Das Lösegeld für den französischen König Johann II., die Mitgift für Isabella von Valois, die Gemahlin des englischen Königs Richard II., das Lösegeld für König Jakob I. von Zypern, der Preis für den Verzicht der Ansprüche Johanns von Gent auf die englische Krone – all das wurde in Dukaten gezahlt.
    Der Wert dieser Goldmünzen war so hoch, dass die meisten Menschen des Mittelalters nie Gebrauch von ihnen machten. Das blieb Adligen, hohen Beamten und großen Kaufleuten vorbehalten. Als 1433 der neue niederländische Goldene Reiter in Umlauf gebracht wurde, war er 72 Gros wert. Zum Vergleich: 1434 betrug der Tageslohn der Maurermeister, die die Liebfrauenkathedrale in Antwerpen erbauten, 8 Gros, das ihrer Tagelöhner 4½ Gros. Außerhalb der Städte waren die Löhne der Landarbeiter noch niedriger. Für den Großteil der Bevölkerung waren Silbermünzen als übliches Zahlungsmittel für Löhne, Renten und Steuern am wichtigsten.
    Von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an war im Königreich Frankreich der Blanc mit einem Gewicht von ca. 3 Gramm und einem Silbergehalt von knapp unter 50 Prozent die gängigste Geldmünze. Ihre Silbermenge machte nur etwa ein Drittel des Silberanteils ihres vor dem Hundertjährigen Krieg geprägten Äquivalents aus, dem Gros, genannt argent le roi , der aus fast reinem Silber war. Nachahmungen des Blanc wurden durch die halb unabhängigen französischen Fürsten – die Herzöge der Bretagne und von Savoyen – in Umlauf gebracht. Der Blanc blieb über einen längeren Zeitraum stabil.

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