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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
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meterhohe Mauern aufzubauen, über die ich einfach nicht drüber kam.
    Auf einmal sagte die vorher so ernste Stimme in e inem freundlichen Ton: „Ich möchte das gerne wissen, um Sie in das richtige Zimmer schicken zu können.“
    Sofort war die Mauer vor mir doch nicht mehr so hoch. Nun k onnte ich immerhin schon drüberluken, wenn ich mich auf Zehenspitzen stellte.
    „Es geht um einen  ... Freund von mir ...“, behauptete ich, „er wurde eingesperrt und ich habe da ein paar Fragen.“
    Die Dame in dem grauen Kratzwollpulli nickte mit einem mehr oder weniger fre iwilligen Lächeln auf den Lippen und durchblätterte eine Art Kalender. „Zimmer Nr. 301, direkt hier im Erdgeschoss, da wird man Ihnen sicher weiterhelfen können“, informierte sie mich, „Sie gehen einfach hier geradeaus durch die Tür und dann rechts.“
    Erleichtert bedankte ich mich und ging, wie beschri eben, durch die Glastür und bog rechts ab.
    Wow, das war ja doch nicht so schwer g ewesen, wie ich schon befürchtet hatte. Trotzdem, jetzt war ich auf alles gefasst. Nach DER Nummer vorne am Schalter rechnete ich wirklich mit dem Schlimmsten und war somit seelisch auf alles vorbereitet.
    Mit frischem Elan ging ich zum Zimmer mit der Nummer 301 und klopfte an, nachdem ich noch einmal tief Luft geholt hatte.
    „Herein!“, rief es von der anderen Seite der Tür, die ich daraufhin öffnete und den Raum betrat.
    Der Raum war kleiner, als es von draußen den Anschein hatte ... und mein Mut war auch kleiner, als es von draußen den Anschein hatte. Hinter einem Schreibtisch saß ein Mann mit einer Halbglatze, der gerade irgendeinen Papierstapel abarbeitete.
    „Bitte, setzen Sie sich doch“, bot mir der Polizeibea mte an und deutete auf die beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen.
    Ich schloss die Tür, setzte mich und stellte fest, ein total falsches Bild von Polizi sten zu haben. Ich dachte immer, die würden von Natur aus ernst klingen, aber der war ja voll nett.
    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Mann freun dlich.
    Ok  ... was hatte ich noch gleich eingeübt? Was wollte ich sagen? Es war auf einmal alles weg. Da ich als Schauspieler, wie bei so vielen anderen Sachen auch, eine totale Niete bin, konnte ich auch nicht irgendwas improvisieren. Stattdessen versuchte ich ihm Stück für Stück zu erklären, was mein Anliegen war. In erster Linie war es mein Anliegen, Marco zu sehen. Ich wollte einfach wissen, wie es ihm geht, wie er auf mich reagieren würde, vielleicht würde ich sogar erfahren, warum er das alles gemacht hatte ... was auch immer er gemacht haben soll.
    „Ich habe erfahren, dass Marco im Gefän gnis sitzt, und ich ...“
    „Es sitzen sicher einige Marcos im Gefängnis“, unte rbrach mich mein Gegenüber.
    „Ja, ähm  ...“, stammelte ich. In der ganzen Aufregung hatte ich den Nachnamen total vergessen.
    „Beschreiben Sie ihn doch mal, ist er schon länger in Haft oder haben Sie erst kürzlich was darüber gel esen oder gehört?“
    „Ja, in der Zeitung stand, er wurde erst vor ein paar Tagen verhaftet, irgendwas wege n in 50 Fällen ... dunkle Haare ...“
    „Ach, Sie meinen sicher den Herrn Obeck.“
    „Genau!“, stimmte ich aufgeregt zu.
    „Ja  ... was genau kann ich denn in der Sache für Sie tun?“
    „Ich wollte fragen, ob es vielleicht möglich wäre ihn zu bes uchen.“
    „Dafür brauchen Sie eine Besuchserlaubnis.“
    Ich starrte ihn entgeistert an. Eine was? Es dauerte einen Moment, bis der erste Schock überwunden war. Mein Gegenüber schaute erwartungsvoll zu mir rüber, aber was sollte ich dazu denn sagen? Ich hatte so was nicht. Woher denn auch? Konnte ich wissen, dass Gefangene wie Verbrecher behandelt werden, die man nicht sehen darf? Innerlich hatte ich fast schon wieder aufgegeben, als der Polizist meine Unsicherheit zu bemerken schien und mich mitfühlend ansah. „Hören Sie, Herr ...“
    „Sivers“, ergänzte ich schnell. Das war auch so zie mlich das Einzige, was ich noch von mir geben konnte ... abgesehen von diesem panischen Blick.
    „Herr Sivers, ein e Besuchserlaubnis ist zwingend erforderlich. Das hat rechtliche Gründe und im Zweifelsfall ist es grundsätzlich nicht verkehrt, alles irgendwo vermerkt zu haben, wann jemand da war, besonders wo Herr Obeck zurzeit noch in der Untersuchungshaft sitzt. Natürlich können Sie ihn nach der Bestätigung ihres Besuchsantrags sehen, allerdings muss ich Sie darüber in Kenntnis setzen, dass jetzt, wo er noch in diesem

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