Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
quetschten uns noch irgendwie dazwischen. Zwei Wochen vorher hatten wir irgendwie mehr Platz gehabt. Da waren wir zwar nur zu zweit und nicht zu dritt gewesen, aber da hätten locker mehr Leute in den Wagen gepasst. Jetzt saß ich hinten mit eingezogenen Beinen und stemmte die Ladung während der Fahrt von mir weg, damit ich nicht zerquetscht wurde.
Z u Hause schien auf einmal noch mehr Zeug aus dem Auto zu kommen, als wir vorher verstaut hatten, denn das Auspacken nahm irgendwie kein Ende. Immer wenn man gerade dachte, dass es das jetzt endlich gewesen sei, quoll aus irgendeiner Ecke was Neues hervor. Irgendwann war dann aber doch endlich alles draußen und erleichtert sackten wir, an den Wagen gelehnt, in die Hocke und verweilten dort ein bisschen.
„Ich lebe noch!“, schrie Isa scherzhaft und bekam von Andrea eine Packung Tempo-Taschentücher an den Kopf geworfen, nachdem wir uns fast zu Tode e rschrocken hatten. Nach ein paar Minuten fingen wir uns wieder und standen auf.
„Nehmt es mir nicht übel, aber ich muss dann jetzt los, in ner halben Stunde kommt eine neue Lieferung Kaninchenfutter“, sagte Isa erl edigt und drückte uns lieb.
„Ist gut“, antwortete Andrea, „danke fürs Fahren, du bist die Beste.“
Geschmeichelt setzte Isa sich ins Auto, winkte uns nochmal zu und fuhr los.
Andrea und ich schauten auf den Berg vor uns, der aus Koffern, Taschen, Tüten und losen Klamotten bestand. „Wem gehört das ganze Zeug?“, fragte ich ra tlos.
Andrea lachte. „Ich glaube, ich habe mich beim Ei nkaufen etwas übernommen.“
„Etwas?“, fragte ich skeptisch, „so viel kaufst du dir sonst in einem Jahr nicht.“
„So viel hab ich mein ganzes Leben nicht gekauft“, berichtigte sie mich. „Na ja, komm, schaffen wir das Zeug rein, umso eher haben wir es hinter uns.“
Seufzend stürzte sie sich auf die ersten Taschen. Nach ungefähr einer Stunde lag endlich nichts mehr im Vorgarten und A ndrea hatte den gröbsten Teil in ihrem Zimmer untergebracht.
Am späten Abend gesellte sie sich zu mir auf die Couch, wo ich gerade beim Durchzappen verzweifelt nach einem Sender suchte, auf dem keine Werbung lief.
„Du siehst irgendwie kaputt aus“, stellte ich amüsiert fest.
Andrea fand das wenig amüsant. Sie war müde und erledigt und einfach nur froh, endlich in Ruhe auf dem Sofa sitzen zu können.
„Oh Mann, ist das schön! Keine Sitzung mehr, en dlich kann ich ins Bett, wann ich will, und endlich kann ich wieder anziehen, was ich will“, sagte sie angeschlagen.
„Ha ttet ihr Kleiderzwang?“
„Nein, nicht direkt, aber wir mussten grundsätzlich so ungemütliches Spießerzeug anziehen. Unbequ emer ging’s echt nicht.“
„Andrea, du bist ein Spießer“, neckte ich sie.
Die Mühe, sich darauf einen Spruch einfallen zu lassen, machte sie sich mal ausnahmsweise nicht. Sie hatte jetzt zwei Wochen lang bei Lennard das Gefühl gehabt, das zu müssen, das reichte erstmal ... so für die nächsten Stunden.
Tatsächlich schaute sie sich ohne was zu sagen die Werbung an ... mit einem mindestens genauso wenig interessierten Gesichtsausdruck wie ich.
Mal davon abgesehen, dass Werbung gen erell doof ist, fiel mir auf, dass sie mittlerweile so niveaulos geworden war, dass es schon peinlich war. Statt so guter alter Sachen wie der Wauzi-Werbung musste man sich mittlerweile Frauen antun, die sich einen Ast freuten, wenn die Gläser tatsächlich auch noch mit was anderem als mit Wasser sauber wurden. Und dann noch immer dieser Schultheater-Ton, den die hatten, schrecklich!
Ich meine, welche Frau hat nichts Bess eres zu tun, als mit der Freundin oder der Mutter über sauberes Geschirr oder einen sauberen Teppich zu reden? Oder welche Frau auf dieser Welt färbt sich die Haare und erzählt dann allen freudestrahlend, was genau das Zeug in den Haaren bewirkt? Keine! Die sagen, wie die Farbe heißt, und das war's dann! Vielleicht noch, ob es auf der Kopfhaut brennt, aber das wurde komischerweise noch in keiner Werbung erwähnt.
Am schlimmsten sind aber noch die Diät- und Rasi erer-Werbungen. Ist mal jemandem aufgefallen, dass in solchen Werbungen immer nur die dünnsten Frauen abnehmen wollen und die Beine, über die der Rasierer gleitet, aalglatt sind? Also wenn Andrea sich die Beine rasiert, sehen die davor immer aus wie der Boden von einem Nadelwald. Es gibt ja sogar Frauen, die sich im Intimbereich rasieren, keine Ahnung, wofür das gut sein soll ... Ich habe mir mal aus Spaß die Eier
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