Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
richtiger Hockeyschläger, ein Krocketschläger oder ein dicker Ast, Hauptsache, sie hatten was gehabt, um die schwarze Scheibe ins Tor ballern zu können. Ich hatte so oft mitmachen wollen, aber sie hatten immer nein gesagt. Stattdessen hatten sie mich noch ausgelacht, was für ein Loser ich sei.
Ob die Kinder hier jetzt wohl auch jemanden ausg eschlossen hatten? Auf jeden Fall hätte die Person mein größtes Mitleid. Es war echt blöd, ausgeschlossen zu werden, besonders weil es bei mir oft so war.
Ich hatte dann immer für mich gespielt und mir vo rgestellt, wie viele Freunde ich gehabt hätte und dass wir die anderen ausgeschlossen hätten, die dann total neidisch gewesen wären ... so neidisch, wie ich immer war. Der Neid hatte mich aber auch zu einer großen Phantasie angespornt, dank der ich es meistens fertig gebracht hatte, wirklich Spaß dabei zu haben, alleine zu sein. Meine imaginären Freunde hatten nämlich immer alles so gemacht, wie ich es gerade wollte, und jeder von ihnen hatte mich für den Besten überhaupt gehalten.
Nur manchmal war der Neid zu groß gew esen, dann hatte auch die mächtigste Vorstellungskraft nichts geholfen, dann hatte ich einfach nur bei den anderen mitspielen wollen. Zum Beispiel, als sie sich aus zusammengesuchten Holzbrettern, alten Planen und Pappkartons Buden gebaut hatten, in denen sie ihr Geheimversteck für ihre Bande gehabt hatten. Dann hatte es mich fast zerrissen.
Wie ich so an damals zurück dachte, hörte ich auf einmal Andreas Stimme, die zu Isa und mir rüber rief. Sofort löste ich mich von diesem trostlosen, elenden Gefühl und ließ mich von Isa mitziehen, die in die Richtung rannte, aus der die Stimme kam.
„HIIII!“, kreischten die beiden sofort los und fielen sich in die Arme. „Du hast mir so gefehlt, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich dich zum Ausko tzen gebraucht hätte“, beteuerte Andrea ihrer besten Freundin. Während diese sich noch an ihr festkrallte, weil die Sehnsucht auf Gegenseitigkeit beruhte, arbeitete Andrea sich zu mir durch und umarmte mich kräftig. Richtig erwidern konnte ich die Umarmung nicht, dazu war Isa im Weg. Mir war auch grad nicht so nach Wegschubsen, mir war eher nach „ja genau, stellt mich ruhig an die Seite, ich bin es ja gewohnt“ ... Obwohl ich es bei Andrea eigentlich nicht gewohnt war ... Und irgendwie war mir doch nicht so nach An-die-Seite-gestellt-werden. Andrea sollte nur mich umarmen und sollte zu MIR sagen, dass sie jemanden zum Auskotzen gebraucht hatte!
Mit Schmollmund und einer gehörigen Portion Eife rsucht senkte ich den Kopf und wartete darauf, Isa endlich so was sagen zu hören wie: „Kommt, lasst uns fahren.“ Stattdessen fing sie an zu erzählen, was alles los gewesen war. Bei aller Freundschaft, aber in dem Moment wollte ich einfach nur, dass Isa abhaut.
Mein Blick fiel wieder auf das Spielfeld, wo die Kinder gewesen waren, doch mittle rweile war niemand mehr dort. Zurück blieben nur der Korb und ein scheinbar kaputter Ball. Immer mal wieder lauschte ich dem Gespräch der beiden Mädels, aber richtig darauf konzentrieren konnte ich mich nicht.
Ab und zu beobachtete ich, wie Andrea versuchte, sich mehrere Taschen umzuhängen, die aber grun dsätzlich alle wieder runterrutschten. Als es nach dem tausendsten Versuch immer noch nicht klappte, ließ sie die Arme locker und warf genervt den Ballast ab.
„Lass liegen, ich helfe dir gleich“, sagte ich und richt ete meine Augen auf meine Schuhbänder, die irgendwie offen waren ... aber zum Zubinden waren sie zu weit weg ... Als mein Blick wieder auf Andrea fiel, sah ich, wie sie mich mit einem treudoofen Blick anstarrte. Ich hatte den Eindruck, sie würde jeden Moment irgendwas sagen, aber sie tat es nicht.
Wie sie mich also mit einem Geschichtsausdruck a nschaute, den man hat, wenn man kleine Hündchen streichelt, schossen mir binnen Sekunden Tränen in die Augen und ich schmiss mich ihr um den Hals. Während ich sie drückte, überkam mich ein regelrechter Heulkrampf, weil ich doch allmählich bemerkte, wie gut es tat sie wiederzuhaben und wie viel besser es noch tat, dass auch sie die Fassung verlor und mitweinte. Es ging doch nichts über Andrea. Ich hatte sie so schrecklich vermisst, wie hatte ich es nur ohne sie ausgehalten?
Leider unterbrach uns die Hupe des Busses, der dr ehen wollte und mehr Platz brauchte, also mussten wir das Knuddeln auf später verschieben. Wir räumten Andreas ganzes Gepäck ins Auto und
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