Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
Vom Netzwerk:
Gelegenheit könnte ich es gleich mal mitnehmen, bin ja nicht so oft mit dem Auto bei euch.“
    Fasziniert folgte mein Blick dem nicht enden wolle nden verknautschten Lappen, der hinter Isa her schleifte. Als das ganze Stück im Haus angekommen war, türmte Isabell es zu einem Haufen auf und drehte sich zu mir um. „Ist irgendwas?“, fragte sie leicht irritiert.
    Reflexartig zog ich meinen Kopf ein, in der Annahme, ihre Frage wäre auf meinen Hals bezogen. „Nein, was soll sein?“
    „Weil du so guckst.“
    „Ach so, nee“, sagte ich erleichtert und entspannte meine Schultern und meinen Nacken wieder, „ich musste erst überlegen, was das Ding da darstellen soll.“
    Isa rollte mit den Augen und lachte. „Du Tröte! Komm, wir fa hren los.“
    Ich war sehr nervös. Andrea hatte ich jetzt seit fast zwei Wochen nicht gesehen. Es war seltsam, dass heute Tag X war, den ich mir am Anfang so herbeig esehnt hatte. Aber mittlerweile hatte ich mich an die Vorzüge gewöhnt, die sich mir in ihrer Abwesenheit boten, und ich war eigentlich gar nicht so glücklich damit, dass das jetzt schon vorbei sein sollte. Irgendwie konnte ich es mir auch nicht verkneifen, mir das anmerken zu lassen. So war ich die ganze Hinfahrt still und zog ein langes Gesicht. Zwischendurch stellte Isa das Radio an, damit es etwas lebendiger im Auto wurde.
    Kurz bevor wir ankamen, fragte sie mich, was denn los sei. Ich antwortete nicht d arauf, sondern zuckte nur mit den Schultern. Was sollte ich denn auch schon haben?
    Ich hatte mich so an das Leben alleine gewöhnt! Wenn ich aufs Klo wollte, musste ich nicht erst stu ndenlang warten, bis mal frei wurde, abends konnte ich nackt durchs Haus rennen, ohne dass sich jemand beschwerte, dass ich und mein Minidödel ’ne Erkältung kriegen würden ... Ich hab nämlich keinen Minidödel! Ich konnte essen, was ich wollte und wo ich es wollte, und es war niemand da, der mich ausschimpfte, wenn ein paar Paprika-Stückchen von meiner Pizza auf die Tastatur von Andreas Laptop plumpsten ... Hatte ich nämlich alles wieder schön sauber gemacht und war alles noch heile. Ich konnte fernsehen, so viel ich wollte, und musste niemandem Bescheid sagen, wenn ich wegging. Ich ging einfach.
    Ok, manchmal hatte ich so getan, als wü rde ich mit Andrea reden, weil sie mir gefehlt hatte, aber schon allein diese Sicherheit, sich nicht für verbeulte Körperstellen rechtfertigen zu müssen, war das Alleinsein wert.
    Ich überlegte, ob ich Andrea vorschlagen sollte, alle ine zu wohnen. Sie kannte einige Leute, die mir sicher sofort eine Wohnung vermittelt hätten, allerdings müsste ich dann alles alleine bezahlen ... und den ganzen Papierkram immer alleine machen ... und wenn jemand einbrechen würde ...? Hm, nee, doch besser bei Andrea bleiben.
    Mitten in meinen Gedanken strich Isabell mir auf einmal über den Kopf. „Wir sind da.“
    Ich schaute mich um. Wir waren auf einem riesigen Teerplatz, auf dem man in weiter Ferne ein paar Hallen sah ... Ich glaube, da drin hatte ich mit Andrea schon mal Tennis gespielt, weiß es aber nicht mehr so genau. Ich weiß nur noch, dass ich das nie wieder spielen werde. Das hatte mir fast genauso wenig Spaß gemacht wie die Leichtathletik im Sportunterricht in der Schule. Das Einzige, was es doch ein Fünkchen besser gemacht hatte, war die Tatsache, dass Andrea sich mit dem Schläger genauso dumm angestellt hatte wie ich. Nicht selten war der Schläger übers Netz geflogen und nicht der Ball ...
    Der Teer auf diesem Platz war noch relativ neu. Das bemerkte man an der noch dunklen Farbe und d aran, dass der Boden nicht so krisselig war wie bei älterem Teer. Hier konnte man sicher voll gut Inliner fahren ... schade, dass ich keine Inliner dabei hatte.
    In einer Ecke sah ich einen Basketballkorb. Ein paar Ki nder, oder besser gesagt Teenies, warfen gerade ein paar Körbe.
    Der Bus war bereits angekommen. Gerade als Isa und ich ausstiegen, wurde das ganze Gepäck aus dem Bus geräumt, wobei ein riesiger Tumult entstand, als jeder schreiend sein Eigentum an sich riss.
    Während wir uns zu den Leuten stellten, die auf die Ankunft ihrer Angehörigen gewartet hatten, beobac htete ich die spielenden Kinder und erinnerte mich zurück an die Zeit, als ich bei so was nicht hatte mitmachen dürfen. Ein paar Kinder aus der Nachbarschaft hatten oft aus einem alten Wäschekorb ein Hockeytor gebaut und den Puck mit allem ins Tor geschossen, was sie in die Finger gekriegt hatten. Sei es ein

Weitere Kostenlose Bücher