Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
ihren Ruc ksack zurück, Vorladung, blabla ...<
Vorladung?! Was denn für ’ne Vorladung? Stimmte mit dem Rucksack irgendwas nicht? Nein, mal ernsthaft, mir war natürlich klar, worum es ging. Genaueres Lesen der Zeilen bestätigte es mir.
>... Aufgrund des Angriffs auf Ihre Person durch Herrn Marco Obeck werden Sie in der Sache „Körperverletzung“ als Zeuge geladen. Bitte kommen Sie am bla bla bla<
„Oh nein, das darf doch nicht wahr sein“, murmelte ich vor mich hin. Ich sackte auf die Armlehne uns eres Sofas und rieb mir durchs Gesicht. Jetzt hatte er wegen mir auch noch Ärger, der hatte doch schon genug am Hals.
Gähnend und sich streckend kam Andrea zu mir in den Raum und holte sich Saft aus dem Kühlschrank. „Hattest du den irgendwo li egen lassen?“, fragte sie nach einem kräftigen Schluck aus der Safttüte.
„Wen?“, fragte ich irritiert zurück.
„Na, den Rucksack, oder worum ging’s vorhin?“
„Ac h so, ja, der war noch ... da ...“
„Wo?“
„... Wo ich ihn vergessen hatte.“
Andrea schaute mich skeptisch an. „Wo llen wir das jetzt so weiterspielen oder sagst du mir von dir aus, wo du ihn vergessen hast?“
Ich hatte schreckliche Angst es ihr zu s agen. Jetzt hatte ich es so lange vor ihr geheim halten können und nun würde doch alles rauskommen. Anlügen wollte ich sie aber auch nicht, ich bin ein ganz schrecklicher Lügner, das hätte sie sofort gemerkt. Da aber keine Antwort bekanntlich auch eine Antwort ist, hatte ich mich längst verraten.
Andrea setzte sich zu mir auf die Le hne und schaute erst mich und dann den Brief an. „Was ist das?“, fragte sie neugierig. Eilig hielt ich den Zettel aus ihrer Reichweite und grinste sie verlegen an. Leider war das Zeichen der Polizei immer noch deutlich erkennbar, so dass sie direkt nachhakte: „Von den Bullen? ... Was wollen die denn von dir? ... Was hast du jetzt schon wieder angerichtet?!“
„Ich hab überhaupt nichts ang erichtet“, rechtfertigte ich mich. Sie versuchte, den Brief in die Finger zu kriegen, doch ich konnte ihn immer noch so gerade eben wegziehen.
Nach mehreren Versuchen, mir den Brief abzune hmen, stand sie aufgebracht auf und schaute mich an. „Wenn du nichts gemacht hast, kannst du mir doch einfach sagen, was das zu bedeuten hat.“
Aber ich konnte es nicht. Ich hätte es nicht mal laut zu meinem Spiegelbild sagen können, wie sollte ich dann jemandem wie Andrea ... ich meine, ANDREA!!! sagen, dass ich selbst eins von Marcos Opfern geworden war ... in gewisser Weise.
Ich tütete den Brief wieder ein, steckte ihn in meinen Ruc ksack und stand auf. Sofort hielt Andrea meinen Arm fest um zu verhindern, dass ich mich in meinem Zimmer einschloss.
„Jan ... jetzt bleib doch mal hier“, sagte sie in einem überraschend friedlichen Ton. Sie ließ meinen Arm los und schaute mir mitleidig in die Augen, in denen sich Tränen sammelten. „So schlimm?“
Irgendwie verlor ich die Fassung und schluchzte los. Sie stre ichelte tröstend meinen Arm und fragte noch einmal nach: „Beschuldigen die dich für irgendwas, oder sollst du als Zeuge kommen?“ Ich nickte und hielt den Blick auf den Boden gesenkt. „Du sollst als Zeuge kommen ...?“, wiederholte sie eindringlich. Wieder nickte ich und wischte mir ein paar Tränen weg.
Andrea wandte sich von mir ab und wühlte in ihrer Tasche nach einer Packung T aschentücher. „Das ist doch ok“, sagte sie lieb und gab mir eins der Tücher. Ich trötete einmal kräftig hinein und stopfte es in meine Hosentasche.
„Nein, ist es nicht“, schluchzte ich weiter.
„Ist was Schlimmes passiert? Hast du etwas Schlimmes beobachtet?“, fragte sie besorgt. Aber es ging einfach nicht, ich wusste nicht mal, wie ich hätte anfangen sollen, es ihr zu erklären.
Sie zog das Häufchen Elend vor sich zu sich rüber und sagte aufmunternde Sachen wie: „Was auch i mmer du da miterlebt hast, es hat absolut nichts mit dir zu tun. Hörst du? Du brauchst keine Angst zu haben.“ Auf einmal hielt sie inne und überlegte laut: „Moment mal ... ist es, weil du Marco gesehen hast?“ Mir stockte der Atem. Woher wusste die das denn? „Da, wo er weggerannt ist, wo du mein Portmonee gefunden hast ... Genau, er hat mich doch auch angegriffen, ist es ...“
„Hoh, fällt vielleicht noch jemandem was ein?!“, brüllte ich sie an, nachdem ich eigentlich gerade schon erleichtert aufatmen wollte, weil sie von der ganzen Gefängnis-Sache doch noch nichts wusste. Sie
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