Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
So langsam nahm das Innere des Ladens Form an und sah genauso aus, wie es sich Melanie erträumt hatte. Wenige Minuten bevor das Geschäft eröffnet werden sollte, kam ein Florist und brachte üppige Sträuße: exotische Blumen wie Paradiesblumen, seltene lilafarbene Tulpen und Orchideen, die samt und sonders aus einem Gewächshaus stammten, das vom kalten Klima Morne Bays sehr weit entfernt sein musste.
»Was ist denn das?«, rief Melanie in einer Mischung aus Freude und Panik. »Ich habe keine Blumen bestellt. Die müssen ja ein Vermögen gekostet haben!«
»Sie waren allerdings nicht gerade billig.« Nathan grinste.
»Du hast sie bestellt? Aber du bist so ... äh, sparsam«, sagte Melanie.
»Ich mag sparsam sein, aber ich bin kein Geizhals, falls es das ist, was du damit sagen wolltest. Die Blumen sind eine Investition in meine Zukunft. Das ist ein großer Tag für mich – mein Debüt als Verkäufer.«
»Willst du wirklich noch länger hierbleiben?«, wollte Melanie wissen. »Ich bin dir für deine Unterstützung sehr dankbar, aber du musst dich der Kampftruppe nicht zusammen mit mir stellen.«
»Ehrlich gesagt freue ich mich sogar darauf«, gab Nathan zurück. »Diese Stadt ist zu klein, als dass ich sehr lange verbergen könnte, wer ich bin. Während meiner Zeit in Boston wäre das vielleicht möglich gewesen, aber nicht in Morne Bay. Früher oder später werden die Leute von meinem Hobby erfahren. Aber auf diese Weise ist es wenigstens kein schmutziges kleines Geheimnis, das von einem neugierigen Nachbarn enthüllt wird. Ich glaube an das, was du hier auf die Beine stellst, Melanie, und ich möchte ein Teil davon sein.«
»Mir ist aufgefallen, dass die Prügelbank gar nicht hier ist, die du für mich gemacht hast.«
»Natürlich nicht. Die würde ich niemals verkaufen. Ich habe sie eingelagert.«
» Eingelagert? «, kreischte Melanie. »Werde ich dieses Ding denn jemals benutzen dürfen, oder soll es die nächsten fünfzig Jahre nur Staub ansammeln?«
»Ich bezweifle, dass es fünfzig Jahre dauern wird, bis du dir ein anständiges Spanking verdient hast.« Nathan lachte. »Aber du musst Geduld haben. In der Zwischenzeit gibt es viele andere Dinge, die dich ablenken werden.«
Er deutete zur Tür, wo bereits eine Traube an Kunden darauf wartete, dass sie die Tür aufschloss. Melanies Herz wollte vor Stolz fast zerspringen, als sie ihren Blick durch den Laden wandern ließ. Teller voller Frühstücksleckereien dampften auf einem mit einem schneeweißen Leinentuch gedeckten Tisch. Die Gerüche des Essens und des Kaffees vermischten sich mit dem Duft der Blumen und den sinnlichen Klängen der Gothic-Musik. Pagans Gemälde, wollüstige Frauen, die sich auf farbenfrohen Leinwänden räkelten, erinnerten sie an Gaugins Nackte. Die Kleider, die Luna entworfen hatte, Kreationen aus Spitze, Samt und Leder, ergänzten auf wunderbare Weise die anmutigen Secondhand-Kleider, die Frauen vor über einhundert Jahren getragen hatten. Im Alkoven schimmerten die Spielzeuge wie Edelsteine. Der ganze Laden war ein Tempel der Sinnlichkeit – größtenteils weiblich, aber mit einem maskulinen Touch durch das Leder und das Holz sowie die kecken Vibratoren und Dildos.
»Ich glaube, ich bin noch nie zuvor so glücklich gewesen«, murmelte Melanie, als sie beobachtete, wie die Kunden durch die Tür strömten, auf deren Gesichtern sich Staunen abzeichnete, als sie die Fülle an Neuerungen sahen, die sich vor ihnen ausbreitete.
Dann glitt ihr Blick zum Fenster, und ihre Stimmung sank wie ein Vogel, der vom Himmel herabstürzte. Sie war so verzückt gewesen, dass sie nicht weiter als bis zum Ladeneingang geblickt hatte. Auf dem Gehweg stand jedoch noch ein weiterer Pulk, der aber ganz offensichtlich ein völlig anderes Ziel verfolgte. Und Melanie war sofort klar, was diese Leute bezweckten: Es stand in riesigen, zornigen Buchstaben auf den Schildern, die sie über ihre Köpfe hielten.
KEIN SEXVERKAUF! ANSTÄNDIGE LÄDEN FÜR ANSTÄNDIGE BÜRGER! RETTET UNSERE KINDER! RETTET UNSERE STADT!
Ein armer Tropf, der sich offenbar in die falsche Demonstration verirrt hatte, trug ein Schild, auf dem stand: KAUFT AMERIKANISCHE WAREN – SICHERT UNSERE JOBS!
Trotz ihrer Wut musste Melanie grinsen, als sie das Schild entdeckte. Vielleicht konnte sie dem Mann ja Nathans Prügelbänke aus Nathans Yankee-Wertarbeit verkaufen.
Aber zuerst musste sie sich mit den anderen Protestteilnehmern abgeben, die vor der Tür des Chimera auf und ab
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