Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
schmerzhafte Verwirrung, die Hannah mit einem Lächeln zu übertünchen suchte. Nach außen hin schien Hannah sich über die wunderschönen Holz-Paddles und Ledergerten zu freuen, aber Melanie sah, wie ihre Hände zitterten, als sie die Gegenstände berührte.
Oh Scheiße. Jetzt habe ich es vermasselt , dachte sie. Am liebsten hätte sie sich unter dem Tresen verkrochen. Sie hätte Hannah erzählen sollen, dass zwischen ihr und Nathan etwas lief, aber sie hatte erst sichergehen wollen, wie dieses »etwas« genau aussah. Außerdem schuldete sie Hannah doch eigentlich keine Erklärung, oder? Nur weil Hannah auf Nathan stand, hieß das noch lange nicht, dass sie auch irgendwelche Ansprüche auf ihn anmelden konnte. Hannah war mit einem unglaublich heißen Mann verheiratet und arbeitete für einen gut aussehenden Tierarzt, der die lustvollen Fantasien jeder Tierbesitzerin der Stadt anregte. Hannah hatte ihren Spaß mit Nathan gehabt und mit Melanie sowie zweifellos auch vielen anderen. Großer Gott , dachte Melanie, deren Schuldgefühle sich langsam in Zorn verwandelten, Hannah ist der letzte Mensch auf der Welt, der das Recht hatte, eifersüchtig zu sein.
Aber Eifersucht war nun mal eine Emotion, der Fairness völlig egal war. Eifersüchtige wollten immer mehr haben, als ihnen zustand. Als sie Hannah beobachtete, erkannte Melanie, dass ihre Freundin mit einem Dämon zu ringen schien. Innerhalb von nur fünfzehn Sekunden zeichnete sich ein Dutzend widersprüchlicher Gefühle auf Hannahs Gesicht ab.
»Hör mal, Hannah«, meinte Melanie und legte ihrer Freundin die Hand auf den Arm, »sollen wir nach oben gehen und uns unterhalten?«
Hannah schüttelte den Kopf. »Lieber nicht«, erwiderte sie mit gepresster Stimme.
»Hannah, du benimmst dich kindisch«, warf Nathan ein. »Wir sollten alle drei nach oben gehen und darüber reden.«
»Nein.« Hannah schüttelte Melanies Hand ab. »Ich muss jetzt gehen.«
»Was redest du denn da?«, rief Melanie. »Du bleibst hier, bis wir uns ausgesprochen haben.«
»Da gibt es nichts zu besprechen. Es ist alles in Ordnung. Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich heute arbeiten muss.« Hannah wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab und stieß ein falsches, viel zu hohes Lachen aus. »Ich Dummerchen, das hatte ich doch völlig vergessen.«
Dann hastete Hannah aus dem Laden, mit eingezogenem Kopf, sodass ihre Haare fast komplett ihr Gesicht verbargen.
»War das das, was ich denke, dass es war?«, wollte Nathan von Melanie wissen.
»Ich befürchte schon.«
Alle anderen, die während dieser Szene mucksmäuschenstill geworden waren, gingen mit neuer Konzentration an ihre Aufgaben heran.
»Es ist meine Schuld. Ich habe ihre Gefühle falsch eingeschätzt«, erklärte Nathan. »Hannah hat mir zu verstehen gegeben, dass sie eine offene Ehe führt. Als sie an diesem Morgen in mein Haus gekommen ist, dachte ich, sie wollte nur ein beiläufiges Techtelmechtel. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es viel mehr als das war.«
»Ich auch nicht.« Melanie seufzte. »Und sie anscheinend ebenso wenig. Ich hätte ihr schon vor Tagen von uns erzählen sollen, damit sie genug Zeit gehabt hätte, es zu verdauen. Soll ich ihr lieber nachgehen?«
»Nein. Du musst heute hier im Laden sein, und Hannah braucht etwas Zeit, um darüber nachzudenken, wie sie sich gerade benommen hat.«
»Aber sie war so aufgeregt ...«
»Hör mir mal gut zu.« Nathan hielt Melanie am Arm fest. »Hannah ist eine erwachsene Frau. Sie hat sich für ein Leben entschieden, bei dem man sich selbst sehr gut kennen und eine gewisse Reife besitzen sollte. Wenn Hannah weiterhin mehrere Partner haben will, dann muss sie lernen, mit diesen Gefühlen fertig zu werden, und ihre Eifersucht und ihr Besitzdenken in den Griff kriegen. Du kannst ihr nicht immer nachlaufen und sie trösten, wenn sie so reagiert. Lass sie zu dir kommen, wenn sie sich abgeregt hat. Und jetzt machen wir uns an die Arbeit.«
Die nächste Stunde, in der sie allerlei vorbereiteten, verging wie im Flug, obwohl die feierliche Stimmung nach Hannahs Verschwinden einen derben Dämpfer bekommen hatte. Melanie führte Nathan durchs Haus, und er machte sich Notizen über die Struktur des Baus und die Lage der Stützbalken. Um acht Uhr dreißig kam ein Cateringdienst und baute ein Buffet mit Pasteten, Crêpes, Früchten und Kaffee auf, an dem sich die Kunden an diesem Morgen bedienen durften. Nathan lud die Spanking-Möbel aus seinem Truck und stellte sie vor den Alkoven.
Weitere Kostenlose Bücher