Geliebt, begehrt, verwoehnt
Dann wollte sie Finn von den wunderbaren Plänen berichten, die sie den ganzen Vormittag über für sie beide geschmiedet hatte. Je früher sie wieder in der Stadt war, desto eher konnte sie anfangen, an ihrer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. Alles würde wunderbar werden!
"Was denn?" drängte sie Finn. Was er ihr sagen wollte, konnte keine Liebeserklärung sein. Dass sie sich liebten, hatten sie einander in den letzten Tagen oft genug versichert.
„Ich will, dass du hier bei mir einziehst, Melly. " Als er den schockierten Ausdruck in ihren Augen sah, wurde ihm schwer ums Herz.
"Melly?" Seine Stimme klang beinah flehend. Aber Melly blickte ihn nur schweigend an. "Ich weiß, du hast dein Leben in der Stadt und deine Verpflichtungen." Er drehte sich weg, weil er nicht wollte, dass sie seine Gedanken erriet. Sie hatte ihm von ihrer Headhunter-Agentur erzählt. Bisher war es ihm gelungen, sich nicht anmerken zu lassen, dass er ihren Lebensstil ablehnte.
Einen Moment lang glaubte Melly, dass Finn einen Scherz machte, aber dann begriff sie, dass er es ernst meinte. Wut und Panik überkamen sie, und eine Kluft tat sich auf einmal zwischen ihnen auf. Statt der verliebten Gefühle, in denen sie gerade noch geschwelgt hatte, empfand sie auf einmal nur noch Enttäuschung und Leere. Sie war unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet.
"Ich hier einziehen? Das ist völlig unmöglich", sagte sie unmissverständlich und schüttelte den Kopf, während sie einen Schritt zurücktrat. "Wie kannst du glauben, dass ich das tun würde?" Sie sah sich in der Küche um und blickte dann wieder zu Finn. Ihr fehlten die Worte, um ihrer Fassungslosigkeit Ausdruck zu verleihen.
"Warum ist es unmöglich?" hakte Finn nach. Doch er glaubte, die Antwort bereits zu kennen. Sie wollte ihren Freund nicht verlassen. Er wusste auch, dass sie ihm keine ehrliche Antwort geben würde. Die Enttäuschung über ihre Unaufrichtigkeit war groß. Melly hatte gesagt, dass sie ihn liebte. Aber er hatte gehört, wie sie einen anderen Mann am Telefon Darling genannt hatte. Ihre Stimme hatte zärtlich geklungen. Der andere musste ihr viel bedeuten.
Er hatte gehofft, dass sie ihm von ihrem Freund erzählte. Oder wenigstens, dass sie etwas sagte, das ihr Verhalten erklärte oder rechtfertigte. Allerdings hatte sie den anderen mit keinem Wort erwähnt, sondern sich ihm, Finn, mit einer süßen Leidenschaft hingegeben, der er nicht hatte widerstehen können.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er seine Gefühle nicht mehr steuern können. Er hatte sich in sie verliebt, obwohl er wusste, dass sie mit einem anderen zusammen war.
Als sie gesagt hatte, dass sie ihn liebte, hatte sie gelogen. Er hatte sie gefragt, ob sie mit ihm leben wollte, und sie hatte Nein gesagt. Dafür konnte es nur einen Grund geben, nämlich dass sie bereits mit einem anderen Mann zusammenlebte.
Aber sie war nicht bereit, ehrlich mit ihm darüber zu sprechen. Was hatte er denn erwartet? Dass sie ihren Partner nach einigen Nächten mit ihm verließ, um zu ihm zu ziehen? Wo hatte er in den letzten Tagen gelebt? Bestimmt nicht auf der Erde, sondern eher in einem Luftschloss.
Ein kurzes Abenteuer, einige Tage leidenschaftlicher Sex mit einem Fremden mehr war er nicht für sie. Er hatte früher viele oberflächliche Großstadtfrauen wie sie gekannt. Sie hatten ihm immer Leid getan, weil sie so viel im Leben versäumten. Damals hätte er sich nicht vorstellen können, sich in eine solche Frau zu verlieben.
Sein Herz hoffte immer noch, dass er sich in Melly nicht getäuscht hatte. Doch seinzynischer Verstand sagte ihm, dass seine Liebe zu ihr eine Illusion gewesen war.
Melly war schockiert. Wie konnte Finn von ihr erwarten, dass sie hier leben würde? Sie war wütend auf ihn, weil er ihre schönen Zukunftspläne zerstört hatte. Statt sie reumütig um Verzeihung zu bitten, sah er sie allerdings an, als hätte sie etwas falsch gemacht. Wenn er mich wirklich so lieben würde, wie er behauptet, dann wüsste er, dass ich niemals hier leben könnte, sagte sie sich.
Finn war maßlos enttäuscht. Verächtlich stieß er hervor: "Du hast Recht. Es ist völlig unmöglich, dass du hier einziehst. Wie hast du dir denn den Abschied vorgestellt, Melly? Wolltest du einfach verschwinden? Ohne dich wenigstens für die Gastfreundschaft zu bedanken? Ich hätte wissen müssen, dass ihr Großstadtfrauen euch hin und wieder ein kleines Abenteuer leistet. Und danach verschwindet ihr einfach. Vielleicht sollte ich
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