Geliebt, begehrt, verwoehnt
nur darauf an, zu gewinnen. Auf keinen Fall durfte sie Finn den Sieg überlassen.
Sie standen nicht einmal zwei Meter voneinander entfernt. Melly konnte sich nicht länger zurückhalten, sie musste sich zu ihm umdrehen.
„Warum tust du das?" fauchte sie ihn an.
„Was glaubst du denn?" konterte er bitter.
"Du wirst das Haus nicht bekommen, Melly. Egal, was es mich kostet."
Egal, was es ihn kostete ... Allmählich wurde ihr flau.
"Fünfhunderttausend Pfund!" hörte sie Finn sagen. Seine Stimme klang unnachgiebig und hart.
Melly schauderte. Finn wandte sich von ihr ab und sah den Makler an. Eine innere. Stimme mahnte Melly zur Vorsicht, aber gleichzeitig verspürte sie eine unbändige Lust zum Risiko. Hektisch rechnete sie nach. Wenn sie eine Hypothek auf ihre Londoner Wohnung und einen Kredit auf die Agentur aufnahm und ihr Sparkonto plünderte, käme sie beinah auf die Summe, die sie brauchte. Allerdings wäre sie am Rande des Ruins. Mit einem Mal wurde sie sich der Gefahr bewusst, in der sie schwebte. Sie fror, obwohl der Raum überheizt und stickig war.
Die Spannung war fast greifbar. Melly spürte die neugierigen Blicke aller Anwesenden auf sich. Ihr Stolz drängte sie weiterzumachen, aber sie erkannte, dass sie aufgeben musste. Das Eingeständnis ihrer Schwäche machte sie wütend.
In ihren Augen brannten Tränen der Enttäuschung, die sie trotzig zurückdrängte.
Mit erhobenem Kopf wandte sie sich um und sah Finn zum ersten Mal, seit er hereingekommen war, richtig an. Schweigend erwiderte er ihren Blick. Der Ausdruck in seinen Augen wirkte unnahbar, der Mund war zusammengepresst und drückte Verachtung aus.
Der Makler wartete auf ihre Antwort auf Finns letztes Gebot.
Nach kurzem Zögern schüttelte sie den Kopf. Entsetzt stellte sie fest, dass sie die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief hinaus. Mehr konnte sie einfach nicht ertragen.
Melly wollte gerade in ihr Auto steigen, als Finn sie einholte. Er hatte ihr sofort folgen wollen, doch zuerst hatte er noch mit dem jungen Paar sprechen müssen, das für die Kate geboten hatte. Er hatte gerade erfahren, dass die beiden aus der näheren Umgebung stammten. Der junge Mann hatte vor kurzem an der Universität einen sehr guten Abschluss als Agraringenieur gemacht. Finn brauchte für das Land, das er soeben ersteigert hatte, gut ausgebildete Fachkräfte. Also hatte er dem jungen Mann einen Job angeboten und ihm gleichzeitig ein günstiges Mietangebot für die Kate gemacht. Er hatte die Angelegenheit regeln wollen, bevor das Paar das Haus verließ.
Was Melly und das Altenteil betraf, wusste er, dass er das einzig Richtige getan hatte. Der Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, als sie ihre Niederlage hinnehmen musste, ließ ihn allerdings nicht los. Sie war zutiefst enttäuscht gewesen und schien ihm einen Vorwurf zu machen, als hätte er ihr etwas Schreckliches angetan.
"Melly! "
Als Melly seine Stimme hörte, wirbelte sie herum und fuhr ihn an: "Was willst du, Finn? Dich mit deinem Sieg brüsten?"
Sie lachte bitter. "Ich hätte mir denken können, dass du ich nicht gewinnen lässt.
Wie schön für dich, dass du genug Geld hast, um es bedenkenlos auszugeben!
Ich hoffe, es ist es wert."
"Das ist es", versicherte Finn. Auf einmal war er ebenso zornig wie sie. Nun, da sie ihn attackierte, vergaß er völlig, dass sie ihm einen Moment lang Leid getan hatte. "Ich würde das Doppelte bezahlen, um Leute wie dich von hier fern zu halten."
"Leute wie mich?" Melly war fassungslos.
"Städter. Wochenendurlauber. Das Land ist kein Vergnügungspark für Londoner Karrieretypen, sondern es gehört den Menschen, die hier leben", erklärte er brüsk.
"Ich verstehe", erwiderte sie bebend vor Zorn. "Ich bin gut genug, dass du mit mir ins Bett gehst, aber nicht gut genug, um mich als Nachbarin zu haben. Ist es das, was du sagen willst? Zu deiner Information …" Sie verstummte, weil sie zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten fast weinen musste, und schluckte die Tränen hinunter.
"Dass wir miteinander im Bett waren, hat nichts mit dem Haus zu tun", bestritt Finn und wusste im selben Moment, dass es eine Lüge war. Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Er musste ehrlicherweise zugegeben, dass er Melly vor allem wegen ihrer gemeinsamen verbrachten heißen Nächte nicht als Nachbarin haben wollte. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass sie dort mit dem anderen Mann, den sie am Telefon Darling genannt
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