Geliebt, begehrt, verwoehnt
viel Geld verdienen kann", bemerkte sie ein wenig bissig.
Der Makler lachte. "Das kann man auch nicht. Und Finns Pläne, auf ökologischen Landbau zu setzen, machen ihn bei Leuten wie Audley Slater auch nicht gerade beliebt. Aber Finn ist finanziell nicht von den Erträgen seines Hofs abhängig. Er hat während des Aktienbooms als Börsenmakler in London ein Vermögen gemacht. Dann hatte er auch noch den Weitblick, sich einen Teil seiner Gewinne in Optionsscheinen auszahlen zu lassen. Der Mann ist millionenschwer."
Finn war ein Londoner Börsenmakler gewesen! Melly versuchte, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass der Finn, den sie kannte, zu den Männern gehört hatte, die mit Spekulationen reich geworden waren. Diese jungen Männer waren nicht nur für ihre erfolgreichen Geschäfte, sondern auch für ihren ausschweifenden Lebensstil bekannt gewesen. Inzwischen hatten die Zeiten sich geändert, das Leben in der Londoner City war ruhiger geworden. Es hatte in den Kreisen der erfolgreichen Yuppies zu viele persönliche Abstürze und menschliche Tragödien gegeben.
Was der Makler ihr erzählt hatte, traf sie tiefer, als sie sich eingestehen mochte.
Trotzdem gelang es ihr, freundlich zu lächeln und ihm zum Abschied die Hand zu reichen, bevor sie sich zum Gehen wandte.
Warum hatte Finn ihr nichts von seiner Vergangenheit erzählt? Warum hatte er sie glauben lassen, dass die Großstadt unbekanntes Terrain für ihn wäre? Dass sie nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, so wenig über ihn wusste und ihn ganz falsch eingeschätzt hatte, machte Melly Angst. Es bestätigte ihre Befürchtung, dass sie eine Beziehung mit Finn niemals kontrollieren könnte, genauso wenig wie ihn selbst.
Der Platz vor dem Hotel war menschenleer, als Melly ihn überquerte und zu ihrem Mietwagen ging. Was hatte sie erwartet? Finn in seinem Landrover? Sie kam nicht darüber hinweg, dass er einen schmutzigen, schlammbespritzten Geländewagen fuhr. Börsenmakler fuhren gewöhnlich luxuriöse Sportwagen, je schneller und teurer, desto besser. Sie gingen mit Models und Schauspielerinnen aus. Sie liebten das Großstadtleben und die eleganten Londoner Frauen. Nur Finn war anders. Er hasste und verachtete Großstadtfrauen. Oder verabscheute er nur eine, nämlich sie?
Deprimiert stieg Melly in ihr Auto. Sie hatte eine lange Fahrt vor sich und war fest entschlossen, nicht die ganze Zeit an Finn Gordon zu denken. Warum sollte sie auch an ihn denken? Schließlich bedeutete er ihr überhaupt nichts.
Finn fragte sich, warum er sich die Mühe machte, zu Mellys Hotel zu fahren. Es war reine Zeitverschwendung, und er hatte Wichtigeres zu tun. Wofür sollte er sich überhaupt entschuldigen? Er schaltete in einen höheren Gang, als er viel zu schnell durch die schmalen Straßen der kleinen Stadt fuhr. Er war sich bewusst, dass es so aussah, als würde er nur einen Vorwand suchen, um Melly wieder zu sehen. Aber das konnte nicht sein. Schließlich gab es ja bereits einen Mann in ihrem Leben. Selbst wenn sie ungebunden gewesen wäre, hätte er keine Chance bei ihr gehabt. Sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihr Leben in London auf keinen Fall aufgeben würde. Was wollte er also von ihr?
Finn bog schwungvoll in eine ausreichend große Parklücke ein und versuchte, sich einzureden, dass er in die Stadt gekommen war, um Philip zu treffen.
"Finn! Ich war gerade auf dem Weg zurück ins Büro, um dich anzurufen." Finn fluchte leise vor sich hin, als er Philip auf sich zukommen sah. Schnell suchte er mit dem Blick den Platz vor dem Hotel nach Melly ab - vergeblich. Seine Lippen schienen immer noch von dem heißen Kuss vor dem Herrenhaus zu prickeln.
"Ich war hier, um Melanie Russell zu sehen", berichtete Philip. "Ich hatte das Gefühl, dass ich es ihr schuldig bin. Ich wusste nicht, dass du vorhattest, für das Altenteil zu bieten. Ich habe sie irrtümlich in dem Glauben gelassen, dass sie das Haus problemlos bekommen würde. Zum Glück habe ich sie gerade noch getroffen, bevor sie weggefahren is t."
Melly war bereits abgereist! Finn verspürte den verrückten Impuls, wieder in sein Auto zu springen und ihr nachzujagen, doch er beherrschte sich.
"Ich habe ihr vorgeschlagen, sich an dich zu wenden und dich zu fragen, ob du ihr das Haus vermieten würdest", sprach Philip weiter. „Für dich wäre es ja auch besser, es zu vermieten, als es leer stehen zu lassen. Eine verwitwete, ältere Dame
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