Geliebt, begehrt, verwoehnt
intensiven Ackerbau betrieb.
Er fürchtete, dass Audley die Wasserwiesen trocken legen und vielleicht auch die Fischereirechte für den Fluss verpachten würde. Er hingegen wollte umweltschonend wirtschaften, die Wasserwiesen erhalten und vielleicht sogar wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen.
An dem Ackerland war Melly bestimmt nicht interessiert. Es blieben die Katen, die Scheunen und das Haus, das früher als Altenteil gedient hatte.
Finn runzelte die Stirn. Philip Crabtree war korrekt und diskret gewesen und hatte ihm nicht gesagt, wer seine Mitbieter sein würden. Er hatte nur angedeutet, dass die Katen und das ehemalige Altenteil auf Interesse gestoßen waren.
Aus den Augenwinkeln sah Finn, wie Audley Slater den Kopf schüttelte, während er ein noch höheres Gebot abgab. Wenig später erhielt Finn den Zuschlag. Audley kam zu ihm herüber und erklärte ruppig: "Bei diesem Preis wirst du Jahre brauchen, um aus dem Land Profit zu schlagen."
Melly beobachtete, wie Finn einige Worte mit seinem unterlegenen Konkurrenten wechselte. Neben ihr steckte das junge Paar die Köpfe zusammen.
Die beiden flüsterten aufgeregt miteinander.
"Es dauert nicht mehr lange", sagte der Makler aufmunternd zu Melly, als er an ihr vorbeiging.
Die Versteigerung der Katen ging tatsächlich sehr zügig vonstatten. Als das junge Paar merkte, dass Finn mitbot, gab es sofort auf. Melly registrierte die enttäuschten Gesichter der beiden jungen Leute und wurde noch wütender auf Finn. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als Philip den letzten Posten auf der Liste aufrief: das Altenteil.
"Es handelt sich um ein sehr hübsches Haus im georgianis chen Stil mit großem Garten in erstklassiger Lage. Es ist allerdings stark renovierungsbedürftig. Ich beginne bei zweihunderttausend Pfund."
Melly vermied es, Finn anzusehen. Sie hob die Hand mit der Broschüre und sagte: "Zweihunderttausend." Ärgerlich stellte sie fest, dass ihre Stimme unsicher klang.
Melly bot also für das Altenteil. Das war eigentlich nicht schwer zu erraten, dachte er bitter. Das Haus würde ein perfektes Wochenendhaus für sie und ihren Freund abgeben. Den Liebhaber, von dem sie bestritt, dass er existierte. Finn stellte sich vor, was passieren würde, wenn sie das Haus ersteigerte. Zuerst würde sie einen teuren Architekten und eine Baufirma engagieren und das alte Haus komplett nach ihren großstädtis chen Vorstellungen renovieren. Als Nächstes würde ein Team von ebenso teuren Innenarchitekten aus London folgen, die die Innenräume nach dem neuesten Trend umgestalteten.
Aber das Altenteil gehörte zu dem Gut, es war Teil seiner Geschichte. Er würde nicht dulden, dass sich Wochenendurlauber aus London vor seiner Haustür niederließen. Er hatte etwas gegen Großstädter, und erst recht hatte er etwas gegen Melly und ihren Liebhaber als Nachbarn. Entschlossen begann er, für das Haus zu bieten. Egal, wie viel es ihn kosten würde, er würde ihr das Haus nicht überlassen. Er könnte es nicht ertragen, ihr ab und zu zu begegnen, wenn sie sich am Wochenende dort aufhielt. Sie würde ihn an Dinge erinnern, die er lieber vergessen wollte.
Melly versuchte, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen, während sie Finn überbot. Sie wusste, dass er aus persönlicher Feindseligkeit gegen sie bot. Der Makler hatte ihr versichert, dass sie die einzige Interessentin für das Altenteil sei. Sie verspannte sich, als sie Finns knappe Antwort auf ihr Gebot hörte.
Dreihunderttausend Pfund war der Schätzwert des Hauses, und diese Grenze war jetzt erreicht. Aber sie konnte unmöglich aufhören.
Ohne sich darum zu kümmern, das sie durch ihren offenen Kampf Aufsehen erregten, überboten sich Finn und Melly gegenseitig und trieben den Preis für das Haus immer weiter in die Höhe - erst auf dreihundertfünfzigtausend, dann auf dreihundertfünfundsiebzigtausend und schließlich auf vierhunderttausend Pfund.
Als Melly sich immer noch nicht geschlagen gab und Finns Gebot mit einem über vierhundertfünfundzwanzigtausend Pfund übertraf, bemerkte sie den besorgten Gesichtsausdruck des Maklers. Offensichtlich tat sie ihm Leid, und er vermutete, dass sie sich finanziell übernahm. Sein Mitgefühl spornte sie nur noch weiter an. Als Finn vierhundertfünfzigtausend Pfund bot, konterte sie mit einem Gebot über vierhundertfünfundsiebzigtausend. Die Summe überstieg bei weitem die Höchstgrenze, die Melly sich gesetzt hatte. Doch das war ihr jetzt gleichgültig. Jetzt kam es
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