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Geliebt, begehrt, verwoehnt

Geliebt, begehrt, verwoehnt

Titel: Geliebt, begehrt, verwoehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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die Decke waren vor kurzem frisch gestrichen worden, wahrscheinlich von Finn. Er hatte der weißen Wandfarbe etwas Blaugrün beigemischt, während sich die Stuckverzierungen in reinem Weiß und einem etwas kräftigeren Blaugrün davon absetzten. Das schlichte weiße Bettzeug und das blanke Parkett waren genau nach ihrem Geschmack. Trotzdem verspürte Melly das Bedürfnis, den Raum etwas wärmer und gemütlicher zu gestalten.
    Der Holzboden war zu kalt für kleine Kinder, die barfuss hereingerannt kamen, um zu ihren Eltern ins Bett zu schlüpfen. Auf dem Boden blieb man nicht gern lange stehen, um zu schmusen oder sic h zu umarmen, wenn man vom Badezimmer auf dem Weg ins Bett war. Dem Raum fehlten ein dicker, weicher Teppich und gemütliche, altmodische Möbel. Ihre Großmutter besaß solche Möbel und pflegte sie heute noch, wie man es früher getan hatte, mit Bienenwachs und Lavendelpolitur.
    Melly blinzelte erschrocken. Einen Moment lang hatte sie geglaubt, Finn auf dem Bett sitzen zu sehen, wie er morgens immer aussah. Mit bloßem Oberkörper, zerzaustem Haar, unrasiert und einem verschlafenen Lächeln, mit dem er sie einlud, wieder ins Bett zu kommen. Aber es war nur ein Tagtraum gewesen. Schnell verdrängte sie das verlockende Bild. Sie machte sich in dem angrenzenden Badezimmer ein wenig zurecht und legte die warmen, sauberen Handtücher, die Finn ihr gegeben hatte, auf einem Hocker ab. Den weichen Frotteebademantel, der offensichtlich ihm gehörte, legte sie absichtlich zuunterst in den Stapel.
    Es war Zeit, hinunter in die Küche zu gehen. Sonst würde Finn denken, dass sie mit einer bestimmten Absicht hier oben auf ihn wartete. Auf dem Weg zur Schlafzimmertür warf sie durchs Fenster einen Blick nach draußen. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Es schien, als wollte das Wetter sie zwingen, bei ihm zu bleiben.
    "Wir müssen hier essen", kündigte Finn an, als Melly die Küche betrat. "Ich werde einen Innenarchitekten engagieren und das Haus renovieren lassen. Aber für den Moment..."
    "Warum hast du mir nichts davon erzählt, dass du früher Börsenmakler in der Londoner City warst?" Melly hatte die Frage ausgesprochen, ohne zu überlegen, und bereute es sofort. Sie errötete über ihren Mangel an Taktgefühl. Gewöhnlich war sie nicht so direkt. Doch statt sie kühl in ihre Schranken zu weisen, betrachtete Finn sie einige Sekunden lang nachdenklich, bevor er antwortete.
    "Damit habe ich abgeschlossen. Dieser Teil meines Lebens hat keine Bedeutung mehr für mich. Er hat nichts mit meinem jetzigen Leben zu tun. Die einzige Verbindung zwischen damals und heute ist das Geld, das es mir jetzt ermöglicht, meine Zukunft so zu gestalten, wie ic h es mir gefällt."
    "Das glaube ich dir nicht", widersprach sie sofort. "Alles, was im Leben eines Menschen geschieht, ist von Bedeutung."
    "Du meinst, wie deine Beziehung zu deinen Eltern?" hielt Finn dagegen.
    "Das Unglück, das ich durch die Lieblosigkeit meiner Eltern erfahren habe, wurde durch die Liebe meiner Großeltern mehr als aufgewogen", verteidigte sie sich. "Du dagegen hältst an deinen negativen Gefühlen gegenüber der Großstadt und ihren Bewohnern fest."
    Sie ist ein kluger Kopf, dachte Finn anerkennend. Wenn es an der Großstadt etwas gab, das er vermisste, dann waren es die Gespräche und Diskussionen mit anderen Menschen. In seinem zurückgezogenen Leben fehlte ihm der tägliche Austausch von Ansichten und Neuigkeiten.
    "Ich halte keineswegs daran fest", widersprach er. "Ich habe mich innerlich und äußerlich davon entfernt. Heute erwarte ich mehr vom Leben als materiellen Erfolg." Er öffnete die Ofentür, um sorgfältig den Inhalt der Auflaufform zu überprüfen. Dann fügte er mit einem verächtlichen Unterton, der Melly erröten ließ, hinzu: "Außerdem habe ich zu viele Menschen gesehen, die an der Jagd nach Geld und Erfolg kaputtgegangen sind. Aus Angst, als Versager zu gelten, haben sie sich selbst und andere zerstört. Ich habe keine Illusionen mehr über das Großstadtleben."
    "Daran ist doch nicht die Großstadt schuld", protestierte sie.
    „Vielleicht nicht, aber sie trägt auch nicht gerade dazu bei, solche Dinge zu verhindern. Die Lasagne ist übrigens fertig", stellte er fest. "Streiten beim Essen ist nicht gut für die Verdauung. Ich schlage deshalb vor, wir wechseln das Thema."
    „Ich habe eine bessere Idee. Wie wäre es, wenn wir beim Essen schweigen würden?" sagte sie spitz.
    "Eine Frau, die freiwillig schweigt! Gibt es so

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