Geliebt
merken das natürlich nicht, sie haben die tiefe Bedeutung dieses Ortes nie begriffen. Doch wir Vampire wissen seit Tausenden von Jahren davon. Es ist ein machtvoller und mystischer Ort, den unsere Ahnen geschaffen haben.
Es wäre also nachvollziehbar, wenn dein Vater dir diesen Ort gezeigt hätte. Unter Vampiren ist es ein alter Brauch, junge beziehungsweise frisch verwandelte Vampire an diesen Ort zu bringen. In erster Line jedoch ist es ein Ort der Liebe.«
Fragend sah Caitlin ihn an. »Ein Ort der Liebe?«
»Vampirhochzeiten sind zwar ausgesprochen selten«, fuhr er fort, »weil wir uns nicht fortpflanzen können und weil wir uns nicht leichtfertig dazu entschließen, uns für alle Ewigkeit zu binden. Aber wenn zwei Vampire dennoch heiraten, sind die entsprechenden Zeremonien sehr aufwendig und feierlich. Sie können tagelang dauern. Und fast immer findet eine solche Hochzeit genau hier statt.«
Ehrfürchtig blickte Caitlin sich um.
»Wenn wir nachts bei Vollmond herkommen würden«, erklärte er, »könnte es durchaus sein, dass wir eine Vampirhochzeit miterleben würden. Diese Klippen symbolisieren die Ewigkeit, sie gehören zu den ältesten Werken der Natur auf diesem Planeten. Man glaubt, dass ihre Energie eine Verbindung unterstützt, die nie wieder zerstört werden kann.«
Das Herz wurde Caitlin weit. Obwohl sie erst so kurze Zeit zusammen waren, hatte sie das Gefühl, Caleb schon ewig zu kennen. Als er von Eheschließung sprach, wurde ihr klar, dass sie sich nichts mehr wünschte, als den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen zu können. Der Gedanke, dass ihr Leben vor seinem enden würde, weil sie verschiedenen Rassen angehörten und ihre Liebe verboten war, erschien ihr absolut deprimierend. Bald würde sie nur noch eine weitere Erinnerung für ihn sein.
Am liebsten hätte sie ihm von ihren Befürchtungen erzählt, aber sie wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Außerdem war sie sich nicht sicher, ob er für sie das Gleiche empfand. Daher ging sie einfach nur schweigend weiter.
Alles fühlte sich so vollkommen an. Warum konnte es nicht so bleiben, wie es gerade war? Sie liebte diese Insel und diesen Strand und konnte sich durchaus vorstellen, sich zusammen mit Caleb hier niederzulassen. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie sie sich ein gemeinsames Leben aufbauten, in Sicherheit vor dem Rest der Welt. Vielleicht würden sie hoch oben auf den Klippen ein kleines Haus mit Blick über das Meer bauen und ihre Vergangenheit einfach hinter sich lassen. Aber wäre das überhaupt möglich?
Im Laufe der vergangenen Tage hatte Caitlin das Gefühl gehabt, dass ihr Leben immer mehr aus den Fugen geriet. Ständig war um sie herum etwas passiert, und sie war in alles mit hineingezogen worden. Doch nachdem die Dinge sich nun ein wenig beruhigt hatten und sie ganz offensichtlich in einer Sackgasse steckten, fragte sie sich, ob sie die Suche nicht einfach abbrechen sollten, damit sie wieder eine Art normales Leben führen könnte.
Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das nicht möglich war. Sie würden ihrer Bestimmung folgen und das Schicksal erfüllen. Sehr bald würde sich alles zwischen ihnen für immer verändern. Der Gedanke war niederschmetternd.
Sie musste an Calebs Klavierspiel denken. Die Musik war so wunderschön gewesen, im Geiste hörte sie ihn immer noch spielen.
»Ich wusste gar nicht, dass du Klavier spielen kannst«, sagte sie leise.
Er seufzte tief. »Das ist lange her. Ich fürchte, ich bin dem Stück nicht gerecht geworden. Du hättest mal hören sollen, wie Ludwig es gespielt hat!«
Verblüfft starrte sie ihn an. »Du meinst doch nicht etwa Ludwig van Beethoven?«
Doch er nickte.
»Du hast Beethoven tatsächlich spielen hören, Beethoven höchstpersönlich?«
»Ja, gegen Ende seines Lebens.«
Sprachlos und mit offenem Mund sah Caitlin ihn an. Wieder einmal fand sie es erschreckend, was er alles gesehen und erlebt haben musste.
»Du meinst, du … hast ihn richtig kennengelernt?«, fragte sie schließlich ungläubig.
»Ja«, antwortete Caleb, »wir waren eng befreundet. Er war einer von uns.«
»Ein Vampir ?« Jetzt war Caitlin richtig schockiert.
Wieder nickte er bloß.
Natürlich hätte Caitlin gerne mehr erfahren – am liebsten alles – doch sie merkte, dass Caleb nicht darüber reden wollte. Was auch immer geschehen war, er verband tiefe Gefühle damit.
»Es muss unglaublich faszinierend sein, Menschen wie ihn persönlich getroffen zu haben. Sich an so etwas
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