Geliebt
er sie in den trockenen Sand und ließ sich neben ihr nieder. Der Strand war nach wie vor leer, und die ganze Welt schien ihnen zu gehören. Caitlin hob die Hand und fuhr ihm durch die Haare, und ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher.
Von diesem Augenblick hatte sie geträumt, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Noch nie hatte sie jemanden so sehr geliebt.
23.
Kapitel
S am wurde das Herz schwer, als er endlich seinem Vater gegenüberstand. Er traute seinen Augen nicht. Er war schon enttäuscht gewesen, als er die Wohnwagensiedlung mit dem verwahrlosten Trailer und die heruntergekommene Umgebung gesehen hatte, doch das war gar nichts gegen die Enttäuschung, als er jetzt vor seinem Vater stand. All seine Träume lösten sich auf einen Schlag in Luft auf.
Sein Dad war ein kleiner, dünner, schwächlicher Mann, fünfzig bis sechzig Jahre alt, und er wurde bereits kahl. Seine langen, strähnigen Haare hatte er seitlich über die kahle Stelle gekämmt. Seit Tagen schon hatte er sich nicht mehr rasiert, und seine Kleidung sah aus, als hätte er darin geschlafen. Seine Haut war mit Warzen übersät und wies böse Aknenarben auf. Seine kleinen, schwarzen Knopfaugen huschten ständig hin und her – als er Sam anstarrte, drängte sich ihm der Vergleich mit einer Ratte auf. Ja, dieser Mann wirkte durch und durch schmierig und fies.
Zudem sah er Sam nicht im Geringsten ähnlich. Und er glich in keiner Weise dem Dad, den Sam sich in seiner Fantasie vorgestellt hatte.
Sam konnte nicht begreifen, dass er von so einem Menschen abstammen sollte. Dadurch fühlte er sich noch minderwertiger, als es ohnehin schon immer der Fall gewesen war.
Vielleicht war es doch die falsche Adresse. Er betete, dass es so wäre.
Bitte, lieber Gott, lass ihn nicht mein Vater sein.
»Sam?«, fragte der Mann plötzlich.
Dieses eine Wort lieferte die Bestätigung, dass die Adresse tatsächlich stimmte. Sam fühlte sich absolut elend. Er war es also tatsächlich.
Sam suchte verzweifelt nach Worten. »Ähm, sind Sie …«
»Ob ich dein Dad bin?«, unterbrach ihn der Mann und versuchte sich an einem Lächeln. Dabei enthüllte er zwei Reihen kleiner, orangegelber Zähne. »Ja, der bin ich.«
Dann ließ der Mann den Blick von Sam zu Samantha wandern und musterte sie abschätzend von Kopf bis Fuß. Dabei leckte er sich die Lippen.
»Ich dachte, du würdest allein kommen?«, fragte er Sam, ohne die Augen von Samantha zu lassen.
»Ich …«, begann Sam, »na ja, ich, äh …«
»Wer ist das?«, fiel er ihm ungeduldig ins Wort.
»Das ist Samantha«, sagte Sam schließlich. »Sie ist meine …« Sam verstummte, weil er nicht wusste, wie er sie nennen sollte.
»Freundin«, ergänzte Samantha liebenswürdig.
Dankbar warf Sam ihr einen Blick zu. Er liebte den Klang dieses Wortes, vor allem aus ihrem Mund.
»Na gut, dann …« Der seltsame Mann drehte sich um und ging hinein.
Sam und Samantha sahen sich an. Die seltsame Begrüßung hatte sie beide überrascht, sie wussten nicht so richtig, was sie davon halten sollten.
War das eine Einladung gewesen, ihm in den Trailer zu folgen?
Zögernd trat Sam ein, Samantha folgte ihm und machte die Tür hinter sich zu.
***
Prüfend sah Samantha sich in dem kleinen, düsteren Wohnwagen um. Der Tag war schön und sonnig, aber da alle Fensterrollos heruntergezogen waren, merkte man hier drin nichts davon – der Raum wurde nur durch eine kleine Lampe in einer Ecke erhellt. Es war düster, und überall stand Gerümpel herum.
Samantha hatte beim Anblick dieses Mannes gleich gespürt, dass er keiner von ihnen war, kein Vampir. Das hätte sie sofort gewusst. Daraus schloss sie, dass Sams Mutter der Vampir sein musste. Also hatten sie auf der falschen Seite seiner Abstammungslinie gesucht. Mit diesem Mann verschwendeten sie nur ihre Zeit – es sei denn, er könnte sie zu Sams richtiger Mutter führen.
Die Enttäuschung in Sams Gesicht war ziemlich offensichtlich, und sie hatte tatsächlich Mitleid mit ihm. Wie lange war es her, seit sie zuletzt Mitleid für einen Menschen empfunden hatte? Sie ärgerte sich über sich selbst. Dieser Junge brachte sie aus dem Gleichgewicht.
»Nun, na ja …«, murmelte der Mann. Offensichtlich war er nicht an soziale Kontakte gewöhnt. Er ging auf und ab und gönnte ihnen kaum einen Blick. »Was wollt ihr trinken?«, fragte er schließlich. »Wie wär’s mit einem Bier?«
Sam zögerte. »Äh, ja … ein Bier wäre okay«, antwortete er dann.
Der Mann verschwand
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