Geliebte Bestie (German Edition)
weiß, doch mir ist trotzdem schlecht.“
„Das ist nur beim ersten Mal so“, tröstete Jeanette.
„Heißt das, dass du schon öfter …?“
„Ich habe meinen Stiefvater abgeknallt. Deswegen bin ich hier.“
„Was … was hat er denn …?“
„Er hat meine Mutter immer wieder verprügelt und meine Schwester und mich missbraucht, seit wir ganz klein waren. Eines Tages wollte er sich an meinem Bruder vergreifen. Er war erst drei. Da hab ich rot gesehen. Ich nahm sein Gewehr und dann hab ich ihm ein Loch in sein schwarzes Herz gepustet.“
„Was passierte dann?“
„Ich lief weg. Ich wollte auf gar keinen Fall in den Knast. Lieber wollte ich sterben. Ich stand auf der Brücke, bereit zu springen. Da kam Brodie.“ Sie lachte. „Er hat irgendwie ein Gespür dafür, Leute aufzugreifen, die sich killen wollen. Nun ja, er hat mich da runter geholt und wir haben gequatscht. Stundenlang. Ich ging mit ihm. Ich war erst dreizehn. Irgendwie war ich darauf vorbereitet, dass er Sex von mir erwarten würde, doch er rührte mich nicht an. All die Jahre lebten wir hier zusammen, doch er war immer anständig. Es kam, wie es kommen musste. Ich verliebte mich in ihn.“ Sie lächelte. „Er war mein Held. Ist es immer noch. Als ich neunzehn Jahre war, hielt ich seine Zurückhaltung nicht mehr aus.“
„Was hast du getan?“, wollte Crissy wissen. „Ihn verführt?“
„Ja“, sagte Jeanette schwärmerisch. „Er war so ganz anders. Er wollte mich, das war deutlich, doch er hatte zu viel Anstand. Ich musste ziemlich weit gehen, um ihn an einen Punkt zu bringen, wo es kein zurück mehr gab. Er ist ein sehr zärtlicher Mann. Er mag nicht so wirken, doch er ist der sanfteste Mann, den ich mir vorstellen kann. Ich weiß, er ist so viel älter. Aber das stört mich nicht. Ich liebe ihn.“
„Ich verstehe dich gut. Ich bin froh, dass er dich damals von der Brücke geholt hat.“
Die beiden jungen Frauen umarmten sich.
„Ich finde es schade, dass ihr gehen müsst. Es gibt sonst keine Frauen in unserem Alter hier. Es war so schön, dich kennenzulernen.“
„Ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder“, sagte Crissy.
„Das hoffe ich auch.“
Jeanette schnappte sich ihre Waffe und erhob sich.
„Was hast du vor?“
„Ich sehe mal nach, ob der Bastard wirklich tot ist.“
„Du meinst, er ist vielleicht noch nicht …?“
„Ich hab ihn eindeutig erwischt, aber er könnte immer noch leben. Wenn das der Fall ist, dann muss ich beenden, was ich angefangen habe.“
Crissy beobachtete mit feuchten Händen, wie Jeanette auf den am Boden liegenden Mann zuging. Sie rechnete jede Minute damit, dass der Kerl sich plötzlich erheben und Jeanette angreifen würde. Was sollte sie in so einem Fall tun? Sie hatte gar keine Ahnung von Waffen. Sie wusste weder, wie man sie entsicherte, noch wie man damit schoss.
Jeanette war bei der Leiche angelangt. Sie kickte dagegen und wartete. Nichts tat sich, dann beugte sie sich nieder, um nach dem Puls zu fühlen. Sie schien nichts gefunden zu haben, denn sie erhob sich wieder und hielt den Daumen hoch. Crissy atmete erleichtert auf.
Im selben Moment sah sie es. Ein Schrei kam über ihre Lippen und Jeanette blickte alarmiert. Crissy stürmte aus dem Laden. Erleichterung zeigte sich auf Jeanettes Gesicht, als sie erkannte, dass Crissy vor Freude strahlte und winkte. Sie drehte sich um und sah nun ebenfalls die beiden Männer, die gerade ihr Boot am Steg vertäuten.
„Ramon!“, rief Crissy und rannte an Jeanette vorbei, um sich ihm in die Arme zu stürzen.
Er fing sie auf und drückte sie fest an sich. Als sie zu schluchzen anfing, strich er ihr beruhigend über den Rücken.
„Ist ja gut. Ich bin ja jetzt da. Es wird alles gut. Hör auf zu weinen. Der Bastard tut dir nichts mehr.“
„Jeane“, rief Brodie besorgt. „Alles in Ordnung?“
Er war zu ihr geeilt und umarmte sie.
Jeanette zitterte. Jetzt, wo die Männer wieder da waren, brauchte sie nicht mehr die harte Frau zu sein. Erleichterung machte sich breit. Alle waren glücklich, dass die Sache glimpflich ausgegangen war. Während Jeanette und Crissy sich darum kümmerten, ein paar Vorräte und andere nützliche Dinge einzupacken, entsorgten die Männer die Leiche. Die Alligatoren oder Krabben würden dafür sorgen, dass der Körper schnell verschwand.
4
Auf der Flucht
S ie waren seit zwei Tagen auf der Flucht und laut Ramons Aussage drangen sie nun tiefer in das Sumpfgebiet hinein.
„Wir sollten hier nicht lange
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