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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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habe ich Sie erst nur schreien gehört. Dann habe ich den Bruchteil einer Sekunde lang Ihr Gesicht gesehen, bevor Sie von meinem Fenstersims abgerutscht sind. Ich bin zum Fenster und habe es aufgemacht. Da habe ich Sie wieder gesehen, mit einem Fuß in einem runtergeschobenen Hosenbein festhängend. Am Spalier. Mit dem berühmt-berüchtigten Vollmond in der frischen Luft.«
    »Unterhalten wir uns jetzt also doch über das, was wir in jener Nacht gesehen haben?« Das Unterkleid reichte ihr bis zu den Knien, aber das Kaminfeuer hinter ihr durchleuchtete den dünnen Stoff. »Ich habe Sie gesehen. Ihren Körper. Die straffen, vollen Brüste. Die Kurven Ihrer Hüften und die langen, langen Beine. Sie haben mich mit Ihren traurigen Augen angesehen, und ich wollte Sie nur noch trösten.« Seine Stimme wurde lauter. »Kurz bevor ich mitten in einen Skandal gestürzt bin!«
    Sie setzte sich auf den Stuhl, direkt in die raschelnden Unterröcke und zog die hauchzarten neuen Strümpfe an. »Ich weiß, dass Sie mich gesehen haben. Aber müssen wir längst Vergangenes ans Tageslicht zerren, wenn wir uns doch auf einen Empfang vorbereiten müssen?«
    »Ich habe mich davongestohlen und mir monatelang Sorgen gemacht. Ich war sicher, dass meine mysteriöse Göttin hinterm Fenster mich verraten würde. Oder dass jemand anderer mich erkannt hatte. Aber es ist niemals herausgekommen.« Er ging auf und ab. »Aber irgendwer hat mich aus diesem Hosenbein befreit. Ich habe oben am Fenster zwei Mädchen kichern gehört und gespürt, wie jemand mit einem Schürhaken an mir herumgestochert hat. Dann ist der Stoff gerissen -«
    »Wollen Sie sich etwa über meine Rettungsaktion beschweren?«
    »Ich wusste es.« Er drehte sich zu ihr um. »Ich wusste, dass Sie es waren!«
    »Ich muss nämlich sagen, dass ich mein Bestes gegeben habe. Zumal ich auch sicher war, dass Sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollten. Außerdem ist auch noch die Prinzessin aufgetaucht. Gerade als ich mir den Schürhaken geholt hatte. Sie war damals erst neun, hat sich aber schon sehr königlich benommen und mir die ganze Zeit Anweisungen erteilt.« Pamela war aufgestanden und kämpfte mit dem Korsett.
    »Umdrehen«, befahl Kerrich.
    Einen Moment lang sah es so aus, als wolle sie ihm die Stirn bieten, doch dann siegte die Vernunft, und sie tat wie befohlen. Schließlich konnte sie sich nicht ohne fremde Hilfe ankleiden, und Kerrich bezweifelte, dass sie eine Zofe rufen würde bei diesem Durcheinander hier im Schlafzimmer.
    Sie sprach in ihrem sachlich-schroffen Ton zur Wand: »Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie sich deswegen noch Sorgen machen. Es war ein dummer Jungenstreich. Der Streich ist spektakulär gescheitert, und Sie wurden in peinlichster Weise zur Schau gestellt. So, wie ich Sie kenne, haben Sie Angst, ich könne das Ganze ausplaudern. Aber das werde ich nicht. Wenn ich es bis jetzt nicht getan habe, warum sollte ich es dann jetzt tun? Ich wüsste nicht, warum. Außerdem interessiert es ohnehin niemanden.«
    »Die Königin erpresst mich damit.«
    Pamela wollte sich umdrehen. »Wie bitte?«
    Kerrich drehte sie mit einem Ruck an den Korsettschnüren zurück. »Ihre Majestät hat die Hosen, sie hat den Schürhaken, und sie droht damit, der feinen Gesellschaft zu enthüllen, wer der mysteriöse Mann war, der in einer Nebelnacht den Vollmond gegeben hat. Wie sonst hätte sie mich wohl dazu gebracht, so zu tun, als würde ich den kleinen Fratzen adoptieren?«
    »Mit der Drohung, Ihrem Bankhaus das königliche Vermögen zu entziehen, zum Beispiel. Aber nein, Sie haben ja gesagt, Sie seien nicht angewiesen auf das Geld.«
    »Und einer Erpressung, bei der es um Geld geht, hätte ich mich ohnehin nicht gebeugt. Was Victoria auch wusste. Also hat sie einen anderen Plan ausgeheckt.«
    »Sie wollen also sagen, … dass Sie all das – mich, Beth, die Unterrichtsstunden, die Kindergesellschaft – nur wegen einer zwölf Jahre alten, dummen Klatschgeschichte organisiert haben?«
    »Die Leute hätten mich verlacht!«, brüllte Kerrich.
    »Sie sind der Earl of Kerrich. Was schert Sie Gelächter?«
    Mit einer gewissen Genugtuung verpasste er ihr beim Schnüren des Korsetts besonders schöne Konturen – und ein wenig Unbequemlichkeit. »Ich soll mich nicht darum scheren, wenn man mich auslacht? Aber Sie selber sind zu sensibel, Leuten gegenüberzutreten, die sich vielleicht daran erinnern könnten, welchen Skandal ihr Vater verursacht hat, als er seine Familie

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