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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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gesellschaftliches Ansehen im Glanz seines Cousins jedoch bis zur Unscheinbarkeit verblasste. »Der Stolz eines Mannes ist etwas sehr Merkwürdiges«, bemerkte Pamela. »Er treibt ihn zu den absonderlichsten Verhaltensweisen.«
    »Ich finde es schön, dass Sie so viel Verständnis für die Männer zeigen … nachdem Sie in so große Schwierigkeiten geraten sind, seit Ihr Vater …«
    Pamela verbarg ihre Augen mit der Hand. Der hellen Hand. Der andere-Arm lag noch in der Schlinge. Wenn sie ihn bewegte, schmerzte und zog er so arg, dass ihr die Tränen kamen. Es war eine gute Schusswunde, die beste, hatte Dr. McEachern gesagt, und der Leibarzt der Königin hatte ihm gravitätisch beigepflichtet. Sie hatte Glück gehabt.
    Wie mochte es für ihren Vater gewesen sein, angeschossen dazuliegen und zu sterben? Welche Todesängste hatte er durchlitten, als er sich verlassen krümmte?
    Pamela hasste es, dass Kerrich Recht hatte. Sie hatte nie um ihren Vater getrauert, und nun wurde sie davon eingeholt. jetzt, da sie schwach und zerrissen war, geisterte ihr Vater durch ihre Träume.
    »Es tut mir Leid, ich hätte diese schreckliche Zeit nicht erwähnen sollen. Ich wollte Ihnen nur zum Tod Ihrer Eltern kondolieren.«
    »Danke, Eure Majestät.« Pamela nahm die silberne Taschenuhr, die auf einem der Kissen lag und betrachtete sie.
    Queen Victoria verstand den Wink und packte ihre Sachen zusammen. »Sie sind müde.«
    Pamela wischte hastig eine Träne ab. »Ein wenig vielleicht.«
    »Mein Arzt sagt, Sie werden sich schon bald besser fühlen. Warum machen Sie nicht ein kleines Nickerchen?«
    »Ja. Danke. Das werde ich wohl tun.« Wäre ihr nur nicht ihr Vater erschienen, sobald sie schlief. Tag und Nacht hatte sie ihn vor Augen, charmant, gut aussehend und haltlos. Als Kind hatte sie seinen Charme geliebt. Als Heranwachsende hasste sie seine Schwächen. Fast alles, was er getan hatte, war unverzeihlich. Aber ausgerechnet Jetzt, wo der Wundschmerz nicht weichen wollte, erinnerte sie sich an die Tage, als er sie auf der Schaukel anschubste, sie in den Schlaf sang und Huckepack trug. Er war ihr Vater gewesen und alles, was von ihm übrig geblieben war, war eine Uhr und ihre Zuneigung zu einem liebevollen, einnehmenden Mann, die nie ganz erloschen war.
    Als Ihre Majestät verschwunden war, bedeckte Pamela wieder das Gesicht, weinte um ihn und all den Kummer, den er verursacht hatte und um die Bitterkeit der verlorenen Jahre.
    Sie weinte um sich selbst, um all die einsamen Jahre, die vor ihr lagen. Kerrich glich ihrem Vater in Charme und gutem Aussehen. Aber er war nicht schwach und verantwortungslos. Er war auf einer geheimen Mission gewesen, hatte sich um seinen Großvater und den guten Namen seiner Familie gesorgt. Er hatte sich so bemüht, in der Öffentlichkeit nicht mehr als Lebemann, sondern als aufrechtes Mitglied des Adels dazustehen. Erst seit er sich nichts mehr aus ihr machte, nahm sie es wahr.
    Sie … sie hatte solche Angst gehabt, wie ihre Mutter einem Mann ergeben zu sein, der ihre Liebe verschmähte, dass sie sich dem besten Mann verweigert hatte, dem sie Je begegnet war. Im Schutz ihrer eigenen Hand lachte sie ein wässriges Lachen. Nicht der
beste
Mann, vielleicht; er hatte seine Fehler, dessen war sie sich wohl bewusst. Seine Eitelkeit. Sein Hochmut. Seine Neigung, Situationen auszunutzen, die ein Gentleman nicht ausnutzen sollte. Aber er war der Mann, den sie liebte, mit all seinen Fehlern.
    Sie hatte ihn sich entfremdet. Nun musste sie mit den Folgenleben.
    Bei diesen Gedanken musste sie eingeschlummert sein, denn sie erwachte Jäh, als Beth ihr ins Ohr zischte: »Miss Lockhart, schlafen Sie?«
    Pamela lachte. Beth machte sie immer glücklich. »Nein«, flüsterte sie, ohne die Augen aufzuschlagen.
    Beth machte sich auf Zehenspitzen davon. An der Tür flüsterte sie: »Kommen Sie.«
    Pamela schlug blitzartig die Augen auf.
    Kerrich stand mit einem Strauß aus roten, weißen und rosafarbenen Rosen in der Tür.
    Die bloße Gegenwart dieses Mannes ließ ihre Schulter kribbeln – und nicht nur die. Das dunkle, zerzauste Haar, der sinnliche Mund und die zweifach gebrochene Nase. Als sei es damit nicht genug, füllten seine Schultern den dunkelblauen Mantel perfekt aus, und dann diese hellblaue Weste, in der seine breite Brust prangte. Seine Hosen getraute sie sich gar nicht erst anzuschauen, denn sie erinnerten sie an …
    Wenn er sie so anstarrte, vergaß sie ihre Blässe, den Wundschmerz und die Zipperlein, die vom

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