Geliebte Betrügerin
langen Liegen kamen. Wenn er sie mit seinen sündefarbenen Augen anstarrte, wollte sie nur noch im Bett bleiben mit ihm.
»Miss Lockhart, ich weiß, dass Sie es leid sind, nach Ihrem Befinden gefragt zu werden. Sagen Sie es einfach, dann lassen wir das Thema fallen.« Er schlenderte zum Bett, jede Bewegung eine Symphonie.
Der wollüstige Duft der Rosen erinnerte sie daran, wie männlich er sein konnte. »Es geht mir gut.«
»Nein. Ich habe die Königin und ihre Wachen nicht ausgetrickst, damit Sie mir eine höfliche Lüge erzählen. Sagen Sie mir die Wahrheit.« Er nahm ihre Hand. Als sie die Wärme seiner Handflächen fühlte, wollte sie hingebungsvoll seufzen. »Nur dieses eine Mal.«
Die Wahrheit ist, ich liebe dich.
»Der Schmerz lässt nach. Dr. McEachern bewegt meine Schulter dreimal täglich, soweit es geht. Ich denke, es hilft.«
Beth legte los: »Sie weint, weil es so wehtut.«
»Nicht
…« Sag ihm nichts von meiner Schwäche.
Er hielt ihre Hand fester. »Der Doktor tut Ihnen weh?«
»Die erzwungene Bewegung hilft. Sogar der Leibarzt der Königin räumt das ein.«
Er sah sie an, als hätte sie ihn verärgert. Und Ärger, sagte sie sich, war eine Form von Leidenschaft, besser als Respekt und Ehrerbietung. »Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen«, sagte Kerrich unvermittelt.
Pamela hatte schon einmal einen Mann seine Rede so anfangen hören. Ihren Vater, bevor er fortgegangen war.
Kerrich fuhr fort: »Ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen, aber ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie geholfen haben, meinen Cousin festzunehmen.«
Wollte er sagen, sie hätte beim Tod seines Cousins mitgewirkt?
»Niemand sonst hat auch nur daran gedacht, die Wac en zu holen. Nur Sie.« Er lächelte das Kind an seiner Seite an und streichelte ihr Haar. »Und Beth.«
»Lord Kerrich, wollen Sie ihr nicht die Blumen geben?«, fragte Beth.
Er zuckte zusammen, als hätte er die Rosen in seiner Hand vergessen gehabt. Dann legte er sie auf das Kissen neben Pamela. »Schöne Blumen«, sagte er, als hätte Pamela eine geschmackliche Unterweisung nötig.
»Ja. Ich danke Ihnen.«
Beth verkroch sich tief in einen Sessel und beobachtete die beiden mit funkelnden Augen. »Er hat
alle
Rosen geschickt.«
Pamela wollte ihm ins Gesicht sehen, aber sein Blick war so durchdringend, dass sie wegsehen musste. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mylord.«
»Freut mich, dass Sie es so sehen. Aber ich muss zu Ende bringen, was ich sagen wollte.«
Selbstverständlich, andernfalls hätte sie noch denken können, er wolle sie mit dem Rosenduft an ihr Zusammensein auf seinem Schreibtisch erinnern.
»Dass Sie die Wachen geholt haben, war nur ein weiterer Beweis dafür, welch bemerkenswert intelligente Frau Sie sind. Sie werden jede Schlacht des Lebens mit Erfolg schlagen. Ich selber war nicht besser als all die anderen Männer, die sich eine Frau nicht als Verbrecherin vorstellen konnten.«
»Sie sind ziemlich schnell dahinter gekommen«, stellte Beth fest.
Gott wusste, warum Pamela glaubte, ihn trösten zu müssen. »Sie aber auch, Mylord, und Sie haben das Notwendige getan.«
»Nicht wirklich, sonst wären Sie nicht angeschossen worden.«
Er sah aus dem Fenster, als könne er ihren Anblick nicht länger ertragen. »Von meinem eigenen Cousin, mit meiner eigenen Pistole! Ich habe mich so schuldig gefühlt. Ich hätte alles dafür gegeben, an Ihrer Stelle die Kugel abzubekommen. Doch zugleich war ich voller Ehrfurcht vor Ihrer Tapferkeit. Sie haben sich, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, vor Beth gestellt.«
Beth stimmte ein: »Sie ist der tapferste Mensch, der mir je begegnet ist.«
»Das ist sie!«, sagte er zu Beth. Dann beugte er sich offen und stürmisch über Pamela. Er stützte sich mit den Händen auf die Matratze. »Sie hören mir zu, und alles, was ich sage, ist nur, wie dankbar ich Ihnen bin und wie sehr ich es bedaure, dass Sie verwundet worden sind, und dass ich Ihre Unerschrockenheit bewundere. Aber ich muss Ihnen noch etwas sehr Wichtiges sagen.«
Was? Dass du unsere gemeinsame Zeit nie vergessen wirst? Dass du hoffst, wir können Freunde bleiben?
Pamela wollte sich noch so eine unerträglich schmerzhafte Abschiedsrede ersparen. »Ja, ich denke, ich weiß, worum es sich handelt, aber Sie können es sich sparen. Ich habe gute Neuigkeiten. Da Ihre Majestät mich und auch Hannah kennen gelernt hat, und ich meine Loyalität -«
»- zur Krone bewiesen habe«, ergänzte Beth.
»- und meine Respektabilität.«
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