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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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die Gentlemen mit den grimmigen Gesichtern aus dem kleinen Büro in der Bank von England. Kerrich war hingegangen und hatte verlangt, dass jemand die Schurken, die das Geld gefälscht und in Umlauf gebracht hatten, fand und einsperrte. Im Gegenzug hatten die Herren – die von der Regierung hergeschickt worden waren – damit gedroht, Kerrich zu verhaften, weil er zugelassen hatte, dass in seinem Herzogtum Banknoten der Bank von England gefälscht worden waren.
    Es hatte die Herren nicht gekümmert, dass Kerrich seine Unschuld beteuert hatte. Sie hatten ihn einfach mit kalten Augen angesehen und ihn gemahnt, besser Acht zu geben, was auf seinen Ländereien vor sich ging.
    Dann hatten sie ihn informiert, dass Lewis der Fälscherbande angehörte und als Kerrich das nicht geglaubt hatte, Beweise vorgelegt: Lewis' Unterschrift auf Kaufformularen für Druckfarbe und Papier. Dass Kerrichs Banknoten gefälscht wurden, schien durchaus üblich zu sein. Und das mit Hilfe leicht zu beschaffender Materialien und – was wohl der schlagendste Beweis war – einer Druckerpresse.
    Kerrich hatte nicht verstanden und verstand bis heute nicht, was seinen rechtschaffenen, pflichtbewussten Cousin in die Kriminalität getrieben hatte. Lewis war ein brillanter Gelehrter und hatte einen Abschluss in Theologie.
    Kerrich knirschte mit den Zähnen. Theologie, wenn das keine Ironie war!
    Nach dem Studium hatte man Lewis diverse Posten angeboten – Geistlicher oder Assistent an der Universität. Er hätte vermutlich bald einen eigenen Lehrstuhl gehabt, doch er hatte sich dafür entschieden, junge Adelige aufs Studium in Oxford vorzubereiten. Der wahren Berufung folgen, hatte sein Großvater es genannt. Seine Chancen vergeben, hatte Kerrich es richtigerweise geheißen. Aber das spielte keine Rolle. Lord Reynard hatte dem Sohn seiner geliebten Schwester eine jährliche Apanage angewiesen, die dafür sorgte, dass Lewis nie in Not geraten würde.
    Wofür hatte Lewis all dieses Geld gebraucht? Hatte er beim Spiel verloren? Hielt er sich irgendwo eine Dirne? Erpresste ihn irgendwer?
    Aber welchen Unterschied machte das schon? Für Geldfälscherei konnte Lewis am Ende eines Henkerselis baumeln. Und die Herren von der Regierung hatten unmissverständlich klargestellt, dass Kerrich ihm zur Seite baumeln konnte, falls er nicht den gesamten Fälscherring aushob, der offenbar aus mindestens fünf Männern und dem Anführer bestand. Die Familie Mathewes lief Gefahr, wegen Lewis' Dummheiten ausgelöscht zu werden.
    Also hatte Kerrich sich an die Anordnungen der Herren gehalten, Lewis eingestellt, ihm Informationen gegeben, ihm Zugang zu einem getürkten Geschäftsbuch der Bank verschafft, ihn um Rat gefragt und ihn beobachtet. Die Regierung hatte ein paar Männer in Kerrichs Haushalt eingeschleust. Moulton war ihr Chef. Er arbeitete allerdings nicht für die Regierung, sondern hatte eine eigene Detektei. Er leitete nicht nur alle Operationen, sondern gab auch einen passablen Butler ab. Unter Moultons Leitung wurde Lewis immer von einem der Männer verfolgt. Überallhin, ins Theater, ins Bankenviertel, zum Hafen.
    Es war alles vergebens gewesen. Lewis hatte sie jedes Mal abgehängt.
    Kerrich rutschte tiefer in sein Bett, ein breites, massives Ding, das breit genug war, es mit drei Frauen zu bestücken, was Kerrich seit seiner Jugend aber nicht mehr getan hatte. Das Schlafzimmer leuchtete in allen Farben. Das tiefe Blau und Purpur der Iris, dazu scharlachrote Akzente und schimmerndes Gold. Im Kamin brannte fröhlich ein Feuer, obwohl die Nacht warm war. Mit einem Mal schossen Flammen heraus und wanden sich in orangeroten Wirbeln wie der Atem eines Drachen.
    Ich bin eingeschlafen. Ich träume, begriff er und erfreute sich an seiner scharfen Schlussfolgerung.
    Es war ein guter Traum, stellte er einen Augenblick später fest. Ein sehr guter Traum.
    Eine Frau stand am Kamin und wandte ihm, die Hand auf einen Stuhl gestützt, den Rücken zu. Ihre Silhouette hob sich vom Feuerschein ab, und sie war nackt, was einen guten Traum schließlich, ausmachte.
    Doch im Gegensatz zu all den anderen nackten Damen die in letzter Zeit sein Schlafzimmer heimgesucht hatten war diese hier perfekt.
    Das da war nicht die ältliche Zofe aus dem ersten Stock. Diese hier war jung, von mädchenhafter Unschuld und die Fleisch gewordene Schönheit selbst. Ihr karamellbraunes Haar war am Scheitel zu einem Gebilde zusammengenommen, das der Schwerkraft trotzte und sprühte bernsteinfarbene

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