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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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hatten. Dann verbeugte er sich und zog sich zurück.
    Der Butler hatte Lewis also wirklich von jemandem verfolgen lassen. Kerrich hatte alles getan, seinen Cousin vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren, doch sie mussten sämtliche Missetäter ausfindig machen. Die Mathewes Bank konnte einen kurzzeitigen Ausfall öffentlicher Gelder zwar verkraften. Aber die Bank von England nahm es übel, dass auch Pfundnoten gefälscht worden waren und noch übler, dass man dazu ihr Spezialpapier mit Wasserzeichen und ihre schwer herzustellende Druckfarbe benutzt hatte. Was nichts anderes bedeutete, als dass jemand in die Bank marschiert war und das Material gestohlen hatte. Wenn die Angelegenheit nicht bald geklärt war, würde man dem Premierminister Meldung machen, was zweifelsohne auch Queen Victoria zu Ohren kommen würde, worauf sie der Mathewes Bank ihre Einlagen entziehen würde und Kerrich immer noch keine Garantie dafür hatte, dass Ihre Majestät ihn nicht der Lächerlichkeit preisgeben würde.
    »Ist das eine Nacht gewesen«, sagte Reynard und holte Kerrich aus seinen Gedanken.
    »Was für eine Nacht?«, fragte er verwirrt.
    Lord Reynard kicherte wie, ein boshafter Kobold.
    »Oh. Diese Nacht.«
    »Der alte König William war da. Natürlich unter Protest, weil er die Herzogin von Kent verabscheute.«
    »Wer täte das nicht?« Kerrich nahm einen Schluck Whisky. »Sogar Queen Victoria hat dieser Tage kaum noch etwas für ihre Mutter übrig.«
    »Allerdings. Was ein ziemlicher Skandal ist. Aber unserer jungen Königin kann man daraus keinen Vorwurf machen. Die Herzogin ist – darauf wette ich – verbittert und hat sich nie wirklich um ihre Tochter gekümmert. Und du wirst noch an meine Worte denken. Ich sage dir, Prinz Albert wird die Aussöhnung herbeiführen. Victorias Gatte ist vom rechten Schlag. Er erwartet von allen bei Hofe korrektes Benehmen, auch von der Königin selbst.«
    Kerrich hatte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund, was nicht allein am Whisky lag.
    »Albert hat Recht«, fuhr Reynard fort. »Die Tage, da ein Monarch tun konnte, was er wollte, sind vorbei. Es macht einen schlechten Eindruck, wenn ein Mädchen seiner Mutter so entfremdet ist. Und lass uns offen sein: Dass Victoria eine Frau ist, spricht gegen sie. Frauen neigen zu Schwermut und Launenhaftigkeit.« Lord Reynard stellte das Glas ab und faltete die Hände über dem Bauch. »Auf Frauen ist kein Verlass. Ich wünsche Victoria eine lange Regentschaft, aber darauf rechnen würde ich nicht.«
    Kerrich war nur allzu willens, über die Königin, ihre politische Situation oder irgendein anderes faszinierendes Thema zu diskutieren. Aber wie nicht anders zu erwarten, ließ sich Lord Reynard nicht beirren.
    »Wer hätte in jener Nacht vor zwölf Jahren gedacht, dass Victoria so schnell Königin sein würde, verheiratet und Mutter?« Lord Reynard legte den Kopf zurück und schloss die Augen, als könne er die Szene auch heute noch sehen. »Erinnerst du dich? König William am einen Ende der langen Tafel, die Duchess am anderen. Der Rest von uns dazwischen und damit befasst, einen Eklat zu verhindern.«
    »Ich durfte damals noch nicht mit den Erwachsenen speisen, Großpapa.«
    Doch Kerrich erinnerte sich durchaus an den Abend. Er und Victorias andere, junge Gäste hatten sich im zweiten Stock in einem Salon miteinander unterhalten dürfen. Als die Eltern sich zum Essen setzten, hatte die junge Generation einen Blick in den Speisesaal mit seinem feinen Porzellan und dem blinkenden Silber werfen dürfen. Dann waren sie in einen anderen Saal geschickt worden, wo sie zusammen gegessen und miteinander gesprochen hatten.
    Kerrich war siebzehn Jahre alt gewesen, der älteste von drei jungen und seiner Ansicht nach den Mädchen bei weitem überlegen. Wenn man von der einen absah, die irgendwann den englischen Thron besteigen würde. Eines der anderen Mädchen war fünfzehn Jahre alt gewesen, eine Schönheit mit strahlenden blauen Augen und langem, karamellbraunem Haar. Er hatte nett zu ihr sein wollen – zur Hölle, er hatte mit ihr flirten wollen –, aber sie hatte sich benommen, als sei er ein Untier, vor dem man sich hüten musste und hatte sich in ein anderes Zimmer zurückgezogen. Beleidigt hatte er zwei andere Burschen rekrutiert und war mit ihnen in den Garten gegangen.
    Er war auf und abgelaufen, hatte nachgedachte und schließlich mit den anderen einen Plan ausgeheckt, der ihn so schändlich erscheinen lassen würde, wie das Mädchen ihn

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