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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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    Kerrich zuckte zusammen. »Bitte, Großpapa! Ich will es gar nicht wissen!«
    Lord Reynard lachte über die Zimperlichkeit seines Enkels. »Was glaubst du? Wie ist wohl dein Vater entstanden? Er wurde uns nicht von einem Engel gebracht und wir haben ihn auch nicht unter einem Kohlkopf gefunden.«
    »Wenn ich das aber glauben möchte, sollten Sie mir meine Illusionen lassen.« Kerrich sank in den Sessel.
    Lord Reynard hob das Glas. »Auf deine Großmutter. Sie war die klügste Frau, die je geboren wurde und die Frau, die ich geliebt habe.«
    »Auf Großmama«, stimmte Kerrich in den Toast auf jene Frau ein, die er als streng und diszipliniert in Erinnerung hatte, obwohl sein Großvater völlig andere Assoziationen zu haben schien, die Kerrich aber nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
    Lord Reynard leerte das Glas und hielt es seinem Enkel zum Nachschenken hin.
    Kerrich gab nach. Er wusste genau, dass sich der alte Mann den ganzen Nachmittag über bis zum Abend damit begnügen würde.
    »Ein alter Mann lebt nur noch von Erinnerungen.« Lord Reynard klang sentimental.
    Lord Reynards Sentimentalitäten waren zumeist suspekt und pflegten auf Kosten Kerrichs zu gehen. Also entgegnete er: »So alt wie Sie sind, sollten Ihre Erinnerungen Ihnen noch für eine lange Zeit ausreichen.«
    »Ach, Junge. Du darfst mir meine Reminiszenzen nicht verübeln. Wo du doch der Einzige bist, mit dem ich sie pflegen kann. Alle meine Freunde und Feinde sind tot, mein einziges Kind ist tot, deine Mutter ist irgendwo mit diesem Gigolo unterwegs -«
    »Italien, soweit ich weiß. Und dieser Gigolo scheint sie sehr glücklich zu machen.«
    »Auf deine Kosten.«
    »Ist mir jeden Penny wert.« Kerrich hob sein Glas auf die verwitwete Countess of Kerrich. Sie war seine Mutter, und er liebte sie, wenn auch widerwillig. Jedes Mal wenn er sie sah, musste er an seinen Vater denken. Er war der weiseste, freundlichste, beste Mann gewesen, den er je getroffen hatte. Und seine Mutter hatte, nachdem der Vater gestorben war, nicht einmal ein Jahr gewartet, bis sie wieder einen Mann gefunden hatte. Sie hatte gesagt, sie litte an gebrochenem Herzen. Kerrich war der Ansicht, dass sie ein seltsames Hellmittel gewählt hatte. Nein, seine. Mutter war eine von diesen komplizierten, intelligenten Frauen, um die Kerrich einen weiten Bogen machte. Er nahm sich die hohlköpfigen Plappermäuler, denen es ums Vergnügen ging, ohne dass sie die Konsequenzen bedachten. Mit seiner Mutter in Italien war sein Leben leichter.
    Der Schein des Feuers tanzte auf Reynards kahlem Schädel und tauchte den Rand weißer Härchen hinter seinen Ohren in einen goldenen Schimmer. »Wenn wir schon von alten Erinnerungen sprechen und davon, mit heruntergelassenen Hosen erwischt zu werden, kannst du dich an den berühmten Vorfall auf der Dinnerparty der Duchess of Kent im Kensington-Palast erinnern?«
    »Nein!«
    Lord Reynard zeigte feixend die Zähne. »Du hast damals schon geschmollt, weil du an jenem Abend im Palast gewesen bist und trotzdem diesen fabelhaften Anblick versäumt hast. Wo warst du doch gleich? Du bist mit den anderen Burschen durch die Gärten geschlichen, oder?«
    Kerrich wollte nicht darüber reden, doch er wusste auch, wie schier unmöglich es war, den Gang der Unterhaltung umzulenken, sobald sein Großvater einmal in Erinnerungen schwelgte, insbesondere wenn es um diese eine ging. All die Jahre hatte sein Großvater sich wiederholt an den Vorfall erinnert und sich dabei bestens amüsiert. »Ja«, sagte Kerrich. »Wir waren im Garten und haben Pläne geschmiedet, wie wir den Mädchen einen Schreck einjagen könnten.«
    »Ah, ja.« Lord Reynard nickte wissend. »Das wollen alle jungen Männer, die Mädchen erschrecken.«
    »Jedenfalls mit siebzehn.«
    Wieder kam von oben Geheul, das auf hoher, leidender Tonlage endete. Kerrich und sein Großvater sahen einander an.
    Kerrich rief: »Moulton, was war das?«
    Moulton erschien unter der Tür. »Mylords, wie es scheint, weigert sich Miss Beth, ihr Bad zu nehmen.«
    »Schlägt sie um sich?«, fragte Kerrich.
    »Soweit ich die Zofen aus dem oberen Stock verstanden habe, ist Miss Lockhart ebenfalls pitschnass.«
    »Die arme Miss Lockhart.« Kerrich versuchte erst gar nicht, sich das Grinsen zu verkneifen.
    »Die arme Beth«, sagte Reynard. »Sie wird dich jedenfalls in Atem halten.«
    »Unsinn, ein bisschen Wasser tut den beiden ganz gut«, sagte Kerrich, während Moulton ihm mit einer Geste bedeutete, dass sie Erfolg gehabt

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