Geliebte Betrügerin
aufgebracht zu haben.«
Die scharfe Rüge verblüffte Kerrich, und als er Lewis ansah, war der vor Scham rot angelaufen. Es war, wie Kerrich es vermutet hatte. Lewis' Auftritt wurde als unpassend empfunden.
»Verzeihung. Entschuldigen Sie mich bitte.« Lewis verbeugte sich zur Tür hinaus.
Die Damen warfen einander viel sagende Blicke zu.
»Oh, Mutter.« Miss Fotherby rang die Hände. »Er wollte uns nur unterhalten.«
Lady Swearn hielt immer noch den Arm ihrer Tochter fest, als versuche das Mädchen davonzulaufen. »Wie auch immer. Es ist an der Zeit, die Kinder einzusammeln. Dein Vater möchte, dass wir morgen auf unseren Landsitz nach Suffolk fahren und wird uns, falls es ihm möglich ist, begleiten. Es gibt derzeit ohnehin kaum Gesellschaft in London.«
»Vielen Dank!« Lady Albon, eine Herzogin und die ranghöchste Dame im Raum, spielte die Entrüstete.
»Sie wissen, was ich meine. Die von uns, die noch hier sind, reisen in Bälde ebenfalls ab. Und wir hier schmachten nur nach unseren Anwesen auf dem Land, wo es nicht so entsetzlich heiß ist.« Lady Swearn klappte ihren Fächer auf und fächelte sich energisch Luft zu.
Kerrich sparte sich die Bemerkung, dass die Schweißtropfen auf Lady Swearns Stirn eher Folge der Entrüstung als der Temperaturen zu sein schienen. Stattdessen versucht er die Lage zu entschärfen und stimmte zu: »Sicher, ich habe meine Geschäfte in London abgeschlossen« – ein Geschäft, das aus der ergebnislosen Observation seines Cousins bestand »und ich denke, ich werde meinen Hausstand und Großvater zusammenpacken und nächste Woche nach Norfolk zurückkehren.« In der Hoffnung, dass Lewis auf dem Landsitz seine verbrecherischen Kumpane treffen würde. »Vielleicht laufen wir einander ja über den Weg.«
Lady Swearn wirkte nur noch bestürzter. »Ja, vielleicht.«
Die knappe Replik verwunderte Kerrich. Er musterte sie wortlos.
Was Lady Colbrook anscheinend nicht auffiel. »Lilly, es freut mich so, dass Sie aufs Land fahren. Ich wollte Sie immer schon dort besuchen.«
»Aber sicher.« Lady Swearn schaute verständnislos drein. »Sie sind mir jederzeit willkommen, auch wenn ich Ihre plötzliche Begeisterung fürs Landleben nicht verstehe.«
»Mir liegt an Ihrer Gesellschaft«, sagte Lady Colbrook warmherzig.
»Sie brauchen mich wegen der Abgeschiedenheit nicht zu bedauern«, antwortete Lady Swearn. »Die Kinder leisten mir gute Gesellschaft. Komm jetzt, Penelope.«
Miss Fotherby, die beleidigte Schönheit, schlurfte hinter ihrer Mutter her.
Lady Swearn blieb unter der Türe stehen. »Übrigens, Lord Kerrich – Ihr Findelkind ist ganz bezaubernd.«
Dem Abgang der beiden folgte eine kurze Stille.
Schließlich sagte Lady Colbrook forsch: »Sie dürfen Lady Swearn nicht böse sein. Penelope ist ihre älteste Tochter, und sie hegt große Hoffnungen für sie.«
»Ja, sie ist eine Schönheit«, stimmte Mrs. Tämlin zu.
»Mit ihrem Hintergrund und ihrem Vermögen wird sie sich problemlos einen Marquess einfangen.« Lady Albon warf Lord Kerrich einen bedeutungsschweren Blick zu.
Kerrich hatte in seinen besten Zeiten viele bedeutungsschwere Blicke geerntet, was junge Damen anging, aber dieser hier war anders. Er beschloss, sich der Gnade der Damen auszuliefern und sagte: »Ich muss zugeben, dass ich bei der Szene gerade eben vieles nicht verstanden habe.«
Wieder diese Stille, während die Damen einander ansahen, andauernder noch und unangenehmer als zuvor.
Schließlich erkoren die Damen – wie war Kerrich schleierhaft – wie üblich Lady Colbrook, eine geborene Anführerin, zu ihrer Sprecherin. »Wissen Sie das nicht? Mr. Athersmith hat seine Stellung bei den Swearns verloren, weil er sich unpassenderweise unsterblich in Miss Fotherby verliebt hat.«
Kapitel 13
»Was für eine Schweinerei.« Kerrich sah sich im Foyer um.
Neben ihm stützte sich Lord Reynard auf seinen Stock. »Gar nicht so schlimm, wenn man bedenkt, welchen Spaß die Kinder gehabt haben müssen.«
Sein Großvater schien einen anderen Raum zu sehen als er. Ein paar von den Kindern hatte fehlender Anstand oder mangelnde Aufsicht dazu verleitet, nicht in den für sie bestimmten Zimmern zu bleiben. Gegen Ende des Empfangs waren sie wie ein Heuschreckenschwarin über das Haus hergefallen, hatten Süßzeug fallen lassen, Hüte und Taschentücher verloren und Vasen zerbrochen. Kerrichs Bibliothek war der einzige Raum, der verschont geblieben war und auch das nur wegen des robusten Schlosses. Aber mit etwas
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