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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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schenkte sich schon wieder einen Drink ein, und Kerrich prophezeite ihm für morgen früh frohgemut einen schmerzenden Schädel.
    Pitchford sank ächzend in den Sessel neben Lord Reynard und murmelte: »Muss mich ausruhen, bevor ich heimgehe.«
    Kerrich hätte sich auf Colbrooks verblüffte Miene freuen sollen, aber diese ganze Verwechslungskomödie gefiel ihm nicht. Colbrooks irrige Ansichten erinnerten ihn an das, was er in Madame Beauchards Modesalon empfunden hatte – dass Miss Lockhart mehr war, als es den Anschein hatte.
    Aber wie konnte das sein? Er hatte sie über Miss Setterington angeworben. Er hatte ihre Referenzen gesehen. Was hätte die Frau denn verbergen können?
    Da erschien sie unter der Tür. Eine Frau mittlerer Größe und undefinierbaren Alters. Eine Frau, die Lord Reynard für passend und hübsch genug hielt, Kerrichs Braut zu werden. Die Männer unterbrachen ihr Spiel und schauten zwischen ihr und Colbrook hin und her. Miss Lockharts Miene wurde – so das überhaupt möglich war – noch eine Nuance strenger. Sie ging auf Kerrich zu und knickste. »Sie haben nach mir geschickt, Mylord?«
    »Ja, das habe ich.« Er studierte ihren Gesichtsausdruck. Kalt, kontrolliert und doch mit einer Spur von Argwohn. Was nichts Ungewöhnliches war, wie Kerrich sich eingestand. Angesichts einer im Spielzimmer versammelten Männergesellschaft hätten die meisten Frauen bedächtig agiert. Über Miss Lockharts Schulter sah er Colbrook mit großen Glupschaugen dasitzen, während die anderen mehr schlecht als recht ihre Belustigung verbargen. Was Kerrich nur konsequent erschienen war, als er nach ihr verlangt hatte, war nun grausam und verabscheuungswürdig. Ohne weitere Erklärung sagte er: »Sie können auf der Stelle wieder gehen.«
    Sie zögerte verwirrt.
    »Auf der Stelle.«
    Sie knickste und verließ das Zimmer mit demselben würdevollen Gang, mit dem sie es betreten hatte.
    Hätte er es vermocht, Kerrich hätte ihr das Gelächter erspart, das augenblicklich losbrach, nachdem sie über der Türschwelle war.
    »Wo wir das geklärt hätten, können wir doch wohl weiterspielen«, stellte Albon fest.
    »Begreifen Sie jetzt, was für eine Schönheit sie ist, Colbrook?«, stichelte Tomlin.
    »Es muss sich da um ein Missverständnis handeln«, sagte Colbrook. »Es muss
zwei
Miss Lockharts geben.«
    Die anderen johlten.
    »Aber sicher!«
    »Ich hoffe, nicht zwei von
der
Sorte«, sagte Swearn.
    »Sie ist richtiggehend hässlich.« Tomlin blinzelte, als habe der Anblick seinen Augen wehgetan. »Kerrich, wie hältst du es nur aus, sie in der Nähe zu haben?«
    Kerrich hörte sich unfassbarerweise sagen: »Sie ist gar nicht so übel.«
    »Gar nicht so übel?« Lord Reynard klang verwundert.
    »Nicht was ihr Aussehen angeht, natürlich. Auch wenn sie eigentlich nicht so grässlich aussieht.«
    Alle Augen waren auf Kerrich gerichtet, und er sparte sich klugerweise die Bemerkung, dass an Miss Lockhart zumindest Augengläser ganz gut aussähen.
    »Ich unterhalte mich gerne mit ihr.«
    »Sie unterhalten sich gerne mit ihr?«, riefen wenigstens drei der Herren unisono.
    »Seit wann treten Sie als Chor auf?«, höhnte Kerrich.
    »Was soll das denn?«, fragte Swearn. »Sie haben sich noch nie gerne mit einer Frau unterhalten!«
    »Stimmt.«
    »Ich eigentlich auch nicht, wenn ich es mir recht überlege«, sagte Pitchford nachdenklich.
    »Weil Sie es erst gar nicht mit Konversation versuchen«, verurteilte Kerrich Pitchford rundweg. »Ich mag es, mit ihr zu reden. Miss Lockhart schert sich nicht um mein Aussehen oder mein Geld. Sie sagt mir in allem die Wahrheit.«
    Tomlin lehnte sich zurück. »Wie eine Ehefrau.«
    Albon warf missmutig die Karten weg. »Ich gebe auf. Heute spielt hier wohl keiner mehr Karten. Und ich hätte ein gutes Blatt gehabt.«
    Auch die anderen warfen die Karten auf den Spieltisch.
    »Wissen Sie, was sie heute zu mir gesagt hat?« Kerrich fing langsam an, sich zu amüsieren. »Sie hat mich gescholten, weil ich unfreundlich war.«
    »Sie sind immer unfreundlich, Kerrich«, sagte Swearn.
    »Noch nie hat eine Frau so etwas zu mir gesagt«, fuhr Kerrich fort. »Ich mag es, wenn eine Frau sich ohne Schüchternheit oder Koketterie unterhält.« Kerrich realisierte, dass er meinte, was er sagte. »Bei unserem ersten Treffen habe ich sie angesehen und gesagt: ›Vielleicht sind Sie ja das Richtige.‹ und sie hat geantwortet: ›Gerade wollte ich das Gleiche von Ihnen sagen.~«
    Die Männer brachen in schallendes

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