Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
sein sollte.«
    Kerrich hob den Becher und leerte ihn in einem Zug bis zur Hälfte. Sie lächelte, als er sich mit dem Ärmel den Mund wischte; die Geste war so typisch männlich und fast liebenswert instinktiv.
    Er sah ihr Lächeln, doch es schien ihn nicht zu kümmern. »Was halten Sie von Ihrem Ale?«, fragte er nur.
    Sie schnupperte an dem Gebräu und nahm einen vorsichtigen Schluck. »Es ist sehr … reichhaltig.« Ein bitterer, wie verbrannter Geschmack lag auf ihrer Zunge und ließ sie das Gesicht verziehen.
    Er lachte über ihre Grimasse. »Es gibt nichts Englischeres als Ale. Wie kommt es, dass Sie nie eines getrunken haben?«
    »Ich habe als junges Mädchen sehr behütet gelebt.«
    »Und später?«
    Natürlich, er hielt sie ja für eine ältere Frau. »Später auch. Wie kommt es, dass Sie Ale trinken?«
    »Mein Großvater ist zwar von vornehmer Herkunft, aber als Bursche war er arm, und seine Familie konnte sich nicht mehr leisten.« Kerrich hob den Becher. »Trinken Sie aus. Das Nächste schmeckt besser.«
    Eines der Zeichen für Kerrichs enormen Reichtum war die enorme Menge an Kerzen überall im Haus. Und hier, heute Nacht, war es nicht anders. Aber sie saßen dem Fenster zugewandt, die Kerzen flackerten hinter ihnen, und in der Nische war es dämmerig und beinahe intim.
    Sie nahm einen Schluck Ale. Hätte sie nur das Strickzeug dabeigehabt! Die Handarbeit bildete eine Barriere zwischen ihnen beiden, auch wenn Pamela nicht begriff, wozu sie eine solche brauchen sollte. Ein aufrichtiges Lächeln, wie hinreißend es auch gewesen sein mochte, war kein Grund zur Besorgnis. »Nun, Mylord, worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    Sein Lächeln war nicht halb so einnehmend wie noch gerade eben, auch wenn Pamela nicht hätte sagen können, was den Unterschied ausmachte. »Ich denke, der heutige Tag war ein rauschender Erfolg«, sagte er.
    »Wie bitte?« Er legte die Hand ans Ohr.
    Sie wiederholte ein wenig lauter: »Der heutige Tag war ein Erfolg.«
    »Ich habe Sie nicht ganz verstanden. Könnten Sie es wiederholen?«
    Endlich begriff sie sein widerwärtiges Spielchen. Sie brauchte ihr Strickzeug nicht als Barriere. Nicht solange er darauf bestand, ein
Ich gebe es zu, ich hatte Unrecht
von ihr zu hören. Mit all der Würde ihres Amtes sagte sie: »Mylord, ich muss zugeben, Ihr Kunstgriff, Beth gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen, war effizient -«
    »Effi … was?«, stichelte er.
    Sie ging erst gar nicht darauf ein. »Aber auch gewagt – und tollkühn. Falls Beth etwas Inakzeptables getan hätte -«
    »Falls? Den Hackentrick, den sie beim jungen Chiswick angewandt hat, kann man wohl kaum als akzeptabel bezeichnen. Aber verflucht noch mal, amüsant war es schon.«
    »Mylord, Ihr Herumgefluche ist überflüssig!«
    »Sie haben Recht. Vergeben Sie mir.« Aber als er den Krug nahm und nachschenkte, grinste er immer noch. Seine Armmuskeln spielten unter dem feinen, weißen Batist, seine Oberschenkel strafften den schwarzen Stoff seiner Beinkleider, und das Kerzenlicht schien seinen immer währenden Zynismus zu erweichen.
    Auch wenn er sich über sie lustig machte, konnte sie nicht umhin, seine äußere Erscheinung zu bewundern. Schmerzlich war das, und ganz und gar gewöhnlich. Wieder eine Prüfung, und wieder hatte sie wie eine jener willensschwachen Frauen agiert, die jeder Versuchung nachgaben. Sie wusste nicht, wo sie noch hinsehen sollte. Zum Fenster hinaus war noch am sichersten. Sie richtete ihren Blick auf die Straße, wo Gaslampen flackerten und gelegentlich eine Kutsche über das Pflaster ratterte.
    Kerrich setzte sich wieder. »Wir sind uns also einig, dass ich Recht damit hatte, auf der Feier zu bestehen und Sie Unrecht«, sagte er.
    Sie wehrte sich aufgebracht. »Ich habe mich nicht geirrt, ich hatte nur -«
    »Unrecht. Das Gegenteil von Recht.« Er lachte sie an, ein derart blasiertes Grinsen, dass Pamela ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. Aber bevor sie noch widersprechen konnte, sagte er: »Ich muss nächste Woche nach Norfolk zurück.«
    Als Ablenkungsmanöver tat es seine Wirkung. »Sie kehren aufs Land zurück?« Sie musste einen Schluck trinken, weil ihr Mund plötzlich trocken war. »Sie geben Ihr Vorhaben auf?«
    »Aufgeben … nein, natürlich nicht! Vielleicht hätte ich besser sagen sollen, dass ich nächste Woche mit dem ganzen Hausstand nach Norfolk zurückgehe. Sie und das Kind kommen mit mir nach Brookford House.«
    »Wirklich?« Ihre Lippen verzogen sich vor Freude.

Weitere Kostenlose Bücher