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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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der anderen Seite des Hügels herüberkam, war von dort aus die Bahn zu sehen. Am Fuß des Hügels standen in langen Reihen die Kutschen geparkt. Kutscher und Lakalen hielten Wache, denn die Bewohner der nahe gelegenen Londoner Armenviertel schlichen um die Karossen herum und warteten auf die Gelegenheit, ein Kutschrad zu ergattern oder irgendetwas aus dem Wageninneren. Stallburschen führten Pferde herum, die aus der Stadt hergeritten worden waren. Zwei dieser Pferde stachen Pamela besonders ins Auge. Sie war ihnen bereits durch den Hyde Park nachgeritten. Ein Irrtum war ausgeschlossen – Kerrich und Beth waren hier. Und das Hippodrome war tatsächlich der Schandfleck, als den man es ihr beschrieben hatte. Pamela wusste zwar nicht, wo sie nach Beth und dem verabscheuungswürdigen Mann, der das Kind hierher verschleppt hatte, suchen sollte, aber davon ließ sie sich nicht abhalten. Und sobald sie die beiden gefunden hatte …
    »Entschuldigen Sie, Miss Lockhart«, sagte ein zusammengeduckter, kläglich dreinschauender Timothy, den man mitgeschickt hatte, Miss Lockhart vor den unangenehmeren Elementen in der Menge zu beschützen. »Es sieht nach Regen aus. Ich kenne mich hier zwar nicht aus, aber wenn Sie gestatten, nehme ich den Schirm und suche nach Seiner Lordschaft und Miss Beth und -«
    »Und was?« Pamelas Augen funkelten vor Zorn. »Und verpassen Seiner Lordschaft die Abreibung, die er verdient?«
    »N-nein, Miss Lockhart, aber -«
    »Ich werde die beiden finden und zurückbringen.« Sie schlängelte sich durchs Labyrinth der Karossen und marschierte in Richtung des Gekreisches los, das vom hohen Wall herüberdröhnte.
    Timothy holte sie ein, den schwarzen Regenschirm fest umklammert.
    Sie fürchtete sich nicht vor Kerrich. Es war wahr, er hatte sie letzte Nacht geküsst. Aber das machte sie noch lange nicht zum Dummerchen und würde sie auch nicht den gesunden Menschenverstand verlieren lassen, falls Kerrich ihr wieder ein-en Streich spielte. Er behauptete, sie geküsst zu haben, um ihre moralische Standhaftigkeit zu prüfen. Und heute würde er derselben, sittlich gefestigten Miss Lockhart gegenüberstehen wie damals, als sie seine Bibliothek zum ersten Mal betreten hatte. Und er würde ihr nichts entgegenzusetzen haben.
    In der Nähe des Tors stand ein Kerl mit Zylinder, schmutziger Weste aus Goldbrokat und der obligatorischen Zahnlücke und sah aus, als wisse er hier Bescheid. Vielleicht konnte er ihr weiterhelfen – für ein Trinkgeld natürlich. »Entschuldigen Sie, Sir, wo finde ich hier das Pferderennen?«, fragte sie in ihrem strengsten Tonfall.
    Ihr strengster Tonfall verfehlte im Falle dieses Individuums seine Wirkung. Er betrachtete sie vom Scheitel bis zur Sohle, grinste anzüglich und wischte sich mit dem Handrücken den Speichel vom Kinn. »Die Pferde sind gleich hinterm Hügel, und 'ne hübsche Lady wie Sie möcht vielleicht 'nen feinen Herrn wie mich dabei ham, wenn sie ihre Wetten macht.«
    Timothy trat mit geballten Fäusten neben sie.
    »Nein«, erklärte Pamela. »Ganz bestimmt nicht.«
    Timothy trat zurück.
    Pamela holte Luft und erstickte fast an dem widerlichen Gestank aus Gin, Tabak und ungewaschenen Kleidern, der den Fremden umgab. »Es sei denn, Sie kennen sich hier auf der Rennbahn aus und wissen, wo die Gentlemen sich treffen.«
    Der Kerl hängte die Daumen in den Hosenbund. »Und ob ich mich auskenn.«
    »Miss Lockhart!«, rief Timothy.
    Sie schenkte dem entsetzten Aufschrei des Lakais keine Beachtung. Die Wolkendecke wurde immer dichter, ein Sturmwind fegte übers Land, und Pamela wollte das Ganze schnell zu Ende bringen. Also sagte sie zu dem Kerl: »Ich möchte, dass Sie Lord Kerrich ausfindig machen.«
    »Lord Kerrich, sagen Sie? Was hat der, was ich nicht hab, möcht ich wissen?«
    Sie begutachtete ihn mit kühlem Blick. »Reinlichkeit, um nur eines zu nennen. Können Sie ihn ausfindig machen oder nicht?«
    Der Kerl schaute ihr Damentäschchen an. »Können Sie mich zahlen oder nich?«
    »Falls Sie ihn finden.«
    »Zwei Pfund. Eins jetzt, eins wenn ich ihn hab.«
    »Ein Pfund. Ein halbes Pfund sofort, ein halbes bei Erfolg.«
    Er streckte die Hand aus, die in schwarzen Wollhandschuhen mit löchrigen Fingerspitzen steckte, und Pamela zählte ihm konzentriert ihre eigenen Münzen hin. »Timothy«, sagte sie. »Kümmern Sie sich darum, dass der Gentleman sich nicht mit dem Geld aus dem Staub macht.«
    Timothy war ein netter junge.
Er
verdiente kein ganzes Pfund Sterling pro

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