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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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versuchte, ihr Handgelenk frei zu bekommen und wirbelte zu ihm herum. »Wir sind keine Zirkusartisten, Mylord. Wir sind vernunftbegabte menschliche Wesen, und es gibt keinen Grund, eine solche Szene zu machen, wie Sie es gerade eben getan haben.«
    »Keinen Grund?« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie auf einen der Spiegel zu. Dann hob er den Kandelaber vom Tisch vor ihr und hielt ihr das halbe Dutzend flackernder Kerzen so dicht neben das Gesicht, dass jede Linie ihres Gesichts zu sehen war. »Schauen Sie sich an und wagen Sie es ja nicht, mir noch mal zu sagen, ich hätte keinen Grund.«
    Auf ihren Wangenknochen waren ein paar rosige Tupfer Rouge zurückgeblieben, aber den Puder hatte es fast völlig abgewaschen. Die halbe Frisur hatte sich aufgelöst und hing in nassen Strähnen um die Schultern. Sie sah wie eine junge Frau aus, die in eine missliche Lage geraten war – aber eben wie eine
junge
Frau.
    Sein Unmut schien erneut aufzuflammen, die braunen Augen leuchteten vor Zorn, die Augenbrauen waren ein wütender Strich, sein Haar war so nass und schwarz, dass es fast purpurrot leuchtete. »Das ist nicht zu fassen«, sagte er. Dann lief er zur Tür und schrie nach Moulton.
    Die Tür schlug ihm fast ins Gesicht. »Sir?« Moulton hörte sich immer noch verwirrt an – aber auch irgendwie belustigt.
    »Holen Sie mir eine Schüssel mit warmem Wasser. Seife, Waschlappen, Handtücher.«
    Moulton verbeugte sich. »Sofort, Mylord.«
    »Ich habe ihn noch nie so schnell laufen sehen.« Pamela stützte sich auf den Tisch und begutachtete ihr Gesicht.
    »Ich bezweifle, dass er je so neugierig gewesen ist.« Kerrich schaute ins Foyer hinaus, als stünde die Antwort auf seine Fragen auf die Wände geschrieben. »Welcher Teufel hat Sie denn geritten, einen solchen Plan auszuhecken?«
    »Daran sind nur Sie schuld«, wiederholte sie sich. »Oder glauben Sie, ich hätte das getan, wenn Sie es nicht verlangt hätten?«
    Er sah sie nachdenklich und voller Vorahnungen an. »Ich soll das verlangt haben?
Ich soll
verlangt haben, dass Sie solche … solche Kleider anziehen?
Ich soll
verlangt haben, dass Sie sich Stricknadeln in die Haare stecken?
Ich soll
verlangt haben, dass Sie sich weiß und rot anmalen wie eine japanische Schüssel?« Er schürzte die Lippen. »Können Sie überhaupt stricken?«
    Sie umklammerte die Tischkante, traf im Spiegel seinen Blick und äffte seinen tiefen, akzentuierten Tonfall nach. »Oh, Miss Setterington, ich möchte eine
ältere
Frau, eine
hässliche
Frau, eine, die
alle
Hoffnung auf Heirat aufgegeben hat. Miss Setterington, ich werde Ihnen ja so
viel
Geld bezahlen, wenn Sie mir eine Frau finden, der mein
spektakulär
gutes Aussehen egal ist. Diese Frauen, die mir
ständig
schmeicheln,
ermüden
mich so sehr.« Pamela feixte zurück. »Und ja, ich kann stricken.«
    »Zänkisches Weib!«
    Moulton erschien gerade noch rechtzeitig unter der Tür, um Kerrichs Affront mitzubekommen und blieb mit dem Fuß in der Luft wie versteinert stehen.
    Kerrich nahm ihm Schüssel und Tücher ab. »Gut. Und jetzt holen Sie mir ein paar Decken und zwei Hausmäntel.«
    »Mylord?« Moulton machte Glupschaugen.
    »Hausmäntel. Holen Sie sie einfach.« Kerrich trat einen Schritt zurück und knallte mit dem Fuß die Tür zu.
    Pamela sah ihn auf sich zuschreiten. Diese langen Schritte waren ihr schon so vertraut; diese geschmeidige Art, sich alles zu holen – Informationen, Beweismaterial, Geständnisse. Er würde niemals einen Fehler zugeben. Er würde nicht einmal darüber
nachdenken,
ob er einen Fehler gemacht hatte. Eine kluge Frau hätte versucht, ihn zu besänftigen.
    »Ich habe nur geliefert, was Sie verlangt haben. Ich kann auch nichts dafür, dass Sie ein hochnäsiger Halunke sind«, sagte Pamela.
    Er stellte die Schüssel auf den Tisch und wrang den Waschlappen aus. Pamela begriff erst jetzt, was er vorhatte. Sie versuchte, ihm das feuchte Tuch zu entreißen, aber er schob ihre Arme weg und kam so nah an sie heran, dass sich die Tischkante von hinten an ihre Oberschenkel presste und Kerrich selber von vorne. Das nasse Kleid und all ihre Unterröcke reichten nicht aus, sie vor seiner Nähe zu schützen. Sie versuchte, ihm auszuweichen, doch er packte sie am Kinn und wischte ihr das Gesicht ab, als sei sie eine ihrer eigenen Zöglinge. Die Stirn, die Wangen, die Nase, den Mund – sie hätte sich zur Wehr setzen können, doch sie befürchtete, er werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln

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