Geliebte Betrügerin
jetzt ihrer beider Zusammentreffen in Erinnerung zu rufen, war der Gipfel des Irrwitzes. »Falls wir einander getroffen haben sollten, dann hat es mir jedenfalls ebenso wenig bedeutet wie Ihnen. Abgesehen davon, kümmert es Sie doch nicht, was die Leute über Sie denken. Erinnern Sie sich?« Sie senkte erneut die Stimme. »›Ein Mann, dem die Ansichten irgendwelcher Ignoranten wichtig sind, ist nur ein Schatten seiner selbst. Eigentlich könnte man so einen Mann als weibisch bezeichnen.‹« Sie imitierte mies ein fieses Männerlachen.
»Hören Sie auf der Stelle auf, mich zu zitieren!«
jetzt war ihr wirklich zum Lachen. Das erste Mal, dass sie heute hatte punkten können. »Ich gehe nach oben und ziehe mich um.«
»Sie bleiben hier und ziehen diesen Hausmantel an.«
»Ich muss auf meinen guten Ruf achten.«
»Lady, ich verspreche Ihnen, wenn Sie nicht sofort diese Sachen ausziehen, reiße ich Ihren guten Ruf in Fetzen.«
Er hatte den Kopf gesenkt und wie aus der Pistole geschossen geantwortet. Er war mit seiner Geduld offensichtlich am Ende. Pamela agierte jetzt besser mit Köpfchen. »Sie haben mich schon einmal geküsst.« Sie hob beschwichtigend die Hände. »Versprechen Sie mir, dass Sie es nicht noch einmal versuchen.«
»Miss Lockhart, das Einzige, was ich Ihnen versprechen kann, ist, dass ich so oder so die Wahrheit aus Ihnen herausbekomme.« Er zeigte auf den Paravent. »Gehen Sie, und ziehen Sie sich aus.«
Pamela hatte nicht das Geringste gewonnen. Aber er war mittlerweile kurz davor, die Angelegenheit selbst in die Hände zu nehmen. Sie hastete hinter den Wandschirm. Kerrich, dieser Erpresser, hatte Recht- Sie wollte ihre nassen Kleider loswerden und ihre durchgeweichten Lederschuhe. Und wenn sie nicht wollte, dass er ihr behilflich war, musste sie sich beeilen.
Sie quetschte sich in die kleine Nische hinter dem Paravent und fummelte die Knöpfe auf dem Rücken des Kleides auf. Sie vergewisserte sich schnell, dass sie unbeobachtet war und zog sich das Kleid über den Kopf.
»Es muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass Sie irgend wann auffliegen«, rief er.
»Warum?« Seine Stimme schien vom Kamin zu kommen, was sie ein wenig beruhigte. Sie band die Unterröcke auf, ließ sie zu Boden gleiten und stieg heraus. »Nachdem Sie mich für passend befunden hatten, haben Sie mich doch gar nicht mehr richtig angesehen.«
»Oh … das … habe … ich.«
Es gab keinen Stuhl, also setzte sie sich auf den Boden und quälte sich mit den Knöpfen ihrer Lederschuhe ab. »Sie wollten Ihr Vorhaben so schnell wie möglich zu Ende bringen. Ich wusste, dass ich nicht lange würde bleiben müssen.«
»Ich habe Sie angesehen. Und ich habe gewusst, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt.« Er machte eine Pause, dann sprach er genussvoll weiter: »Und ich habe Sie geküsst.«
»Ich habe das Geld gebraucht.«
»Das Geld für die Küsserei?«
Er hörte sich an, als lache er.
»Nein, Eure scherzende Lordschaft. Das Geld, das Sie bei Erfolg zahlen wollten.« Sie löste die Strumpfbänder, rollte die Strümpfe herunter und zitterte, als die kühle Luft ihre Haut streifte. Sie wickelte sich in die Decke. »Wie Sie freundlicherweise erläutert haben, Mylord, für Geld tun die Frauen alles.«
Er holte tief Luft und atmete nachdenklich wieder aus. »Mit Ausnahme von Ihnen.« Der schnelle, zornige Duktus war bedächtigem Nachsinnen gewichen. »Sie heiraten jedenfalls nicht des Geldes wegen.«
Pamela beeilte sich. Sie war immer noch nicht zur Ruhe gekommen. Sie war immer noch so wütend, wie sie es auf der Rennbahn gewesen war, und sie schrie zurück: »Ich heirate überhaupt nicht.« Mit einmal hörte sie sich selbst. Sie kreischte wie eines von Vaters Flittchen. Sie betrachtete ihre zitternden Hände, bekam ihre Stimme wieder unter Kontrolle und sagte ruhig: »Aber das steht doch hier nicht zur Debatte, oder?«
»Oh, da bin ich mir nicht so sicher. Es wäre vielleicht die Lösung all meiner Probleme. Sie sind klug, aus guter Familie und wenn Sie so bezaubernd sind, wie Colbrook gesagt hat, dann hätte ich eine Ehefrau, die sogar die Zustimmung der Königin fände.«
Kapitel 18
Pamela schoss hinter dem Wandschirm hervor, um Kerrich den Kopf zurechtzusetzen.
Er stand am Feuer, vollkommen nackt.
Nackt. Er drehte ihr sein Profil zu. Die Arme erhoben, die Muskeln gespannt, ein Handtuch überm Kopf. Er war dabei, sich die Haare zu trocknen. Ein feiner Hauch schwarzer Härchen bedeckte die frische, glänzende Haut,
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