Geliebte Betrügerin
auch noch ein paar andere bringen lassen.«
Daneben lagen – in ihrer Größe! – zarte Unaussprechliche für Damen sowie ein Spitzenunterkleid, ein Korsett aus feinster Seide, knisternde Unterröcke, hauchdünne Strümpfe und am Boden standen graue Schuhe.
Er hatte an alles gedacht.
Es wäre um so vieles besser gewesen, wenn Kerrich sie nicht zu Gesicht bekommen hätte, bevor sie Beth verabschiedete. Dann wäre es zu spät gewesen für eine Konfrontation. Dann hätte sie sich nicht umständlich erklären müssen. Also starrte sie die exquisiten Sachen an und sagte: »Das alles ist ganz wundervoll, aber -«
Er hob die Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie können von einem Mann keine Geschenke annehmen. Nicht einmal von mir. Aber Sie können es. Ich ziehe es Ihnen nämlich von Ihrem Lohn ab.«
Pamela schoss herum. »Wie bitte?«
»Jetzt schauen Sie mich wenigstens an.« Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Seine Mundwinkel zuckten. Er war unerträglich selbstgefällig. »Lassen Sie mich Ihnen das schenken. Es würde mich sehr glücklich machen, und Sie können es als Prämie für den Erfolg unseres Projekts verbuchen.«
»Dann danke ich Ihnen herzlich.« Sie schluckte. »Aber wo würde man ein solches Kleid wohl tragen?«
Ein paar lange Sekunden lang stand er reglos da. Er schien zu merken, wie schlecht sie auf diese Situation vorbereitet war, und sie konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete und kalkulierte, bis er schließlich die richtige Antwort parat hatte.
Teuflisch zog er die Brauen schräg. »Habe ich vielleicht gesagt, Sie
müssten
eines Ihrer Witwenkleider anziehen?«, fragte er. »Falls ja, habe ich eben meine Meinung geändert. sie werden dieses Kleid hier tragen und zwar auf dem Empfang Ihrer Majestät heute Nachmittag.«
Sie hasste dieses grauenhafte Gefühl, das ihr den Atem nahm und die Hände kalt werden ließ. »Ich kann nicht.«
Sie hätte es ihm erklärt, aber er lächelte, kam näher und drängte sie ans Bett. »Geliebte, es gibt nichts, was Sie nicht tun könnten.« Er zog die Stricknadeln aus ihrem Haarknoten. Er fasste den gestärkten Kragen nur an, und schon fiel er zu Boden. Er knöpfte ihr Kleid auf, löste die Schnüre des Mieders, ließ ihre Unterröcke zu Boden gleiten.
Er zog sie einfach aus! Vermutlich hatte er vor, sie eigenhändig in diese Robe zu stopfen und zum Empfang mitzuzerren.
»Ich kann nicht. Ich bin nicht eingeladen. Und man erscheint nicht ohne Einladung vor der Königin.«
»Sie werden durchaus erwartet.« Er entledigte sie mit einem einzigen Ruck des ganzen Zeugs, bis sie nur noch in Unterkleid und Strümpfen dastand.
Der Mann hätte Lektionen im Damenentkleiden erteilen können. All die Möchtegernlebemänner hätten meilenweit Schlange gestanden.
»Als ich die Einladung beantwortet habe, habe ich das auch in Ihrem und Großvaters Namen getan. Für Großvater deshalb, weil er Gast in meinem Hause ist und ein guter Freund der Königin. Victoria ist äußerst loyal, was Freunde angeht. Für Sie, weil Sie Beths Gouvernante sind und niemand, nicht einmal die Königin selbst, von mir verlangen kann, dass ich mich alleine um ein kleines Mädchen kümmere.« Er lächelte sie an.
»So einfach ist das aber nicht. Ich habe Ihre Majestät schon einmal getroffen.« Pamela bewegte sich auf einem schmalen Grat. Sie wollte nicht, dass Kerrich sich erinnerte, aber sie wollte, dass er verstand. Damit er sie hier bleiben ließ. »Vor vielen Jahren, als sie noch ein Kind war.«
»Ach, wirklich.« Er zog das Kleid und alle die anderen feinen Sachen mitsamt der Tagesdecke vom Bett und flach auf den Boden. »Ich wünschte, ich hätte das gewusst, dann hätte ich es in meinem Antwortschreiben an die Königin erwähnt.«
»Nein!« Pamela sah ihn entsetzt die Bettdecke zurückschlagen.
»Aber Sie haben mir so wenig über Ihre Vergangenheit erzählt, dass Sie in fast allem, was zählt, eine Fremde für mich geblieben sind.« Er legte ihr die Hand um die Taille und hob sie auf die Matratze. »Dennoch verstehen wir einander in einer bestimmten Hinsicht sehr gut.«
Pamela war schockiert, wie dumm sie gewesen war. Kerrich hatte sie nicht entkleidet, um sie in das neue Kleid hineinzuzwingen. Er hatte sie entkleidet um sie … um … »Das können Sie nicht tun!«, protestierte sie.
»Doch.« Er griff nach ihrer Unterhose, zog sie ihr aus und drehte Pamela auf den Rücken. »Kann ich. Sie haben mich dazu benutzt, sich für all das zu rächen, was die
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