Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
warum ihr Retter den wütenden Mob so spielend unter Kontrolle gebracht hatte. Ihr Atem stockte, als sie den Mann mit der Narbe erkannte. Ausgerechnet derjenige, der ihr von Anfang an eine Gänsehaut bereitete, stellte sich schützend vor sie.
Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es an, um die aufgeplatzte Oberlippe zu begutachten. Er runzelte die Stirn. Zumindest den Teil, der nicht unter der wulstig aufgeworfenen Narbe lag. Sie stieß angesichts dieser vertraulichen Geste überrascht die Luft aus, was den Fremden amüsierte.
„Hier, nehmen Sie.“ Er hielt ihr ein weißes Stofftaschentuch entgegen.
Morrighan starrte verwirrt darauf. Es erschien grotesk, dass ein Mann wie er ein blütenweißes Leinentaschentuch mit sich herumtrug. Das erinnerte sie stark an die Nacht, in der Quinn in ihr Leben getreten war. Doch angesichts der bedrohlichen Aura, die den Fremden umgab, bezweifelte sie, dass er ebenfalls ein Rugadh war. Der Gedanke, weiße Taschentücher wären so etwas wie das internationale Erkennungszeichen dieser Spezies trieb ein Glucksen ihre Kehle hinauf, das sie mit Mühe unterdrückte. Sie stand eindeutig unter Schock.
„Na, nehmen Sie schon“, ermunterte der Fremde sie.
„Keine Sorge, es ist vorbei.“
Seine Stimme klang nun weit weniger bedrohlich, beinah sanft. Sie brachte etwas in ihr zum Schwingen und dieses Gefühl war weit davon entfernt, angenehm zu sein. Dieser Mann war ihr zu Hilfe gekommen und dennoch jagte seine Stimme ihr einen eiskalten Schauder über den Rücken. Seine bloße Präsenz. Ihr Herz schlug so schnell, dass ihr schwindelig wurde. Ihre Lippen formten ein schwaches ‚
Danke für Ihre Hilfe’
, während sie gebannt in seine seelenlosen Augen starrte. Ihre Beine versagten den Dienst und ihr Retter schloss seine Arme um ihre Taille, hielt sie aufrecht und zog sie an seine Brust.
„Du duftest gut“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Viel zu gut für eine Sterbliche.“ Seine Lippen strichen über ihren Hals. Seine Narbe berührte ihre Haut. „Viel zu gut für Quinn.“
Sie erwachte aus seinem Bann, stemmte ihre Handflächen gegen seine Brust. „Lassen Sie mich bitte los.“
„Nimm deine Finger von ihr!“
Quinns Stimme war ein nicht weniger bedrohliches Knurren. Er stand hinter ihr, sodass sie zwischen den Männern eingeklemmt war. Das vernarbte Gesicht verzog sich zu einem gefährlichen Grinsen. Sein Arm schloss sich noch fester um sie. Der Mann schnupperte provozierend an ihr. Sie verstärkte den Druck auf seine Brust. Ohne erkennbares Ergebnis. Dann plötzlich nahm er die Hände von ihr und sie taumelte gegen Quinn, der sie hinter seinen Rücken schob. „Es war nicht so, wie du denkst.“ Sie umklammerte Quinns Arm, dessen Muskeln sich anspannten, bereit, auf sein Gegenüber loszugehen. „Er hat mir geholfen.“ Bis es außer Kontrolle geriet, aber Quinn musste nicht ihre Ehre verteidigen, nicht gegen diesen Kerl, der aussah als kämpfte er nach seinen eigenen – unfairen – Regeln.
„Da hörst du es, Quinn, ich habe sie beschützt.“
„Ich kenne deine Art von Schutz, Lughaidh“, zischte Quinn. „Ich warne dich, wenn du sie noch einmal anrührst, werde ich zu Ende bringen, was ich damals begonnen habe.“
An Quinns angespanntem Körper vorbei sah sie, wie Lughaidh sich genüsslich mit dem Finger über die wulstige Narbe in seinem Gesicht fuhr.
„Du willst es zu Ende bringen?“ Er lachte höhnisch auf. „Etwa in der Weise, wie du deinem Freund Adrian bis zu seinem Ende zur Seite gestanden hast? Ich fürchte mich zu Tode, Quinn.“ Dann wandte er sich an Morrighan.
Sie zog unwillkürlich den Kopf ein, als sein kalter Blick wieder auf sie gerichtet war.
„Sie sollten sich besser überlegen, ob er die richtige Wahl ist, er erweist sich stets aufs Neue als Versager. Adrian hätte ihnen so einiges über diesen jämmerlichen Feigling erzählen können.“
Damit kehrte er ihnen den Rücken zu und ließ sie stehen. Quinn atmete tief aus.
„Wer war das? Woher kennst du ihn? Was meinte er damit, dass mir dieser Adrian so einiges über dich erzählen könnte? Was ist er?“ Sie hatte das Gefühl, diese Frage noch öfter stellen zu müssen.
„Lass uns das nicht hier klären.“
Er warf einen Blick auf die in Grüppchen zusammenstehenden Anwesenden, die immer wieder herübersahen und sich mit Sicherheit über sie unterhielten.
„Aber ich wollte Edwards fragen, ob er meine Hilfe benötigt.“ Sie warf einen Blick über die Schulter zu dem Mann,
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